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Gadgets

Apple-Handy

So wird das iPhone zum Überall-Computer

Der Software-Supermarkt für das Apple-Telefon brummt: Mehr als zehn Millionen Programme haben die Kunden in den ersten Tagen geladen. In dem Riesenangebot gibt es ein paar geniale Einfälle und viele praktische Helfer - SPIEGEL ONLINE zeigt die besten.

Spiegel Online, 16.7.2008

Hunderte von Programmierern toben sich aus, entwerfen Mobilanwendungen, die es so bisher noch nicht gegeben hat. So wird aus einem Handy ein kleiner Überall-Computer, der sich wie der Heim-PC aus einer immensen Software-Auswahl auf die eigenen Ansprüche zuschneiden lässt. Google hat das vor Monaten als bahnbrechende Idee angekündigt, einen Programmierwettbewerb für seine Mobilfunkplattform ausgeschrieben und viele schöne Ideen belohnt (mehr...). Nur ausprobieren kann man davon noch keine.

Anders bei Apple: Besitzer eines Apple-Handys haben allein am vorigen Wochenende zehn Millionen Mini-Programme fürs iPhone aus dem neuen Download-Portal "App Store" geladen.

Der Software-Supermarkt fürs iPhone ist mit einem Angebot von gut 500 Programmen gestartet - inzwischen sind laut Apple mehr als 800 Programme verfügbar. Etwa ein Viertel dieses Angebots ist gratis, die meisten der kostenpflichtigen Programme sind für weniger als acht Euro zu haben.

Zweit-Gedächtnis, Mini-Klavier, Nachrichtenticker - SPIEGEL ONLINE stellt die spannendsten iPhone-Programme vor:

Evernote - das Überallnotizbuch

Der Online-Dienst Evernote will das zweite, verlässliche Gedächtnis seiner Nutzer werden. Das Unternehmen kombiniert Software für Mac, PCs, Windows-Mobiltelefone und das iPhone mit einem Online-Speicher: Fotos, Texte, PDFs, Audioaufnahmen - was immer man am Computer als Datei in die Evernote-Anwendung zieht, mit dem iPhone fotografiert und aufzeichnet oder unterwegs über das Web-Interface einstellt, wird sofort mit dem Evernote-Server synchronisiert.

Die Dateien lassen sich verschlagworten, in Ordnern sammeln und per Browser, Mobiltelefon oder Evernote-Software überall abrufen, ergänzen und bearbeiten. Interessante Zusatzfunktionen:

  • Alle mit dem iPhone geschossenen Fotos ergänzt die kostenlose Evernote-Software um die aktuellen Positionsdaten - das funktioniert sogar mit einem Alt-iPhone anhand der Peilung über die Mobilfunkzelle ganz gut.
  • Eine Texterkennungs-Software auf den Evernote-Servern scannt alle hochgeladenen Fotos und erfasst Textinhalte in Fotos (von Visitenkarten zum Beispiel) für die Volltextsuche. Die Fotos von zahlenden Evernote-Kunden (fünf Dollar im Monat - das entspricht gut drei Euro - für 500 statt nur 40 Megabyte Upload-Volumen) werden bevorzugt behandelt.

Die Evernote-Software lief im Test problemlos auf einem Alt-iPhone. Mit dem Telefon aufgenommene Sprachnotizen waren nach ein paar Sekunden auf dem Server zu finden - und das mit einer Übertragung per Edge. Das größte Manko: Die minderwertige iPhone-Kamera eignet sich bei Bürobeleuchtung überhaupt nicht dafür, erkennbare Fotos von Visitenkarten oder derlei zu machen - die Evernote-Texterkennung versagt an der miserablen Bildqualität. Ärgerlich!

Per Shozu immer mit allen vernetzt

Der Online-Dienst Shozu ist eine kostenlose Schaltzentrale für fast alle sozialen Netzwerke und Blog-Dienstleister aus Nordamerika: Facebook, Flickr, Blogger, Wordpress und ein paar Dutzend andere Dienste. Hat man seine Profile bei diesen Anbietern einmal mit dem Shozu-Konto verknüpft, informiert die iPhone-Software bei jedem Aufruf über neue Kommentare zu eigenen Beiträgen, neue Einträge von Freunden und so weiter. 

Shozu stellt auch Fotos bei Flickr, Picasa, Smugmug oder dem eigenen Blog ein, veröffentlicht Texteinträge im eigenen Blog und Kurzmitteilungen bei Twitter. Eine Software für fast alle Dienste - die Idee besticht und die kostenlose Software läuft stabil. Nachteile: Shozu ergänzt Blog-Einträge um eine Zeile Eigenwerbung für den Dienst, außerdem hat Shozu einen US-Fokus, es gibt keine Schnittstelle für große deutsche Netzwerke.

Midomi erkennt, was man ins iPhone summt

Der Online-Dienst Midomi erkennt, welche Musik gerade läuft. Egal, ob man eine Melodie summt, ein Lied singt oder das iPhone einfach etwas mitschneiden lässt, was gerade im Radio läuft - meistens liefert die kostenlose Midomi-Software in ein paar Sekunden den korrekten Titelnamen, samt Informationen zum Interpreten, Diskografie und Links, um den erkannten Song (und alle anderen des Interpreten auch) bei iTunes zu kaufen.

AquaForest - Physik als Spiel

Die knapp sechs Euro teure iPhone-Software "Aqua Forest" ist ein Spiel - im weiteren Sinne: Man kann Wasser auf dem Telefonbildschirm hin- und herschwappen lassen, es fließt und wogt und plätschert, je nachdem, wie man das Apple-Handy dreht und schüttelt. Man kann das Wasser einfrieren, mit geschickt plazierten Flammen verdampfen und diversen Werkzeugen zäher oder flüssiger werden lassen.

50 Level machen "Aqua Forest" zum Spiel - hier müssen Wassermassen oder Lichtkugeln durch Hindernisparcours ins Ziel geschwenkt und geschüttelt werden.

Filemagnet - das Dateiarchiv zum Mitnehmen

Eigentlich eine ganz einfache, selbstverständliche Funktion: Auf dem iPhone speichert man Word- und PDF-Dokumente, Fotos und andere Dateien zwischen, liest oder betrachtet sie unterwegs, lädt sie vielleicht auf einem anderen Rechner wieder hoch.

Mit Apple-Bordmitteln ist das unmöglich. Will man Fotos auf dem iPhone speichern, müssen die erst am Heimrechner in ein Apple-Programm wie iPhoto oder Aperture importiert, dann zum Synchronisieren mit iTunes ausgewählt und zuletzt tatsächlich über iTunes synchronisiert werden. Bei PDFs oder Word-Dokumenten funktioniert das gar nicht.

Das vier Euro teure Programm Filemagnet kann nicht nur PDFs und Word-Dokumente mühelos auf dem iPhone darstellen - die Synchronisierung mit einem ausgewählten Mac läuft auch viel galanter ab als von iTunes gewöhnt: Statt das Apple-Handy an den Computer zu stöpseln wie bei der Apple-Synchronisierung, genügt es bei Filemagnet, dass beide Geräte im selben Drahtlos-Netzwerk eingebucht sind, auf beiden die Filemagnet-Software läuft und man einmalig die Verknüpfung bestätigt.

Ein Augenblick und man kann Dateien aufs iPhone schaufeln - draht- und mühelos, so wie man es eigentlich von Apple erwarten würde.

Fahrplanauskunft - derzeit leider nur für Berlin

Es könnte so einfach sein: In einer fremden Stadt das Mobiltelefon rausholen, Position per GPS genau oder so ungefähr über die Mobilfunkzelle bestimmen, Zielhaltestelle eintippen und dann nach ein paar Sekunden die schnellste Bus- oder Bahnverbindung wissen - samt aller Abfahrtzeiten und Umsteigehaltestellen.

In Berlin geht das inzwischen - die kostenlose iPhone-Software Fahr-Info Berlin ermittelt die aktuelle Position und schlägt nahegelegene Haltestellen als Abfahrtpunkt vor. Auf Wunsch kann man aber auch Haltestellennamen manuell eingeben - allein die Suche mit Straßennamen bietet die Datenbank noch nicht.

Schlicht, schnell und clever - warum können Verkehrsbetriebe so was nicht überall anbieten?

MooCowMusic - das iPhone als Band

Auf gehackten iPhones läuft die Komponier-Software iBand schon lange (mehr...) – nun kann man das Programm, wohl wegen Apples strenger App-Store-Regeln in "Band" umbenannt, für acht Euro ganz offiziell in Apples Software-Supermarkt kaufen.

Mit dem Programm kann man virtuelle Instrumente (Klavier, Gitarre, Schlagzeug) einzeln spielen, die Spuren mischen und die Aufnahmen mit diversen Werkzeugen bearbeiten.

Als Spielzeug begeistert das nicht allzu lange – Zielgruppe sind eindeutig Kenner und Könner.

Tap Tap Revenge – im Takt aufs iPhone tippen

Kostenlos und ziemlich witzig: Bei Tap Tap Revenge muss der Spieler auf Farbknubbel tippen, die angeblich in irgendeiner Beziehung zur gerade laufenden Musik immer schneller drei Bahnen auf dem iPhone-Bildschirm hinabrutschen.

Das macht schon im Einzelspieler-Modus süchtig, aber viel spaßiger ist es, gegeneinander anzutreten: Zwei Spieler sitzen sich gegenüber und tippen jeweils auf ihre Hälfte des Bildschirms – bunt, absurd und ziemlich abgefahren.

Cro-Mag – das Steinzeit-Autorennen

Ganz klassisch funktioniert das acht Euro teure Autorennspiel Cro-Mag Rally: Der Knuddelfaktor und die Renngefährte erinnern ein wenig an Mario Kart: Der Spieler rast in neun möglichen Gefährten (erinnern alle ein wenig ans Auto der Familie Feuerstein) über neun Pisten. Der Spieler lenkt, indem er das iPhone dreht - und das funktioniert ziemlich präzise.

Einziges Manko der Steuerung: Zum Beschleunigen oder Bremsen muss man mit dem Finger den Bildschirm berühren, das widerspricht der Bedienlogik. Abgesehen davon ein schön anzusehendes, angenehm zu steuerndes Rennspiel.