Medien Konrad Lischka ist Journalist, arbeitet seit April 2007 als Redakteur bei Spiegel Online, war von 2004 bis 2007 Redaktionsleiter, später Chefredakteur des Literaturmagazins bücher und hat als Textchef bei der VVA-Gruppe gearbeitet. Er hat eineAusbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule absolviert, war Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung und Frankfurter Rundschau (Feuilleton), hat für Medien wie c't und die Neue Zürcher Zeitung über IT-Themen geschrieben, für die taz aus Bayern berichtet und ein Buch über die Geschichte des Computerspiels im Heise-Verlag veröffentlicht. http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien 2009-07-25T22:55:30Z Joomla! 1.5 - Open Source Content Management Medienkrise: Murdoch plant angeblich das Bezahl-Web (Spiegel Online, 7.5.2009) 2009-05-08T08:15:19Z 2009-05-08T08:15:19Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/794-medienkrise-murdoch-plant-angeblich-das-bezahl-web-spiegel-online-752009 Konrad Lischka [email protected] <h4>Medienkrise<br /></h4> <h1>Murdoch plant angeblich das Bezahl-Web</h1> <h4>Medienzar Rupert Murdoch deutet wieder mal einen Strategiewandel an: Das Kostenlos-Internet funktioniere nicht, Medienfirmen müssten sich ein neues Geschäftsmodell fürs Web ausdenken. Gerüchten zufolge lässt Murdoch eine Bezahl-Plattform entwickeln.<br /></h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,623478,00.html" target="_blank">Spiegel Online, 7.5.2009</a></h5> <p> <script type="text/javascript" src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5"></script></p> </p> <p>Schlechte Geschäftszahlen und markige Worte von Medientycoon Rupert Murdoch. Bei einer Telefonkonferenz zur Vorstellung der aktuellen Quartalsergebnisse seiner Firma News Corporation ("Times", "Wall Street Journal", Fox News, HarperCollins) erklärte der 78-Jährige laut <a title="CNN zitiert Murdoch" href="http://edition.cnn.com/2009/BUSINESS/05/07/murdoch.web.content/" target="_blank">CNN</a>, er erwarte, dass die Web-Angebote seiner Printmedien binnen eines Jahres kostenpflichtig werden.</p> <p> <script type="text/javascript"><!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script type="text/javascript" src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js"> </script> </p> <p>Vorher hatte Murdoch erklären müssen, dass der Quartalsgewinn einmal wieder drastisch (um 47 Prozent auf 755 Millionen Dollar) gefallen ist. In der Zeitungs- und Fernsehsparte sanken die Betriebsgewinne um 99 und 97 Prozent. Murdoch drosch in der Fragerunde vor allem auf die Kostenlos-Kultur im Web ein: "Das gegenwärtige Geschäftmodell im Web funktioniert nicht."</p> <p>Mit derart griffigen Sprüchen, die Medienzar Rupert Murdoch in den vergangenen zwei Jahren zu Journalismus-Geschäftsmodellen abgegeben hat, könnte man ein kleines Büchlein füllen. Vergleicht man drei dieser markanten Prognosen, fällt auf, wie gern Murdoch seine Meinung ändert:</p> <ul style="margin-top: 0cm;"> <li class="MsoNormal">Mitte 2007 plante Murdoch die Übernahme des "Wall Street Journals" und <a title="spekulierte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,491517,00.html">spekulierte</a> laut und öffentlich über ein Ende der Papierausgabe: "Wie wäre es", fragt er rhetorisch, "wenn man eine Redaktion der Spitzenklasse zusammenkaufte, und das 'Journal' dann nur im Netz und völlig kostenlos anböte? Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen. Wie lange würde es dauern, bis die Werbung kommt? Es wäre jedenfalls erfolgreich, es würde funktionieren und man würde … ein kleines bisschen Geld verdienen."</li> <li class="MsoNormal">Im August 2007 - Murdochs Firma hatte gerade das "Wall Street Journal" übernommen - <a title="erzählte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,499060,00.html">erzählte</a> der Neu-Eigentümer Analysten, dass seine Manager ein Ende des Abo-Modells der Web-Seite WJS.com prüfen. </li> <li class="MsoNormal">Anfang 2008 <a title="erklärte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,530902,00.html">erklärte</a> der Medienzar dann beim Weltwirtschaftsforum in Davos, das "Wall Street Journal" werde online doch nicht gratis - man plane eine Mischung: "Wir werden die kostenlosen Angebote des 'Wall Street Journals' im Web ausbauen und verbessern. Aber es wird ein starkes Angebot für Abonnenten geben."</li> </ul> <p>Bislang funktioniert Murdoch Vorzeige-Web-Seite WSJ.com in diesem Mischmodus: Niemand weiß so genau, welche Artikel nun tatsächlich Geld kosten: Die bei Google News zu findenden Artikel sind fast immer kostenlos zu haben, die Gratis-Software des "Wall Street Journals" fürs iPhone liefert ebenfalls alle Texte kostenlos.</p> <p>Ansonsten sind die Web-Seiten von Murdochs großen Zeitungen wie "Times" und "Sun" komplett gratis zugänglich, seine Firma auch an dem US-Kostenlos-Web-Fernsehen Hulu.com beteiligt. Eine Strategie kann man da bisweilen nicht wirklich erkennen, es sei denn man will dieses pragmatische Mischmasch als solches sehen: Inhalte für ein breites Publikum bieten Murdochs Medien werbefinanziert und gratis an, Fachinhalte für zahlungskräftige Firmenkunden (WSJ.com) kosten, aber auch das nicht immer.</p> <p>Nimmt man Murdochs markige Sprüche diesmal beim Nennwert, bereitet er nun aber wirklich die große Rundum-Web-Revolution vor. CNN zitiert ihn so: "Derzeit läuft eine epochale Debatte über den Wert von Inhalten und es ist vielen Zeitungen klar, dass das gegenwärtige Geschäftmodell nicht funktioniert." Sein Unternehmen sei bei dieser Debatte an "vorderster Front" aktiv und man könnte sicher sein, dass Murdochs Firma "ganz vorne dabei ist, einen Weg zu gehen, der die Einnahmen maximiert". Die Prognose des Tycoons: "Das Internet wie wir es heute kennen, ist bald vorbei."</p> <p>Das klingt ein wenig größenwahnsinnig. Gemeint hat Murdoch womöglich seinen Schrebergarten im Web - laut einem Beitrag von Ex-Newsweek-Reporter Stryker McGuire auf <a title="thedailybeast.com über angebliche Murdoch-Pläne" href="http://www.thedailybeast.com/blogs-and-stories/2009-05-05/murdochs-secret-plan-to-charge-for-content/" target="_blank">thedailybeast.com</a> lässt Murdoch ein Team in New York, London und Sydney Pläne für Bezahlmodelle im Web erarbeiten. Laut McGuires anonymen Quellen gehe es bei den Modellen auch um Hardware, die Inhalte "benutzerfreundlich" aufbereitet. Welche Geräte damit gemeint sein könnten, lässt McGuire offen.</p> <p>Bei der Bilanzpressekonferenz zumindest verkündete Murdoch stolz, 360.000 Menschen hätte bislang die kostenlose iPhone-Anwendung des "Wall Street Journals" heruntergeladen. Der WSJ.com-Artikel zu Murdochs neuen Sprüchen ist auf dem iPhone ebenfalls gratis zu lesen. Titel: "Get ready to Pay for Our Stuff Online."</p> </div> </div> <p> <script type="text/javascript"><!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script type="text/javascript" src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js"> </script> </p> <h4>Medienkrise<br /></h4> <h1>Murdoch plant angeblich das Bezahl-Web</h1> <h4>Medienzar Rupert Murdoch deutet wieder mal einen Strategiewandel an: Das Kostenlos-Internet funktioniere nicht, Medienfirmen müssten sich ein neues Geschäftsmodell fürs Web ausdenken. Gerüchten zufolge lässt Murdoch eine Bezahl-Plattform entwickeln.<br /></h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,623478,00.html" target="_blank">Spiegel Online, 7.5.2009</a></h5> <p> <script type="text/javascript" src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5"></script></p> </p> <p>Schlechte Geschäftszahlen und markige Worte von Medientycoon Rupert Murdoch. Bei einer Telefonkonferenz zur Vorstellung der aktuellen Quartalsergebnisse seiner Firma News Corporation ("Times", "Wall Street Journal", Fox News, HarperCollins) erklärte der 78-Jährige laut <a title="CNN zitiert Murdoch" href="http://edition.cnn.com/2009/BUSINESS/05/07/murdoch.web.content/" target="_blank">CNN</a>, er erwarte, dass die Web-Angebote seiner Printmedien binnen eines Jahres kostenpflichtig werden.</p> <p> <script type="text/javascript"><!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script type="text/javascript" src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js"> </script> </p> <p>Vorher hatte Murdoch erklären müssen, dass der Quartalsgewinn einmal wieder drastisch (um 47 Prozent auf 755 Millionen Dollar) gefallen ist. In der Zeitungs- und Fernsehsparte sanken die Betriebsgewinne um 99 und 97 Prozent. Murdoch drosch in der Fragerunde vor allem auf die Kostenlos-Kultur im Web ein: "Das gegenwärtige Geschäftmodell im Web funktioniert nicht."</p> <p>Mit derart griffigen Sprüchen, die Medienzar Rupert Murdoch in den vergangenen zwei Jahren zu Journalismus-Geschäftsmodellen abgegeben hat, könnte man ein kleines Büchlein füllen. Vergleicht man drei dieser markanten Prognosen, fällt auf, wie gern Murdoch seine Meinung ändert:</p> <ul style="margin-top: 0cm;"> <li class="MsoNormal">Mitte 2007 plante Murdoch die Übernahme des "Wall Street Journals" und <a title="spekulierte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,491517,00.html">spekulierte</a> laut und öffentlich über ein Ende der Papierausgabe: "Wie wäre es", fragt er rhetorisch, "wenn man eine Redaktion der Spitzenklasse zusammenkaufte, und das 'Journal' dann nur im Netz und völlig kostenlos anböte? Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen. Wie lange würde es dauern, bis die Werbung kommt? Es wäre jedenfalls erfolgreich, es würde funktionieren und man würde … ein kleines bisschen Geld verdienen."</li> <li class="MsoNormal">Im August 2007 - Murdochs Firma hatte gerade das "Wall Street Journal" übernommen - <a title="erzählte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,499060,00.html">erzählte</a> der Neu-Eigentümer Analysten, dass seine Manager ein Ende des Abo-Modells der Web-Seite WJS.com prüfen. </li> <li class="MsoNormal">Anfang 2008 <a title="erklärte" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,530902,00.html">erklärte</a> der Medienzar dann beim Weltwirtschaftsforum in Davos, das "Wall Street Journal" werde online doch nicht gratis - man plane eine Mischung: "Wir werden die kostenlosen Angebote des 'Wall Street Journals' im Web ausbauen und verbessern. Aber es wird ein starkes Angebot für Abonnenten geben."</li> </ul> <p>Bislang funktioniert Murdoch Vorzeige-Web-Seite WSJ.com in diesem Mischmodus: Niemand weiß so genau, welche Artikel nun tatsächlich Geld kosten: Die bei Google News zu findenden Artikel sind fast immer kostenlos zu haben, die Gratis-Software des "Wall Street Journals" fürs iPhone liefert ebenfalls alle Texte kostenlos.</p> <p>Ansonsten sind die Web-Seiten von Murdochs großen Zeitungen wie "Times" und "Sun" komplett gratis zugänglich, seine Firma auch an dem US-Kostenlos-Web-Fernsehen Hulu.com beteiligt. Eine Strategie kann man da bisweilen nicht wirklich erkennen, es sei denn man will dieses pragmatische Mischmasch als solches sehen: Inhalte für ein breites Publikum bieten Murdochs Medien werbefinanziert und gratis an, Fachinhalte für zahlungskräftige Firmenkunden (WSJ.com) kosten, aber auch das nicht immer.</p> <p>Nimmt man Murdochs markige Sprüche diesmal beim Nennwert, bereitet er nun aber wirklich die große Rundum-Web-Revolution vor. CNN zitiert ihn so: "Derzeit läuft eine epochale Debatte über den Wert von Inhalten und es ist vielen Zeitungen klar, dass das gegenwärtige Geschäftmodell nicht funktioniert." Sein Unternehmen sei bei dieser Debatte an "vorderster Front" aktiv und man könnte sicher sein, dass Murdochs Firma "ganz vorne dabei ist, einen Weg zu gehen, der die Einnahmen maximiert". Die Prognose des Tycoons: "Das Internet wie wir es heute kennen, ist bald vorbei."</p> <p>Das klingt ein wenig größenwahnsinnig. Gemeint hat Murdoch womöglich seinen Schrebergarten im Web - laut einem Beitrag von Ex-Newsweek-Reporter Stryker McGuire auf <a title="thedailybeast.com über angebliche Murdoch-Pläne" href="http://www.thedailybeast.com/blogs-and-stories/2009-05-05/murdochs-secret-plan-to-charge-for-content/" target="_blank">thedailybeast.com</a> lässt Murdoch ein Team in New York, London und Sydney Pläne für Bezahlmodelle im Web erarbeiten. Laut McGuires anonymen Quellen gehe es bei den Modellen auch um Hardware, die Inhalte "benutzerfreundlich" aufbereitet. Welche Geräte damit gemeint sein könnten, lässt McGuire offen.</p> <p>Bei der Bilanzpressekonferenz zumindest verkündete Murdoch stolz, 360.000 Menschen hätte bislang die kostenlose iPhone-Anwendung des "Wall Street Journals" heruntergeladen. Der WSJ.com-Artikel zu Murdochs neuen Sprüchen ist auf dem iPhone ebenfalls gratis zu lesen. Titel: "Get ready to Pay for Our Stuff Online."</p> </div> </div> <p> <script type="text/javascript"><!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script type="text/javascript" src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js"> </script> </p> Medienkrise: Das versteckte Digital-Abo (Spiegel Online, 2.3.2009) 2009-03-07T13:04:16Z 2009-03-07T13:04:16Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/765-medienkrise-das-versteckte-digital-abo Administrator [email protected] <h4>Medienkrise </h4> <h1>Das versteckte Digital-Abo</h1> <h4>Neue Bezahlstrategie: Weil kaum jemand f&uuml;r Downloads zahlt, wollen Musiklabels ihre Geb&uuml;hren in Hardware-Preisen verstecken - Handys mit Musik-Flatrate zum Beispiel. Das k&ouml;nnte ein Modell f&uuml;r Medienh&auml;user sein. Der US-Verlag Hearst arbeitet an einem eigenen Leseger&auml;t.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,610668,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 2.3.2009</h5> <p> <script src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Wenn das Bild vom Griff nach dem Strohhalm passt, dann hier. Seit Jahresbeginn kommen vom US-Medienkonzern Hearst fast im Wochentakt katastrophale Nachrichten: 60 Tage habe der &quot;Seattle Post-Intelligencer&quot; noch zu leben, hie&szlig; es Mitte Januar. 50 Millionen US-Dollar Verlust habe 2008 allein die Regionalzeitung &quot;The San Francisco Chronicle&quot; gemacht - man werde sie bald verkaufen oder schlie&szlig;en. Nun greift Hearst laut &quot;Fortune&quot; nach diesem Strohhalm: In diesem Jahr werde das Verlagshaus (&quot;Cosmopolitan&quot;, &quot;Marie Claire&quot;, &quot;Harper's Bazaar&quot;, &quot;Esquire&quot;) ein selbst entwickeltes digitales Leseger&auml;t als Alternative zum Print-Abo anbieten. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Ein paar Details zum Kindle-Konkurrenten: Das Ger&auml;t soll einen deutlich gr&ouml;&szlig;eren Bildschirm als Amazons Leseger&auml;t Kindle haben, Inhalte aber auch nur schwarzwei&szlig; darstellen, &uuml;ber eine drahtlose Verbindung Inhalte aus dem Internet saugen (unklar ist, ob nur per W-Lan oder auch via Mobilfunk) und offen f&uuml;r Inhalte anderer Verlage sein. &quot;<a href="http://money.cnn.com/2009/02/27/technology/copeland_hearst.fortune/index.htm?postversion=2009022712" target="_blank" title="Fortune &uuml;ber Hearsts Kindle-Konkurrenz">Fortune</a>&quot; zitiert Hearst-Manager Kenneth Bronfin: &quot;Wir erwarten, dass diese Ger&auml;te einen gro&szlig;en Teil unserer Zukunft ausmachen.&quot; </p> <p> Was soll er auch anderes sagen? Bronfins Unternehmen steht wie alle gro&szlig;en Verlagsh&auml;user vor einem &auml;hnlichen Problem wie die Musikindustrie seit einem Jahrzehnt - und dummerweise kommen bei Verlagen noch ein paar ganz erhebliche Probleme dazu. </p> <p> <b>Kaum jemand will f&uuml;r Digitales zahlen </b> </p> <p> Die Menschen sind kaum bereit, f&uuml;r die online verf&uuml;gbaren Inhalte zu bezahlen. Zumindest nicht in einem Ma&szlig; wie in Zeiten, als die Inhalte noch auf materiellen Tr&auml;gern vertrieben wurden: Im Musikgesch&auml;ft gleichen die steigenden Einnahmen aus bezahlten Downloads die Umsatzverluste insgesamt nicht aus. Die Menschen h&ouml;ren nicht weniger Musik, sie bezahlen insgesamt nur nicht mehr so viel wie fr&uuml;her daf&uuml;r. </p> <p> Abgesehen von Anbietern digitaler Abos f&uuml;r Wirtschaftsinformationen (die meistens Unternehmen, nicht Privatkunden bezahlen) leiden Verlage unter demselben Problem wie die Musikindustrie. Das &quot;<a href="http://blogs.wsj.com/digits/2009/02/27/hearst-to-begin-charging-for-digital-news/" target="_blank" title="WSJ &uuml;ber Hearst">Wall Street Journal</a>&quot; zitiert aus einem internen Hearst-Mitarbeiterbrief diese Analyse: &quot;Wir haben kein Reichweiten-, sondern ein Umsatz- und Gesch&auml;ftsmodellproblem.&quot; Die Reichweite von Print- und Online-Medien zusammenwachse, w&auml;hrend die Ums&auml;tze schrumpfen. </p> <p> Das liegt nat&uuml;rlich auch daran, dass die Anzeigeneinnahmen gerade massiv einbrechen. Das trifft Verlage wie Hearst umso schmerzhafter, weil zeitgleich auch die Abo-Erl&ouml;se sinken. </p> <p> Da stehen Musikindustrie und Verlage vor derselben Frage: Wie kann man Menschen dazu bewegen, f&uuml;r die immer st&auml;rker genutzten digitalen Inhalte zu bezahlen? Die Antwort kann man so formulieren: Man gibt den Inhalten ein neues materielles Vertriebsmedium und versucht, die Abo-Geb&uuml;hren zu verstecken. </p> <p> Das erste derartige Produkt im Musikgesch&auml;ft verkauft Nokia seit Ende vorigen Jahres in Gro&szlig;britannien: Wer dort das Nokia-Handy 5800 Xpressmusic kauft, bekommt eine Musik-Flatrate dazu: &quot;Comes With Music&quot; (CWM) hei&szlig;t das Angebot. Ein Jahr lang nach Kauf des Mobiltelefons darf man kostenlos DRM-gesch&uuml;tzte Songs herunterladen, auf dem Mobiltelefon und einem Computer abspielen. </p> <p> <b>Musiklabels verstecken die Abo-Geb&uuml;hren</b> </p> <p> Die Abo-Geb&uuml;hren f&uuml;rs erste Jahr sind im Ger&auml;tepreis versteckt - Nokia reicht einen Teil der Einnahmen an die beteiligten Musiklabels weiter. In Schweden bietet Sony Ericsson mit Mobilfunkanbietern einen &auml;hnlichen Dienst unter dem Namen PlayNow Plus an: Die 1000 beliebtesten Songs sind auf dem Telefon vorinstalliert, je nach Mobilfunkanbieter kann man beliebig viele weitere Songs sechs oder zw&ouml;lf Monate lang DRM-gesch&uuml;tzt laden. </p> <p> Ob diese Versuche Erfolg haben, ist noch nicht ausgemacht. Aber das ist derzeit die einzige innovative und die erste einigerma&szlig;en aussichtsreiche Idee f&uuml;r ein neues Vertriebsmodell seit langem. Anbieter b&uuml;ndeln digitale Inhalte, die Menschen nicht bezahlen wollen, mit Ger&auml;ten und Dienstleistungen, f&uuml;r die sie zahlen: Hardware, Mobilfunkvertr&auml;ge, Internet-Zugang. </p> <p> Hearst will dieses Konzept offenbar f&uuml;r den Printjournalismus adaptieren. Wenn Menschen nicht f&uuml;r digitale Inhalte im Netz bezahlen, dann vielleicht f&uuml;r ein Tr&auml;germedium, mit denen sie diese Texte unterwegs lesen k&ouml;nnen? Amazon bietet mit dem Kindle bereits solch ein Leseger&auml;t: Es kostet 360 US-Dollar - ohne Inhalte, ohne Abo. Die Herstellungskosten sind nicht bekannt, Amazons Gewinnspanne auch nicht. </p> <p> <b>Abo-Einnahmen decken nicht einmal Druck und Vertrieb</b> </p> <p> Aber f&uuml;r Verlage k&ouml;nnte es sich durchaus rechnen, jedem Abonnenten, der eine Tagezeitung oder sogar ein Wochenmagazin f&uuml;r ein, zwei Jahre abonniert, ein Leseger&auml;t zu schenken. Heute schon decken die Abo-Einnahmen bei den meisten H&auml;usern nicht einmal die Druck- und Vertriebskosten. Konkret hei&szlig;t es dazu in einem Hearst-Rundschreiben, aus dem das &quot;Wall Street Journal&quot; zitiert: &quot;Derzeit lassen wir uns von Print-Abonnenten nur einen Teil der Kosten f&uuml;r das Bedrucken von Papier und den Vertrieb bezahlen.&quot; </p> <p> Wie viel g&uuml;nstiger es sein k&ouml;nnte, Leseger&auml;te einfach zu verschenken und die Abos digital zu vertreiben, hat im Februar der &quot;Silicon Alley Insider&quot; am Beispiel der <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,605767,00.html" title="New York Times durchgerechnet">&quot;New York Times&quot; durchgerechnet</a>: Der Papiervertrieb koste demnach die &quot;Times&quot; 644 Millionen US-Dollar im Jahr, allen Abonnenten einen Kindle zu schenken, sei halb so teuer. </p> <p> Diese Rechnung hat nur einen gewaltigen Haken: Man wei&szlig; nicht, wie viel das Tr&auml;germedium Papier den Menschen wert ist. </p> <p> &nbsp; </p> <ul> <li>Wie viele Abonnenten w&uuml;rden das Angebot Digital-Abo mit kostenlosem Leseger&auml;t annehmen? </li> <li>Wie viele Kunden w&uuml;rden ihr Abonnement k&uuml;ndigen, sollte ein Medium den Vertrieb auf Papier tats&auml;chlich einstellen und durch digitalen Vertrieb ersetzen? </li> <li>Welchen Anteil der Abo-Auflage m&uuml;sste man f&uuml;r die Papierliebhaber beibehalten? </li> </ul> <p> Das Beispiel Hearst zeigt, in was f&uuml;r einer gewaltigen Klemme manche General-Interest Verlage stecken: Sie k&ouml;nnen die enormen Fixkosten des Papiervertriebs nicht einfach aufgeben, weil damit ein wesentliches Gesch&auml;ftsmodell verlorengeht. Als <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,605767,00.html" title="SPIEGEL ONLINE die Leser fragte">SPIEGEL ONLINE die Leser fragte</a> ob sie ein Digital-Abo mit einem Leseger&auml;t als Dreingabe bezahlen w&uuml;rden, antworteten die meisten (40 Prozent): &quot;Nein, ich liebe Zeitungspapier.&quot; </p> <p> Je nach Verlagsbilanz d&uuml;rfte in der Anzeigenkrise der Papiervertrieb als M&uuml;hlstein oder Rettungsanker wirken. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <h4>Medienkrise </h4> <h1>Das versteckte Digital-Abo</h1> <h4>Neue Bezahlstrategie: Weil kaum jemand f&uuml;r Downloads zahlt, wollen Musiklabels ihre Geb&uuml;hren in Hardware-Preisen verstecken - Handys mit Musik-Flatrate zum Beispiel. Das k&ouml;nnte ein Modell f&uuml;r Medienh&auml;user sein. Der US-Verlag Hearst arbeitet an einem eigenen Leseger&auml;t.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,610668,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 2.3.2009</h5> <p> <script src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Wenn das Bild vom Griff nach dem Strohhalm passt, dann hier. Seit Jahresbeginn kommen vom US-Medienkonzern Hearst fast im Wochentakt katastrophale Nachrichten: 60 Tage habe der &quot;Seattle Post-Intelligencer&quot; noch zu leben, hie&szlig; es Mitte Januar. 50 Millionen US-Dollar Verlust habe 2008 allein die Regionalzeitung &quot;The San Francisco Chronicle&quot; gemacht - man werde sie bald verkaufen oder schlie&szlig;en. Nun greift Hearst laut &quot;Fortune&quot; nach diesem Strohhalm: In diesem Jahr werde das Verlagshaus (&quot;Cosmopolitan&quot;, &quot;Marie Claire&quot;, &quot;Harper's Bazaar&quot;, &quot;Esquire&quot;) ein selbst entwickeltes digitales Leseger&auml;t als Alternative zum Print-Abo anbieten. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Ein paar Details zum Kindle-Konkurrenten: Das Ger&auml;t soll einen deutlich gr&ouml;&szlig;eren Bildschirm als Amazons Leseger&auml;t Kindle haben, Inhalte aber auch nur schwarzwei&szlig; darstellen, &uuml;ber eine drahtlose Verbindung Inhalte aus dem Internet saugen (unklar ist, ob nur per W-Lan oder auch via Mobilfunk) und offen f&uuml;r Inhalte anderer Verlage sein. &quot;<a href="http://money.cnn.com/2009/02/27/technology/copeland_hearst.fortune/index.htm?postversion=2009022712" target="_blank" title="Fortune &uuml;ber Hearsts Kindle-Konkurrenz">Fortune</a>&quot; zitiert Hearst-Manager Kenneth Bronfin: &quot;Wir erwarten, dass diese Ger&auml;te einen gro&szlig;en Teil unserer Zukunft ausmachen.&quot; </p> <p> Was soll er auch anderes sagen? Bronfins Unternehmen steht wie alle gro&szlig;en Verlagsh&auml;user vor einem &auml;hnlichen Problem wie die Musikindustrie seit einem Jahrzehnt - und dummerweise kommen bei Verlagen noch ein paar ganz erhebliche Probleme dazu. </p> <p> <b>Kaum jemand will f&uuml;r Digitales zahlen </b> </p> <p> Die Menschen sind kaum bereit, f&uuml;r die online verf&uuml;gbaren Inhalte zu bezahlen. Zumindest nicht in einem Ma&szlig; wie in Zeiten, als die Inhalte noch auf materiellen Tr&auml;gern vertrieben wurden: Im Musikgesch&auml;ft gleichen die steigenden Einnahmen aus bezahlten Downloads die Umsatzverluste insgesamt nicht aus. Die Menschen h&ouml;ren nicht weniger Musik, sie bezahlen insgesamt nur nicht mehr so viel wie fr&uuml;her daf&uuml;r. </p> <p> Abgesehen von Anbietern digitaler Abos f&uuml;r Wirtschaftsinformationen (die meistens Unternehmen, nicht Privatkunden bezahlen) leiden Verlage unter demselben Problem wie die Musikindustrie. Das &quot;<a href="http://blogs.wsj.com/digits/2009/02/27/hearst-to-begin-charging-for-digital-news/" target="_blank" title="WSJ &uuml;ber Hearst">Wall Street Journal</a>&quot; zitiert aus einem internen Hearst-Mitarbeiterbrief diese Analyse: &quot;Wir haben kein Reichweiten-, sondern ein Umsatz- und Gesch&auml;ftsmodellproblem.&quot; Die Reichweite von Print- und Online-Medien zusammenwachse, w&auml;hrend die Ums&auml;tze schrumpfen. </p> <p> Das liegt nat&uuml;rlich auch daran, dass die Anzeigeneinnahmen gerade massiv einbrechen. Das trifft Verlage wie Hearst umso schmerzhafter, weil zeitgleich auch die Abo-Erl&ouml;se sinken. </p> <p> Da stehen Musikindustrie und Verlage vor derselben Frage: Wie kann man Menschen dazu bewegen, f&uuml;r die immer st&auml;rker genutzten digitalen Inhalte zu bezahlen? Die Antwort kann man so formulieren: Man gibt den Inhalten ein neues materielles Vertriebsmedium und versucht, die Abo-Geb&uuml;hren zu verstecken. </p> <p> Das erste derartige Produkt im Musikgesch&auml;ft verkauft Nokia seit Ende vorigen Jahres in Gro&szlig;britannien: Wer dort das Nokia-Handy 5800 Xpressmusic kauft, bekommt eine Musik-Flatrate dazu: &quot;Comes With Music&quot; (CWM) hei&szlig;t das Angebot. Ein Jahr lang nach Kauf des Mobiltelefons darf man kostenlos DRM-gesch&uuml;tzte Songs herunterladen, auf dem Mobiltelefon und einem Computer abspielen. </p> <p> <b>Musiklabels verstecken die Abo-Geb&uuml;hren</b> </p> <p> Die Abo-Geb&uuml;hren f&uuml;rs erste Jahr sind im Ger&auml;tepreis versteckt - Nokia reicht einen Teil der Einnahmen an die beteiligten Musiklabels weiter. In Schweden bietet Sony Ericsson mit Mobilfunkanbietern einen &auml;hnlichen Dienst unter dem Namen PlayNow Plus an: Die 1000 beliebtesten Songs sind auf dem Telefon vorinstalliert, je nach Mobilfunkanbieter kann man beliebig viele weitere Songs sechs oder zw&ouml;lf Monate lang DRM-gesch&uuml;tzt laden. </p> <p> Ob diese Versuche Erfolg haben, ist noch nicht ausgemacht. Aber das ist derzeit die einzige innovative und die erste einigerma&szlig;en aussichtsreiche Idee f&uuml;r ein neues Vertriebsmodell seit langem. Anbieter b&uuml;ndeln digitale Inhalte, die Menschen nicht bezahlen wollen, mit Ger&auml;ten und Dienstleistungen, f&uuml;r die sie zahlen: Hardware, Mobilfunkvertr&auml;ge, Internet-Zugang. </p> <p> Hearst will dieses Konzept offenbar f&uuml;r den Printjournalismus adaptieren. Wenn Menschen nicht f&uuml;r digitale Inhalte im Netz bezahlen, dann vielleicht f&uuml;r ein Tr&auml;germedium, mit denen sie diese Texte unterwegs lesen k&ouml;nnen? Amazon bietet mit dem Kindle bereits solch ein Leseger&auml;t: Es kostet 360 US-Dollar - ohne Inhalte, ohne Abo. Die Herstellungskosten sind nicht bekannt, Amazons Gewinnspanne auch nicht. </p> <p> <b>Abo-Einnahmen decken nicht einmal Druck und Vertrieb</b> </p> <p> Aber f&uuml;r Verlage k&ouml;nnte es sich durchaus rechnen, jedem Abonnenten, der eine Tagezeitung oder sogar ein Wochenmagazin f&uuml;r ein, zwei Jahre abonniert, ein Leseger&auml;t zu schenken. Heute schon decken die Abo-Einnahmen bei den meisten H&auml;usern nicht einmal die Druck- und Vertriebskosten. Konkret hei&szlig;t es dazu in einem Hearst-Rundschreiben, aus dem das &quot;Wall Street Journal&quot; zitiert: &quot;Derzeit lassen wir uns von Print-Abonnenten nur einen Teil der Kosten f&uuml;r das Bedrucken von Papier und den Vertrieb bezahlen.&quot; </p> <p> Wie viel g&uuml;nstiger es sein k&ouml;nnte, Leseger&auml;te einfach zu verschenken und die Abos digital zu vertreiben, hat im Februar der &quot;Silicon Alley Insider&quot; am Beispiel der <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,605767,00.html" title="New York Times durchgerechnet">&quot;New York Times&quot; durchgerechnet</a>: Der Papiervertrieb koste demnach die &quot;Times&quot; 644 Millionen US-Dollar im Jahr, allen Abonnenten einen Kindle zu schenken, sei halb so teuer. </p> <p> Diese Rechnung hat nur einen gewaltigen Haken: Man wei&szlig; nicht, wie viel das Tr&auml;germedium Papier den Menschen wert ist. </p> <p> &nbsp; </p> <ul> <li>Wie viele Abonnenten w&uuml;rden das Angebot Digital-Abo mit kostenlosem Leseger&auml;t annehmen? </li> <li>Wie viele Kunden w&uuml;rden ihr Abonnement k&uuml;ndigen, sollte ein Medium den Vertrieb auf Papier tats&auml;chlich einstellen und durch digitalen Vertrieb ersetzen? </li> <li>Welchen Anteil der Abo-Auflage m&uuml;sste man f&uuml;r die Papierliebhaber beibehalten? </li> </ul> <p> Das Beispiel Hearst zeigt, in was f&uuml;r einer gewaltigen Klemme manche General-Interest Verlage stecken: Sie k&ouml;nnen die enormen Fixkosten des Papiervertriebs nicht einfach aufgeben, weil damit ein wesentliches Gesch&auml;ftsmodell verlorengeht. Als <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,605767,00.html" title="SPIEGEL ONLINE die Leser fragte">SPIEGEL ONLINE die Leser fragte</a> ob sie ein Digital-Abo mit einem Leseger&auml;t als Dreingabe bezahlen w&uuml;rden, antworteten die meisten (40 Prozent): &quot;Nein, ich liebe Zeitungspapier.&quot; </p> <p> Je nach Verlagsbilanz d&uuml;rfte in der Anzeigenkrise der Papiervertrieb als M&uuml;hlstein oder Rettungsanker wirken. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> Zukunft der Medien: Eine Welt ohne Presse (Spiegel Online, 20.2.2009) 2009-02-23T11:45:28Z 2009-02-23T11:45:28Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/759-zukunft-der-medien-eine-welt-ohne-presse Administrator [email protected] <h4>Zukunft der Medien<br /> </h4> <h1>Eine Welt ohne Presse</h1> <h4>Zeitschriften sterben, US-Zeitungsh&auml;user beerdigen Regionalbl&auml;tter - und die Zielgruppe l&auml;sst das v&ouml;llig kalt. Viele Leser halten das Modell Presse f&uuml;r &uuml;berholt. Aber wie w&uuml;rde eine Welt ohne Journalismus klassischer Pr&auml;gung aussehen? Ein Szenario.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608592,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 20.2.2009</h5> <p> <script src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5" type="text/javascript"> </script> </p> An dem Tag, als der Verlag Cond&eacute; Nast sein deutsches <a href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,608374,00.html" title="Prestige-Magazin Vanity Fair einstellte">Prestige-Magazin &quot;Vanity Fair&quot; einstellte</a>, waren die Aktien der &quot;New York Times&quot; auf einem neuen Tiefstand. Ein Anteilsschein der renommiertesten Tageszeitung der Welt kostete am Mittwoch 13 Cents weniger als die Sonntagsausgabe des Blatts, die f&uuml;r vier US-Dollar verkauft wird. Die Anzeigeneinnahmen brechen weg, die Presse ist in einer Krise, die in den USA existenzbedrohende Ausma&szlig;e angenommen hat. <p> Der Tenor vieler Leserbriefe und -kommentare zu diesen Meldungen: Na und? </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Wie schlecht das Ansehen der Presse ist, illustriert dieser Satz aus einer Leser-E-Mail zum Artikel &quot; <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608375,00.html" title="Zeitung als Shareware?">Zeitung als Shareware?</a>&quot;: &quot;Jetzt kommt die Quittung. Alles Alte verschwindet. Tageszeitungen geh&ouml;ren dazu wie fossile Autos. Einfach weg.&quot; </p> <p> Bemerkenswert bei diesen Kommentaren ist, dass die Ablehnung sich nicht gegen spezielle Produkte oder Vertriebsformen richtet. Die leidige Print-Online-Debatte ist f&uuml;r die Leser gar nicht relevant - sie halten die traditionellen Medien insgesamt f&uuml;r &uuml;berholt. Abf&auml;llig &auml;u&szlig;ern sich Leser &uuml;ber &quot;Mammutverlage&quot;, Produkte, die &quot;halt f&uuml;r die Massen produziert&quot; werden und Medienmacher, die sie f&uuml;r &quot;abgehoben und arrogant&quot; halten. </p> <p> <b>Einmal angenommen, es k&auml;me so. Einmal angenommen, die Massenpresse w&uuml;rde einfach verschwinden - wie k&ouml;nnte der Alltag in so einer Gesellschaft aussehen? Drei Gedanken zur Welt ohne Massenpresse.</b> </p> <p> <b>1. </b><b>Nur Massenpresse schafft &Ouml;ffentlichkeitsdruck</b> </p> <p> Fangen wir ganz klein an, in Essen Kray-Leithe zum Beispiel: Da regen sich die Anwohner einer Busendhaltestelle seit Jahren dar&uuml;ber auf, dass die Busse dort mit laufendem Motor vor Wohnh&auml;usern parken, w&auml;hrend die Fahrer Pause machen. 1993 empfahl der Petitionsausschuss des Landtags, die Haltestelle zu verlegen. Die Bezirksvertretung der Stadt hat das seitdem immer wieder mit wechselnden Argumenten abgelehnt. </p> <p> <b>Wie mache ich der Stadtverwaltung Druck?</b> </p> <p> Es gibt sicher zigtausend solcher F&auml;lle in deutschen Gemeinden: Eine Stra&szlig;e, ein Haus, vielleicht auch nur eine Familie ist unmittelbar betroffen, das Druckpotential daher recht klein im Vergleich zu F&auml;llen, die weit mehr Menschen unmittelbar angehen (Autobahnbau, Umgehungsstra&szlig;e usw.). </p> <p> Also machen die Krayer, was Betroffene in solchen F&auml;llen fast immer machen: Sie schreiben der Lokalzeitung und die macht eine Aufregergeschichte daraus. Der Mechanismus ist so alt wie die Massenmedien: Ein Aufreger erz&auml;hlt exemplarisch die Geschichte der ignoranten B&uuml;rokraten, die auf die Meinung von ein paar B&uuml;rgern wenig geben. Das &auml;rgert dann alle Leser und schafft eine mittelbare Betroffenheit. </p> <p> Diese Methode funktioniert oft recht gut. Selbst wenn die Leser gar nicht aktiv werden, glauben die kritisierten Beh&ouml;rden, Unternehmen oder Institutionen, es nun mit einer kritischen Masse aufgeregter B&uuml;rger zu tun zu haben, auch wenn sie das nur mediatisiert als einen Artikel in einem Online-Medium, einer Zeitung oder einem Magazin wahrnehmen. Der oft bem&uuml;hte Druck der &Ouml;ffentlichkeit ist letztlich vermittelt - direkten Kontakt haben die betroffenen Instutionen oder Unternehmen nur mit Medienvertretern. </p> <p> <b>Die Methode Leserbrief</b> </p> <p> Man muss als Betroffener also gar nicht viele Menschen dazu bringen, aktiv etwas zu tun - die Wahrnehmung, dass da drau&szlig;en nun eine kritische Masse ist, reicht oft als Druckmittel. Bei der Endhaltestelle in Kray-Leithe zum Beispiel sagten dann auch gleich die von der <a href="http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/essen/2008/9/9/news-75514069/detail.html" target="_blank" title="WAZ-Artikel zu Endhaltestelle in Kray-Leithe">Regionalzeitung</a> angefragten Lokalpolitiker, es &quot;d&uuml;rfe nicht am Geld scheitern&quot;, die &quot;Linie zu verlegen&quot;. </p> <p> <b>Im Web h&ouml;rt man nur die aktiv Protestierenden</b> </p> <p> Was k&ouml;nnte den Mechanismus &Ouml;ffentlichkeitsdruck ersetzen, wenn die Massenpresse als Vermittler fehlt? Es gibt einige interessante Ans&auml;tze, B&uuml;rger &uuml;bers Netz auch f&uuml;r kleine, lokale Belange zu aktivieren. In Gro&szlig;britannien zum Beispiel versucht eine Stiftung, &uuml;ber das Portal &quot;MySociety&quot; B&uuml;rgern eine Handhabe bei kleinen, lokalen Problemen zu geben. Unter <a href="http://www.fixmystreet.com/" target="_blank" title="Fixmystreet.com">Fixmystreet.com</a> k&ouml;nnen Betroffene &Auml;rgernisse wie Schlagl&ouml;cher oder defekte Laternen melden, Kontaktm&ouml;glichkeiten f&uuml;r die verantwortlichen Beh&ouml;rden einstellen und dokumentieren, wer sich schon beschwert hat. </p> <p> Solche Projekte setzen drei Dinge voraus, damit die verantwortlichen Beh&ouml;rden eine kritische Masse wahrnehmen: Die B&uuml;rger m&uuml;ssen die Seite kennen, auf der sie ihren Protest kundtun. Sie m&uuml;ssen dazu idealerweise alle dasselbe Forum verwenden. Und sie m&uuml;ssen aktiv ihre Meinung &auml;u&szlig;ern. </p> <p> Bleibt nur das Problem, dass Nutzer ein Angebot wie <a href="http://www.fixmystreet.com/" target="_blank" title="Fixmystreet.com">Fixmystreet</a> nur aufrufen, wenn sie selbst ein akutes Anliegen haben und dann auch nur in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nach Mitstreitern und anderen &Auml;rgernissen suchen. Die &Ouml;ffentlichkeit ist hier per Definition zersplittert. Das hier jemand aus einem anderen Stadtteil das Busproblem in Kray-Leithe bemerkt und sich &uuml;ber die B&uuml;rokratie &auml;rgert, ist wenig wahrscheinlich. </p> <p> Bei einem Artikel in der - lokalen - Massenpresse gen&uuml;gt die Ver&ouml;ffentlichung an sich, um bei Politikern und Verwaltungsangestellten den Eindruck einer informierten, kritischen &Ouml;ffentlichkeit herzustellen. Das kann sich nat&uuml;rlich &auml;ndern, wenn einmal ein Online-Forum f&uuml;r organisierten Protest gro&szlig; und bekannt genug ist, um auch der Lokalpolitik ein Begriff zu sein. Vielleicht gen&uuml;gt dann eine Ver&ouml;ffentlichung dort, um Politiker nerv&ouml;s werden zu lassen. </p> <p> <b>Fazit</b>: Wenn Mittler wie <a href="http://www.mysociety.org/" target="_blank" title="mysociety.org">MySociety</a> so etwas wie Massenmedien werden, k&ouml;nnten sie eine &auml;hnliche Kontrollfunktion erf&uuml;llen wie die Massenpresse heute. Nur w&uuml;rde gerade das ihrem extrem lokalen und individualisierten Prinzip widersprechen. </p> <p> <b>2. </b><b>Medienmacher definieren, welche Fakten relevant sind </b> </p> <p> Der <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608116,00.html" title="Streit um die von Facebook ge&auml;nderten">Streit um die von Facebook ge&auml;nderten</a> Nutzungsbedingungen zeigt, wie im Netz eine relevante Information &ouml;ffentlich wird. Die &Auml;nderung der AGB k&uuml;ndigte <a href="http://blog.facebook.com/blog.php?post=50531412130" target="_blank" title="Facebook-Anw&auml;ltin Suzie White im Firmenblog ">Facebook-Anw&auml;ltin Suzie White</a> schon am 4. Februar im Firmenblog an. Dass aber bei diesem Prozess ein entscheidender Absatz aus dem Rechtstext verschwand und Facebook sich so die Rechte an den Daten seiner Mitglieder f&uuml;r alle Ewigkeit sicherte, bemerkte erstmal niemand. Das &auml;nderte sich am 15. Februar, als US-Verbrauchersch&uuml;tzer in ihrem Blog <a href="http://consumerist.com/5150175/facebooks-new-terms-of-service-we-can-do-anything-we-want-with-your-content-forever" target="_blank" title="netzticker 16022009 / 2">Consumerist</a> dar&uuml;ber berichteten - Titel: &quot;Wir k&ouml;nnen mit euren Daten machen, was wir wollen. F&uuml;r immer.&quot; </p> <p> <b>Wir brauchen einen Grundkonsens, was relevant ist</b> </p> <p> Dieser Blogeintrag landete auf der Titelseite der Community-News-Plattform Digg, ein Blog des &quot;Wall Street Journal&quot; griff ihn auf und am Montag stand die Geschichte in allen relevanten Online-Medien und die erstes Mitglieder der Protestgruppe auf Facebook schrieben ihre w&uuml;tenden Kommentare. </p> <p> Der Fall zeigt: Eine frei verf&uuml;gbare Information wird nicht zwangsl&auml;ufig zu einer Nachricht. Sie kann auch tagelang im Netz stehen, bis jemand den Nachrichtenwert erkennt, formuliert, die Relevanz des Ganzen einsch&auml;tzt - wie der Consumerist im Fall von Facebook. Dasselbe Prinzip kann man auch im Lokalen, bei Auslandsthemen und in allen Ressorts beobachten. Hier kommt eine Schwierigkeit hinzu: Es gibt nicht auf jedem Gebiet und in jeder Region der Welt Organisationen mit eigenen Blogs wie den Consumerist. </p> <p> <b>Blogs funktionieren nach dem Schema Massenpresse</b> </p> <p> Dass die Nachricht vom Consumerist von dort aus dann so schnell die Runde gemacht hat, h&auml;ngt sicher damit zusammen, dass viele Blogger, Journalisten und bloggende Journalisten den Consumerist lesen. Das Blog hat im Durchschnitt eine halbe Million Besucher t&auml;glich, dazu kommen mit Sicherheit eine Menge nicht ausgewiesene Leser, die das Blog per RSS-Feed verfolgen, aber nie die Seite aufrufen. </p> <p> Das bedeutet: Consumerist hat mehr Leser als manche &uuml;berregionale deutsche Tageszeitung Abonnenten und funktioniert somit online nicht anders als ein Massenmedium. Dass ein Unterschied zwischen manchen Blogs und Online-Massenmedien kaum trennscharf zu definieren ist, debattieren derzeit viele <a href="http://www.readwriteweb.com/archives/wikipedia_blacklist_blogs.php" target="_blank" title="Mediendebatte auf readwriteweb.com">Autoren</a> im <a href="http://www.werbeblogger.de/2009/02/19/wann-ist-ein-blog-ein-blog/" target="_blank" title="Mediendebatte auf werbeblogger.de">Web</a>. </p> <p> Fast alle Durchlauferhitzer und Multiplikatoren der vom Consumerist bearbeiteten Facebook-Nachricht funktionieren nach dem Schema Massenpresse: Egal ob &quot;Wall Street Journal&quot; oder SPIEGEL ONLINE - hier ver&ouml;ffentlichen wenige Autoren f&uuml;r viele, anonyme, unbestimmte, sozial und geografisch verstreute Leser. Nur die Community-News-Plattform Digg funktioniert ein wenig anders, allerdings hat sie bei der Facebook-Meldung lediglich vorhandenes Material weiterverwendet und zudem bei der Verbreitung keine herausragende Rolle gespielt. </p> <p> <b>Fazit</b>: Der Grundkonsens, was relevant ist, entsteht heute im Web im Prinzip nach dem alten Massenpresse-Prinzip. Es gibt keinen Mechanismus, der die Relevanz frei verf&uuml;gbarer Informationen erkennt - das &uuml;bernehmen Menschen. Und sie finden Geh&ouml;r, wenn sie sich in einem Medium vor einem leidlich gro&szlig;en, unbestimmten Publikum &auml;u&szlig;ern. Ohne Massenpresse h&auml;tte so schnell niemand die Brisanz der Facebook-AGB erkannt oder von der umstrittenen <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,601058,00.html" title="Entfernung einer israelischen Fahne">Entfernung einer israelischen Fahne</a> bei einer Demonstration in Duisburg erfahren, &uuml;ber die zuerst das von Journalisten betriebene Blog <a href="http://www.ruhrbarone.de/israelische-fahne-von-der-duisburger-polizei-entfernt/" target="_blank" title="Ruhrbarone.de &uuml;ber Israel-Flagge">Ruhrbarone</a> schrieb. </p> <p> <b>3. Veranstaltungen und Vereine sind kein Thema f&uuml;r die Presse mehr<br /> </b> </p> <p> In den siebziger Jahren entstanden in vielen deutschen Gro&szlig;st&auml;dten Stadtmagazine, weil die Presse vor Ort einfach nicht &uuml;ber das berichtete, was viele Menschen unter 30 interessierte: die sogenannte Alternativkultur. Das meiste davon ist heute Mainstream, nur muss heute kaum jemand Stadtmagazine lesen, um zu wissen, welche Konzerte, Partys und Lesungen wann und wo stattfinden. </p> <p> Seit Jahren schickt so gut wie jeder Club zielgruppengenau per E-Mail sein Programm an alle Interessierten. Musikcommunitys empfehlen Mitgliedern passend zum Musikgeschmack Konzerte, listen auf, was die eigenen Freunde interessiert und wer wohin geht. Bei solchen Informationen sind Soziale Netzwerke wie LastFM, Facebook und sogar StudiVZ den traditionellen Medien weit &uuml;berlegen - man interessiert sich ja nur f&uuml;r einen kleinen Anteil all der Dinge, die in der eigenen Stadt passieren. H&ouml;chstwahrscheinlich f&uuml;r jenen kleinen Anteil, der auch die eigenen Kollegen begeistert. Den Wettbewerb auf diesem Terrain k&ouml;nne auch die engagiertesten Lokalzeitungsredaktionen nicht gewinnen. Ihre St&auml;rke ist nicht die Ver&ouml;ffentlichung kompletter Veranstaltungslisten oder gar die zielgenaue Empfehlungen f&uuml;r einzelne Leser, sondern eine &uuml;berraschende Auswahl und ein streitbares Urteil. </p> <p> Genauso ist es im Grunde genommen auch mit den Vereinsnachrichten, die viele Lokalzeitungen f&uuml;llen. Ein zynischer Journalistenwitz erz&auml;hlt, dass man einmal im Jahr nur mindestens ein Foto jedes Vereinmitglieds abdrucken m&uuml;sse, um eine Lokalzeitung zu verkaufen - die Leser w&uuml;rden abonnieren, um das eigene Foto nicht zu verpassen. Solche Inhalte waren eigentlich immer schon user generated content - kein Wunder, dass Web-Plattformen wie Meinverein dieses Prinzip heute ohne Druck- und Personalkosten f&uuml;r Journalisten monetarisieren wollen. </p> <p> Einen Schritt weiter gehen gedruckte Gratismedien wie die in einigen Gemeinden Nordrhein-Westfalens verbreiteten &quot;Informer&quot;-Magazine: Die Anzeigenbl&auml;tter fordern Vereine, Gesch&auml;ftsleute, Politiker, und B&uuml;rger auf, die Seite einfach selbst online mit Fotos und Texten zu f&uuml;llen - &quot; <a href="http://www.informer-magazine.de/niederrhein/thema_08-06.html" target="_blank" title="Gratisblatt-Konzept Open Magazine">Open magazine, ein modernes Medium im klassischen Gewand</a>&quot; hei&szlig;t das Konzept. </p> <p> <b>Fazit</b>: Zur Verbreitung von Veranstaltungshinweisen, Vereinsnachrichten und Verlautbarungen gibt es bessere Kan&auml;le als die traditionellen Medien. Was immer weniger Menschen unmittelbar und kaum jemanden mittelbar betrifft oder interessiert, ist in einem Medium f&uuml;r ein gro&szlig;es und heterogenes Publikum fehl am Platz. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <h4>Zukunft der Medien<br /> </h4> <h1>Eine Welt ohne Presse</h1> <h4>Zeitschriften sterben, US-Zeitungsh&auml;user beerdigen Regionalbl&auml;tter - und die Zielgruppe l&auml;sst das v&ouml;llig kalt. Viele Leser halten das Modell Presse f&uuml;r &uuml;berholt. Aber wie w&uuml;rde eine Welt ohne Journalismus klassischer Pr&auml;gung aussehen? Ein Szenario.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608592,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 20.2.2009</h5> <p> <script src="http://w.sharethis.com/widget/?tabs=web%2Cpost%2Cemail&amp;charset=utf-8&amp;services=reddit%2Cfacebook%2Cmyspace%2Cdelicious%2Cstumbleupon%2Ctechnorati%2Cgoogle_bmarks%2Cyahoo_bmarks%2Cyahoo_myweb%2Cwindows_live%2Cpropeller%2Cfriendfeed%2Cnewsvine%2Cmixx%2Cfurl%2Cmagnolia%2Cmister_wong%2Cblogmarks%2Cyigg%2Cfaves&amp;style=default&amp;publisher=983e23b8-6dd6-49be-b78c-52bc579d68a5&amp;offsetLeft=5" type="text/javascript"> </script> </p> An dem Tag, als der Verlag Cond&eacute; Nast sein deutsches <a href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,608374,00.html" title="Prestige-Magazin Vanity Fair einstellte">Prestige-Magazin &quot;Vanity Fair&quot; einstellte</a>, waren die Aktien der &quot;New York Times&quot; auf einem neuen Tiefstand. Ein Anteilsschein der renommiertesten Tageszeitung der Welt kostete am Mittwoch 13 Cents weniger als die Sonntagsausgabe des Blatts, die f&uuml;r vier US-Dollar verkauft wird. Die Anzeigeneinnahmen brechen weg, die Presse ist in einer Krise, die in den USA existenzbedrohende Ausma&szlig;e angenommen hat. <p> Der Tenor vieler Leserbriefe und -kommentare zu diesen Meldungen: Na und? </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 468x60, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "1761092340"; google_ad_width = 468; google_ad_height = 60; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> <p> Wie schlecht das Ansehen der Presse ist, illustriert dieser Satz aus einer Leser-E-Mail zum Artikel &quot; <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608375,00.html" title="Zeitung als Shareware?">Zeitung als Shareware?</a>&quot;: &quot;Jetzt kommt die Quittung. Alles Alte verschwindet. Tageszeitungen geh&ouml;ren dazu wie fossile Autos. Einfach weg.&quot; </p> <p> Bemerkenswert bei diesen Kommentaren ist, dass die Ablehnung sich nicht gegen spezielle Produkte oder Vertriebsformen richtet. Die leidige Print-Online-Debatte ist f&uuml;r die Leser gar nicht relevant - sie halten die traditionellen Medien insgesamt f&uuml;r &uuml;berholt. Abf&auml;llig &auml;u&szlig;ern sich Leser &uuml;ber &quot;Mammutverlage&quot;, Produkte, die &quot;halt f&uuml;r die Massen produziert&quot; werden und Medienmacher, die sie f&uuml;r &quot;abgehoben und arrogant&quot; halten. </p> <p> <b>Einmal angenommen, es k&auml;me so. Einmal angenommen, die Massenpresse w&uuml;rde einfach verschwinden - wie k&ouml;nnte der Alltag in so einer Gesellschaft aussehen? Drei Gedanken zur Welt ohne Massenpresse.</b> </p> <p> <b>1. </b><b>Nur Massenpresse schafft &Ouml;ffentlichkeitsdruck</b> </p> <p> Fangen wir ganz klein an, in Essen Kray-Leithe zum Beispiel: Da regen sich die Anwohner einer Busendhaltestelle seit Jahren dar&uuml;ber auf, dass die Busse dort mit laufendem Motor vor Wohnh&auml;usern parken, w&auml;hrend die Fahrer Pause machen. 1993 empfahl der Petitionsausschuss des Landtags, die Haltestelle zu verlegen. Die Bezirksvertretung der Stadt hat das seitdem immer wieder mit wechselnden Argumenten abgelehnt. </p> <p> <b>Wie mache ich der Stadtverwaltung Druck?</b> </p> <p> Es gibt sicher zigtausend solcher F&auml;lle in deutschen Gemeinden: Eine Stra&szlig;e, ein Haus, vielleicht auch nur eine Familie ist unmittelbar betroffen, das Druckpotential daher recht klein im Vergleich zu F&auml;llen, die weit mehr Menschen unmittelbar angehen (Autobahnbau, Umgehungsstra&szlig;e usw.). </p> <p> Also machen die Krayer, was Betroffene in solchen F&auml;llen fast immer machen: Sie schreiben der Lokalzeitung und die macht eine Aufregergeschichte daraus. Der Mechanismus ist so alt wie die Massenmedien: Ein Aufreger erz&auml;hlt exemplarisch die Geschichte der ignoranten B&uuml;rokraten, die auf die Meinung von ein paar B&uuml;rgern wenig geben. Das &auml;rgert dann alle Leser und schafft eine mittelbare Betroffenheit. </p> <p> Diese Methode funktioniert oft recht gut. Selbst wenn die Leser gar nicht aktiv werden, glauben die kritisierten Beh&ouml;rden, Unternehmen oder Institutionen, es nun mit einer kritischen Masse aufgeregter B&uuml;rger zu tun zu haben, auch wenn sie das nur mediatisiert als einen Artikel in einem Online-Medium, einer Zeitung oder einem Magazin wahrnehmen. Der oft bem&uuml;hte Druck der &Ouml;ffentlichkeit ist letztlich vermittelt - direkten Kontakt haben die betroffenen Instutionen oder Unternehmen nur mit Medienvertretern. </p> <p> <b>Die Methode Leserbrief</b> </p> <p> Man muss als Betroffener also gar nicht viele Menschen dazu bringen, aktiv etwas zu tun - die Wahrnehmung, dass da drau&szlig;en nun eine kritische Masse ist, reicht oft als Druckmittel. Bei der Endhaltestelle in Kray-Leithe zum Beispiel sagten dann auch gleich die von der <a href="http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/essen/2008/9/9/news-75514069/detail.html" target="_blank" title="WAZ-Artikel zu Endhaltestelle in Kray-Leithe">Regionalzeitung</a> angefragten Lokalpolitiker, es &quot;d&uuml;rfe nicht am Geld scheitern&quot;, die &quot;Linie zu verlegen&quot;. </p> <p> <b>Im Web h&ouml;rt man nur die aktiv Protestierenden</b> </p> <p> Was k&ouml;nnte den Mechanismus &Ouml;ffentlichkeitsdruck ersetzen, wenn die Massenpresse als Vermittler fehlt? Es gibt einige interessante Ans&auml;tze, B&uuml;rger &uuml;bers Netz auch f&uuml;r kleine, lokale Belange zu aktivieren. In Gro&szlig;britannien zum Beispiel versucht eine Stiftung, &uuml;ber das Portal &quot;MySociety&quot; B&uuml;rgern eine Handhabe bei kleinen, lokalen Problemen zu geben. Unter <a href="http://www.fixmystreet.com/" target="_blank" title="Fixmystreet.com">Fixmystreet.com</a> k&ouml;nnen Betroffene &Auml;rgernisse wie Schlagl&ouml;cher oder defekte Laternen melden, Kontaktm&ouml;glichkeiten f&uuml;r die verantwortlichen Beh&ouml;rden einstellen und dokumentieren, wer sich schon beschwert hat. </p> <p> Solche Projekte setzen drei Dinge voraus, damit die verantwortlichen Beh&ouml;rden eine kritische Masse wahrnehmen: Die B&uuml;rger m&uuml;ssen die Seite kennen, auf der sie ihren Protest kundtun. Sie m&uuml;ssen dazu idealerweise alle dasselbe Forum verwenden. Und sie m&uuml;ssen aktiv ihre Meinung &auml;u&szlig;ern. </p> <p> Bleibt nur das Problem, dass Nutzer ein Angebot wie <a href="http://www.fixmystreet.com/" target="_blank" title="Fixmystreet.com">Fixmystreet</a> nur aufrufen, wenn sie selbst ein akutes Anliegen haben und dann auch nur in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nach Mitstreitern und anderen &Auml;rgernissen suchen. Die &Ouml;ffentlichkeit ist hier per Definition zersplittert. Das hier jemand aus einem anderen Stadtteil das Busproblem in Kray-Leithe bemerkt und sich &uuml;ber die B&uuml;rokratie &auml;rgert, ist wenig wahrscheinlich. </p> <p> Bei einem Artikel in der - lokalen - Massenpresse gen&uuml;gt die Ver&ouml;ffentlichung an sich, um bei Politikern und Verwaltungsangestellten den Eindruck einer informierten, kritischen &Ouml;ffentlichkeit herzustellen. Das kann sich nat&uuml;rlich &auml;ndern, wenn einmal ein Online-Forum f&uuml;r organisierten Protest gro&szlig; und bekannt genug ist, um auch der Lokalpolitik ein Begriff zu sein. Vielleicht gen&uuml;gt dann eine Ver&ouml;ffentlichung dort, um Politiker nerv&ouml;s werden zu lassen. </p> <p> <b>Fazit</b>: Wenn Mittler wie <a href="http://www.mysociety.org/" target="_blank" title="mysociety.org">MySociety</a> so etwas wie Massenmedien werden, k&ouml;nnten sie eine &auml;hnliche Kontrollfunktion erf&uuml;llen wie die Massenpresse heute. Nur w&uuml;rde gerade das ihrem extrem lokalen und individualisierten Prinzip widersprechen. </p> <p> <b>2. </b><b>Medienmacher definieren, welche Fakten relevant sind </b> </p> <p> Der <a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608116,00.html" title="Streit um die von Facebook ge&auml;nderten">Streit um die von Facebook ge&auml;nderten</a> Nutzungsbedingungen zeigt, wie im Netz eine relevante Information &ouml;ffentlich wird. Die &Auml;nderung der AGB k&uuml;ndigte <a href="http://blog.facebook.com/blog.php?post=50531412130" target="_blank" title="Facebook-Anw&auml;ltin Suzie White im Firmenblog ">Facebook-Anw&auml;ltin Suzie White</a> schon am 4. Februar im Firmenblog an. Dass aber bei diesem Prozess ein entscheidender Absatz aus dem Rechtstext verschwand und Facebook sich so die Rechte an den Daten seiner Mitglieder f&uuml;r alle Ewigkeit sicherte, bemerkte erstmal niemand. Das &auml;nderte sich am 15. Februar, als US-Verbrauchersch&uuml;tzer in ihrem Blog <a href="http://consumerist.com/5150175/facebooks-new-terms-of-service-we-can-do-anything-we-want-with-your-content-forever" target="_blank" title="netzticker 16022009 / 2">Consumerist</a> dar&uuml;ber berichteten - Titel: &quot;Wir k&ouml;nnen mit euren Daten machen, was wir wollen. F&uuml;r immer.&quot; </p> <p> <b>Wir brauchen einen Grundkonsens, was relevant ist</b> </p> <p> Dieser Blogeintrag landete auf der Titelseite der Community-News-Plattform Digg, ein Blog des &quot;Wall Street Journal&quot; griff ihn auf und am Montag stand die Geschichte in allen relevanten Online-Medien und die erstes Mitglieder der Protestgruppe auf Facebook schrieben ihre w&uuml;tenden Kommentare. </p> <p> Der Fall zeigt: Eine frei verf&uuml;gbare Information wird nicht zwangsl&auml;ufig zu einer Nachricht. Sie kann auch tagelang im Netz stehen, bis jemand den Nachrichtenwert erkennt, formuliert, die Relevanz des Ganzen einsch&auml;tzt - wie der Consumerist im Fall von Facebook. Dasselbe Prinzip kann man auch im Lokalen, bei Auslandsthemen und in allen Ressorts beobachten. Hier kommt eine Schwierigkeit hinzu: Es gibt nicht auf jedem Gebiet und in jeder Region der Welt Organisationen mit eigenen Blogs wie den Consumerist. </p> <p> <b>Blogs funktionieren nach dem Schema Massenpresse</b> </p> <p> Dass die Nachricht vom Consumerist von dort aus dann so schnell die Runde gemacht hat, h&auml;ngt sicher damit zusammen, dass viele Blogger, Journalisten und bloggende Journalisten den Consumerist lesen. Das Blog hat im Durchschnitt eine halbe Million Besucher t&auml;glich, dazu kommen mit Sicherheit eine Menge nicht ausgewiesene Leser, die das Blog per RSS-Feed verfolgen, aber nie die Seite aufrufen. </p> <p> Das bedeutet: Consumerist hat mehr Leser als manche &uuml;berregionale deutsche Tageszeitung Abonnenten und funktioniert somit online nicht anders als ein Massenmedium. Dass ein Unterschied zwischen manchen Blogs und Online-Massenmedien kaum trennscharf zu definieren ist, debattieren derzeit viele <a href="http://www.readwriteweb.com/archives/wikipedia_blacklist_blogs.php" target="_blank" title="Mediendebatte auf readwriteweb.com">Autoren</a> im <a href="http://www.werbeblogger.de/2009/02/19/wann-ist-ein-blog-ein-blog/" target="_blank" title="Mediendebatte auf werbeblogger.de">Web</a>. </p> <p> Fast alle Durchlauferhitzer und Multiplikatoren der vom Consumerist bearbeiteten Facebook-Nachricht funktionieren nach dem Schema Massenpresse: Egal ob &quot;Wall Street Journal&quot; oder SPIEGEL ONLINE - hier ver&ouml;ffentlichen wenige Autoren f&uuml;r viele, anonyme, unbestimmte, sozial und geografisch verstreute Leser. Nur die Community-News-Plattform Digg funktioniert ein wenig anders, allerdings hat sie bei der Facebook-Meldung lediglich vorhandenes Material weiterverwendet und zudem bei der Verbreitung keine herausragende Rolle gespielt. </p> <p> <b>Fazit</b>: Der Grundkonsens, was relevant ist, entsteht heute im Web im Prinzip nach dem alten Massenpresse-Prinzip. Es gibt keinen Mechanismus, der die Relevanz frei verf&uuml;gbarer Informationen erkennt - das &uuml;bernehmen Menschen. Und sie finden Geh&ouml;r, wenn sie sich in einem Medium vor einem leidlich gro&szlig;en, unbestimmten Publikum &auml;u&szlig;ern. Ohne Massenpresse h&auml;tte so schnell niemand die Brisanz der Facebook-AGB erkannt oder von der umstrittenen <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,601058,00.html" title="Entfernung einer israelischen Fahne">Entfernung einer israelischen Fahne</a> bei einer Demonstration in Duisburg erfahren, &uuml;ber die zuerst das von Journalisten betriebene Blog <a href="http://www.ruhrbarone.de/israelische-fahne-von-der-duisburger-polizei-entfernt/" target="_blank" title="Ruhrbarone.de &uuml;ber Israel-Flagge">Ruhrbarone</a> schrieb. </p> <p> <b>3. Veranstaltungen und Vereine sind kein Thema f&uuml;r die Presse mehr<br /> </b> </p> <p> In den siebziger Jahren entstanden in vielen deutschen Gro&szlig;st&auml;dten Stadtmagazine, weil die Presse vor Ort einfach nicht &uuml;ber das berichtete, was viele Menschen unter 30 interessierte: die sogenannte Alternativkultur. Das meiste davon ist heute Mainstream, nur muss heute kaum jemand Stadtmagazine lesen, um zu wissen, welche Konzerte, Partys und Lesungen wann und wo stattfinden. </p> <p> Seit Jahren schickt so gut wie jeder Club zielgruppengenau per E-Mail sein Programm an alle Interessierten. Musikcommunitys empfehlen Mitgliedern passend zum Musikgeschmack Konzerte, listen auf, was die eigenen Freunde interessiert und wer wohin geht. Bei solchen Informationen sind Soziale Netzwerke wie LastFM, Facebook und sogar StudiVZ den traditionellen Medien weit &uuml;berlegen - man interessiert sich ja nur f&uuml;r einen kleinen Anteil all der Dinge, die in der eigenen Stadt passieren. H&ouml;chstwahrscheinlich f&uuml;r jenen kleinen Anteil, der auch die eigenen Kollegen begeistert. Den Wettbewerb auf diesem Terrain k&ouml;nne auch die engagiertesten Lokalzeitungsredaktionen nicht gewinnen. Ihre St&auml;rke ist nicht die Ver&ouml;ffentlichung kompletter Veranstaltungslisten oder gar die zielgenaue Empfehlungen f&uuml;r einzelne Leser, sondern eine &uuml;berraschende Auswahl und ein streitbares Urteil. </p> <p> Genauso ist es im Grunde genommen auch mit den Vereinsnachrichten, die viele Lokalzeitungen f&uuml;llen. Ein zynischer Journalistenwitz erz&auml;hlt, dass man einmal im Jahr nur mindestens ein Foto jedes Vereinmitglieds abdrucken m&uuml;sse, um eine Lokalzeitung zu verkaufen - die Leser w&uuml;rden abonnieren, um das eigene Foto nicht zu verpassen. Solche Inhalte waren eigentlich immer schon user generated content - kein Wunder, dass Web-Plattformen wie Meinverein dieses Prinzip heute ohne Druck- und Personalkosten f&uuml;r Journalisten monetarisieren wollen. </p> <p> Einen Schritt weiter gehen gedruckte Gratismedien wie die in einigen Gemeinden Nordrhein-Westfalens verbreiteten &quot;Informer&quot;-Magazine: Die Anzeigenbl&auml;tter fordern Vereine, Gesch&auml;ftsleute, Politiker, und B&uuml;rger auf, die Seite einfach selbst online mit Fotos und Texten zu f&uuml;llen - &quot; <a href="http://www.informer-magazine.de/niederrhein/thema_08-06.html" target="_blank" title="Gratisblatt-Konzept Open Magazine">Open magazine, ein modernes Medium im klassischen Gewand</a>&quot; hei&szlig;t das Konzept. </p> <p> <b>Fazit</b>: Zur Verbreitung von Veranstaltungshinweisen, Vereinsnachrichten und Verlautbarungen gibt es bessere Kan&auml;le als die traditionellen Medien. Was immer weniger Menschen unmittelbar und kaum jemanden mittelbar betrifft oder interessiert, ist in einem Medium f&uuml;r ein gro&szlig;es und heterogenes Publikum fehl am Platz. </p> <p> <script type="text/javascript"> <!-- google_ad_client = "pub-1577474517968008"; /* 728x90, Erstellt 26.07.08 */ google_ad_slot = "4964084137"; google_ad_width = 728; google_ad_height = 90; //--> </script> <script src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js" type="text/javascript"> </script> </p> Umstrittene Digitalisierung: BBC bastelt am Online-Medienimperium (Spiegel Online, 2.10.2007) 2007-10-04T22:22:02Z 2007-10-04T22:22:02Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/491-umstrittene-digitalisierung-bbc-bastelt-am-online-medienimperium Administrator [email protected] <h4>Umstrittene Digitalisierung<br /> </h4> <h1>BBC bastelt am Online-Medienimperium</h1> <h4>Eine der gr&ouml;&szlig;ten Online-Redaktionen der Welt, der gr&ouml;&szlig;te H&ouml;rbuch- und der drittgr&ouml;&szlig;te Zeitschriftenverlag Gro&szlig;britanniens - das gen&uuml;gt der BBC nicht. Der &ouml;ffentlich-rechtliche Riese will weiter wachsen, am liebsten im Netz und auf Kosten der privaten Konkurrenz. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,508960,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 2.10.2007 </h5> <p> Kostenloser Versand bei allen Weinbestellungen! Hausratversicherung - Sparen Sie 30 Prozent! So t&ouml;nen die Anzeigen auf der Webseite der gr&ouml;&szlig;ten britischen Kochzeitschrift. &quot;Good Food&quot; ist ein beliebter Werbetr&auml;ger - fast 340.000 Leser kaufen das Heft monatlich - und h&ouml;chstwahrscheinlich ein profitabler. Etwaige Gewinne streicht der Konzern BBC Worldwide ein, die kommerzielle Tochter des &ouml;ffentlich-rechtlichen Rundfunks in Gro&szlig;britannien. Jahresgewinn zuletzt: umgerechnet fast 160 Millionen Euro. Umsatz einschlie&szlig;lich der Beteiligungen an Joint Ventures: fast 1,2 Milliarden Euro. Und die Firma expandiert kr&auml;ftig. F&uuml;r angeblich 100 Millionen Euro kauft BBC Worldwide den Reiseverlag Lonely Planet. </p> <p> Das Ziel: Wachstum, vor allem im &quot;digitalen Bereich&quot;, wie BBC Worldwide in einer Stellungnahme schreibt. Da hat Lonely Planet tats&auml;chlich Potential. Die Reisef&uuml;hrer haben eine starke, identit&auml;tsstiftende Marke, die Individualtouristen anspricht. Ans&auml;tze, darauf eine Online-Community von Alternativurlaubern aufzubauen, gibt es schon. Auf Lonelyplanet.tv stellen Globetrotter Videoschnipsel ihrer Touren ein, auf Lonelyplanet.com tauschen sie Tipps, Listen, Reisgeschichten und Fotos aus.<br /> <br /> <b>Hoffnung auf Geld und Publikum im Netz</b><br /> <br /> Der Grund f&uuml;r die Online-Offensive: BBC Worldwide will Geld verdienen. Frei &uuml;bersetzt hei&szlig;t das Motto auf der Firmenseite: &quot;Die Welt unterhalten, um die BBC zu finanzieren.&quot; Bei der kommerziellen Auswertung von BBC-Sendungen und -Marken soll sie m&ouml;glichst viel Profit rausschlagen. Oder umgekehrt: Medienangebote &uuml;bernehmen, die Geld bringen und irgendwie zum BBC-Programm passen - wie Lonely Planet zu den legend&auml;ren BBC-Reportagen und -Dokumentationen.<br /> <br /> Online-Videos und Mitmach-Netz? Hier ist BBC Worldwide noch schwach, muss sich dringend Publikums- und Geldbringer einverleiben. Die Sparte &quot;Digital Media&quot; hat den kleinsten Umsatz der sechs Gesch&auml;ftsbereiche, im vorigen Gesch&auml;ftsjahr nahm sie umgerechnet nur knapp 20 Millionen Euro ein und fuhr einen Verlust von umgerechnet etwa 5,7 Millionen Euro ein.<br /> <br /> Das sind strategische Investitionen. BBC Worldwide hat eine eigene Version des iPlayers der BBC programmiert: Diese Software bringt BBC-Fernsehprogramme &uuml;bers Netz auf Computer - in Gro&szlig;britannien ist der Dienst kostenlos, BBC Worldwide will aber f&uuml;r die Sendungen Geld von internationalen Kunden verlangen. Bis dahin macht BBC Worldwide die Marke BBC bekannt im Netz. &quot;Wir m&uuml;ssen da angeln, wo die Fische sind&quot;, sagte Simon Danker, Chef f&uuml;r Digitale Medien bei BBC Worldwide dem SPIEGEL dazu im M&auml;rz. Da hatte sein Konzern gerade einen Mega-Deal mit dem Web-Videoportal YouTube abgeschlossen.<br /> <br /> <b>BBC presst die Kommerztochter aus</b><br /> <br /> Von ihrer Kommerztochter erwartet die BBC finanziell viel: In den kommenden f&uuml;nf Jahren soll das Unternehmen die Gewinne verdoppeln. Die Aussch&uuml;ttungen von BBC Worldwide sollen 2012 ein Zehntel des BBC-Etats decken, so die Pl&auml;ne von BBC-Boss Mark Thompson. Der Rest des BBC-Etats kommt aus Fernsehgeb&uuml;hren, umgerechnet 198 Euro muss man als Besitzer eines Farbfernsehers in Gro&szlig;britannien j&auml;hrlich an Zwangsgeb&uuml;hren zahlen. </p> <table border="1"> <tbody> <tr> <td colspan="4"><b>Umsatzbringer: So verdient die Kommerz-BBC</b><br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Sparte&nbsp;</b></td> <td><b>Umsatz*<br /> umgerechnet in Mio. Euro <br /> </b></td> <td><b>Gewinn*<br /> umgerechnet in Mio. Euro&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <br /> </b></td> <td><b>Gesch&auml;ftsfelder<br /> </b> </td> </tr> <tr> <td><b>Global Channels</b></td> <td>242,5 <br /> </td> <td>29,9<br /> </td> <td>weltweit ausgestrahle BBC-Sender mit Werbebl&ouml;cken <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Global TV Sales<br /> </b></td> <td>310,4</td> <td>57,7</td> <td>Verkauf von BBC-Produktionen an andere Sender <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Content &amp; Production</b></td> <td>75,9<br /> </td> <td>13,63</td> <td>Auftragsproduktionen, Vermarktung, Co-Finanzierung <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>&nbsp;Magazines</b></td> <td>245,8</td> <td>28,7 <br /> </td> <td>Zeitschriftenverlag (Lebenshilfe, Jugend, Ratgeber, Popul&auml;rwissenschaft <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Home Entertainment<br /> </b></td> <td>268,2 <br /> </td> <td>35 <br /> </td> <td>Verkauf von DVDs, H&ouml;rb&uuml;chern, Musik <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Digital Media<br /> </b></td> <td>19,9 <br /> </td> <td>-5,6 <br /> </td> <td>Video-On-Demand, Internet-Fernsehen, Mobil-TV, Web-Gemeinschaften <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Gesamt <br /> </b></td> <td>1200 <br /> </td> <td>160 <br /> </td> <td>&nbsp;</td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3" align="right"> <td colspan="4">&nbsp;* Beteiligungen anteilig gerechnet / Quelle: Bericht f&uuml;r das Gesch&auml;ftsjahr 2006/2007 von BBC Worldwide</td> </tr> </tbody> </table> <p> Weil die Geb&uuml;hren bis 2012 aber langsamer steigen sollen als die Inflation, so die Geb&uuml;hrenentscheidung der Regierung Anfang des Jahres, sucht die BBC nach neuen Erl&ouml;sen im Netz, im Internet-Fernsehen und im Pay-TV-Bereich. Dem Rundfunkriesen fehlen wegen der angeblich knauserigen Geb&uuml;hrenentscheidung bis 2012 umgerechnet 2,8 Milliarden Euro &ndash; man hatte einfach mehr Geb&uuml;hren eingeplant.<br /> <br /> <b>Startvorteil: 750.000 Stunden Filmmaterial</b><br /> <br /> Britische Verleger und Anbieter von Web-Inhalten &auml;rgern Expansionspl&auml;ne von BBC und BBC Worldwide immer wieder. Ihre Argumentation: Die hier vermarkteten Inhalte sind zum Teil auch aus Zwangsgeb&uuml;hren finanziert worden. Ein Wettbewerbsvorteil gegen&uuml;ber allen privaten Unternehmern. Konkret: BBC Worldwide kann 750.000 Stunden Ton- und Filmaufnahmen der BBC nutzen und vermarkten.<br /> <br /> Jedes Jahr kommen 30.000 Stunden dazu: Soaps, Fernsehfilme, Dokumentationen, Nachrichten, Serien. Und Marken: Viele der gro&szlig;en Magazine des BBC-Zeitschriftenverlags sind aus BBC-Fernsehsendungen entstanden, profitieren kostenlos von deren Reichweite und Image. Die Marken sollen nun nicht nur Magazine, sondern auch Web-Gemeinschaften befeuern: Im August hat BBC Worldwide einen entsprechenden Vertrag mit dem Community-Bauer Liveworld unterschrieben.<br /> <br /> Wettbewerber wie Zeitungsverlage und private Community-Betreiber werfen BBC und BBC Worldwide unfairen, marktverzerrenden Wettbewerb vor. Die Kritik gibt John Smith, Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer von BBC Worldwide, weiter: Den Auftrag habe seine Firma von der britischen Regierung, die m&uuml;sse man kritisieren. Smith erkl&auml;rte im M&auml;rz der &quot;Financial Times&quot;: &quot;Je nach Stimmungslage machen wir gute Gesch&auml;fte, was die Wettbewerber nicht m&ouml;gen, oder wir machen schlechte Gesch&auml;fte, was die Konkurrenten lieben und die Politiker hassen.&quot;<br /> <br /> <b>Geb&uuml;hreneinnahmen als Wettbewerbsvorteil</b><br /> <br /> Und so expandiert BBC Worldwide im festen Glauben an den Auftrag von ganz oben emsig im Web. Zu den popul&auml;rsten britischen Webseiten geh&ouml;rt neben Google und eBay das Online-Angebot der BBC. Die Nutzerzahlen steigen kr&auml;ftig, locker 16 Millionen individuelle Nutzer im Monat lockt das Angebot derzeit &ndash; eines der erfolgreichsten und teuersten weltweit. &Auml;hnlich beliebte Nachrichtenseiten von einem Verlagshaus existieren in Gro&szlig;britannien nicht.<br /> <br /> Aus dieser Online-Dominanz kann BBC Worldwide pr&auml;chtig Gewinn schlagen: Auf der internationalen Seite &quot;bbc.com&quot; k&ouml;nnte es irgendwann Online-Werbung geben, wie man sie heute schon auf den Webangeboten der BBC-Zeitschriften findet. Die geb&uuml;hrenfinanzierten Inhalte der BBC-Journalisten sind ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil.<br /> <br /> <b>Brutalo-Vermarktung schadet dem BBC-Image</b><br /> <br /> Auf YouTube hat BBC Worldwide schon begonnen, BBC-Material zu verwerten. Seit M&auml;rz stellt die Firma Inhalte auf Googles Web-Video-Plattform ein. Ob jetzt schon Geld flie&szlig;t und falls ja, in welche Richtung &ndash; unbekannt. Die BBC l&auml;sst sich aber alle Optionen offen: Werbefinanzierung bei YouTube, paralleler Verkauf der bei der Videoplattform beworbenen Inhalte &uuml;ber den BBC-iPlayer und nat&uuml;rlich noch den DVD-Verkauf.<br /> <br /> Mittelfristig ist die Vermarktung des seri&ouml;sen BBC-Images ein gutes Gesch&auml;ft. Doch langfristig k&ouml;nnte dieses brutale Auspressen dem Ansehen der BBC schaden. Roger Gale, fr&uuml;her BBC-Reporter und heute konservativer Abgeordneter im britischen Unterhaus, sagte dem US-Magazin &quot;Newsweek&quot;, die BBC sei eine besondere Marke, man m&uuml;sse sie vor &uuml;bereifrigen Vermarktern sch&uuml;tzen: &quot;Das ist wie mit der k&ouml;niglichen Familie. Die Queen k&ouml;nnte viele Schokoriegel verkaufen, aber sie w&uuml;rde das nicht tun.&quot; </p> <p align="right"> &copy; SPIEGEL ONLINE 2007<br /> Alle Rechte vorbehalten<br /> Vervielf&auml;ltigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH </p> <h4>Umstrittene Digitalisierung<br /> </h4> <h1>BBC bastelt am Online-Medienimperium</h1> <h4>Eine der gr&ouml;&szlig;ten Online-Redaktionen der Welt, der gr&ouml;&szlig;te H&ouml;rbuch- und der drittgr&ouml;&szlig;te Zeitschriftenverlag Gro&szlig;britanniens - das gen&uuml;gt der BBC nicht. Der &ouml;ffentlich-rechtliche Riese will weiter wachsen, am liebsten im Netz und auf Kosten der privaten Konkurrenz. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,508960,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 2.10.2007 </h5> <p> Kostenloser Versand bei allen Weinbestellungen! Hausratversicherung - Sparen Sie 30 Prozent! So t&ouml;nen die Anzeigen auf der Webseite der gr&ouml;&szlig;ten britischen Kochzeitschrift. &quot;Good Food&quot; ist ein beliebter Werbetr&auml;ger - fast 340.000 Leser kaufen das Heft monatlich - und h&ouml;chstwahrscheinlich ein profitabler. Etwaige Gewinne streicht der Konzern BBC Worldwide ein, die kommerzielle Tochter des &ouml;ffentlich-rechtlichen Rundfunks in Gro&szlig;britannien. Jahresgewinn zuletzt: umgerechnet fast 160 Millionen Euro. Umsatz einschlie&szlig;lich der Beteiligungen an Joint Ventures: fast 1,2 Milliarden Euro. Und die Firma expandiert kr&auml;ftig. F&uuml;r angeblich 100 Millionen Euro kauft BBC Worldwide den Reiseverlag Lonely Planet. </p> <p> Das Ziel: Wachstum, vor allem im &quot;digitalen Bereich&quot;, wie BBC Worldwide in einer Stellungnahme schreibt. Da hat Lonely Planet tats&auml;chlich Potential. Die Reisef&uuml;hrer haben eine starke, identit&auml;tsstiftende Marke, die Individualtouristen anspricht. Ans&auml;tze, darauf eine Online-Community von Alternativurlaubern aufzubauen, gibt es schon. Auf Lonelyplanet.tv stellen Globetrotter Videoschnipsel ihrer Touren ein, auf Lonelyplanet.com tauschen sie Tipps, Listen, Reisgeschichten und Fotos aus.<br /> <br /> <b>Hoffnung auf Geld und Publikum im Netz</b><br /> <br /> Der Grund f&uuml;r die Online-Offensive: BBC Worldwide will Geld verdienen. Frei &uuml;bersetzt hei&szlig;t das Motto auf der Firmenseite: &quot;Die Welt unterhalten, um die BBC zu finanzieren.&quot; Bei der kommerziellen Auswertung von BBC-Sendungen und -Marken soll sie m&ouml;glichst viel Profit rausschlagen. Oder umgekehrt: Medienangebote &uuml;bernehmen, die Geld bringen und irgendwie zum BBC-Programm passen - wie Lonely Planet zu den legend&auml;ren BBC-Reportagen und -Dokumentationen.<br /> <br /> Online-Videos und Mitmach-Netz? Hier ist BBC Worldwide noch schwach, muss sich dringend Publikums- und Geldbringer einverleiben. Die Sparte &quot;Digital Media&quot; hat den kleinsten Umsatz der sechs Gesch&auml;ftsbereiche, im vorigen Gesch&auml;ftsjahr nahm sie umgerechnet nur knapp 20 Millionen Euro ein und fuhr einen Verlust von umgerechnet etwa 5,7 Millionen Euro ein.<br /> <br /> Das sind strategische Investitionen. BBC Worldwide hat eine eigene Version des iPlayers der BBC programmiert: Diese Software bringt BBC-Fernsehprogramme &uuml;bers Netz auf Computer - in Gro&szlig;britannien ist der Dienst kostenlos, BBC Worldwide will aber f&uuml;r die Sendungen Geld von internationalen Kunden verlangen. Bis dahin macht BBC Worldwide die Marke BBC bekannt im Netz. &quot;Wir m&uuml;ssen da angeln, wo die Fische sind&quot;, sagte Simon Danker, Chef f&uuml;r Digitale Medien bei BBC Worldwide dem SPIEGEL dazu im M&auml;rz. Da hatte sein Konzern gerade einen Mega-Deal mit dem Web-Videoportal YouTube abgeschlossen.<br /> <br /> <b>BBC presst die Kommerztochter aus</b><br /> <br /> Von ihrer Kommerztochter erwartet die BBC finanziell viel: In den kommenden f&uuml;nf Jahren soll das Unternehmen die Gewinne verdoppeln. Die Aussch&uuml;ttungen von BBC Worldwide sollen 2012 ein Zehntel des BBC-Etats decken, so die Pl&auml;ne von BBC-Boss Mark Thompson. Der Rest des BBC-Etats kommt aus Fernsehgeb&uuml;hren, umgerechnet 198 Euro muss man als Besitzer eines Farbfernsehers in Gro&szlig;britannien j&auml;hrlich an Zwangsgeb&uuml;hren zahlen. </p> <table border="1"> <tbody> <tr> <td colspan="4"><b>Umsatzbringer: So verdient die Kommerz-BBC</b><br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Sparte&nbsp;</b></td> <td><b>Umsatz*<br /> umgerechnet in Mio. Euro <br /> </b></td> <td><b>Gewinn*<br /> umgerechnet in Mio. Euro&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; <br /> </b></td> <td><b>Gesch&auml;ftsfelder<br /> </b> </td> </tr> <tr> <td><b>Global Channels</b></td> <td>242,5 <br /> </td> <td>29,9<br /> </td> <td>weltweit ausgestrahle BBC-Sender mit Werbebl&ouml;cken <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Global TV Sales<br /> </b></td> <td>310,4</td> <td>57,7</td> <td>Verkauf von BBC-Produktionen an andere Sender <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Content &amp; Production</b></td> <td>75,9<br /> </td> <td>13,63</td> <td>Auftragsproduktionen, Vermarktung, Co-Finanzierung <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>&nbsp;Magazines</b></td> <td>245,8</td> <td>28,7 <br /> </td> <td>Zeitschriftenverlag (Lebenshilfe, Jugend, Ratgeber, Popul&auml;rwissenschaft <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Home Entertainment<br /> </b></td> <td>268,2 <br /> </td> <td>35 <br /> </td> <td>Verkauf von DVDs, H&ouml;rb&uuml;chern, Musik <br /> </td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3"> <td><b>Digital Media<br /> </b></td> <td>19,9 <br /> </td> <td>-5,6 <br /> </td> <td>Video-On-Demand, Internet-Fernsehen, Mobil-TV, Web-Gemeinschaften <br /> </td> </tr> <tr> <td><b>Gesamt <br /> </b></td> <td>1200 <br /> </td> <td>160 <br /> </td> <td>&nbsp;</td> </tr> <tr style="background-color: #d3d3d3" align="right"> <td colspan="4">&nbsp;* Beteiligungen anteilig gerechnet / Quelle: Bericht f&uuml;r das Gesch&auml;ftsjahr 2006/2007 von BBC Worldwide</td> </tr> </tbody> </table> <p> Weil die Geb&uuml;hren bis 2012 aber langsamer steigen sollen als die Inflation, so die Geb&uuml;hrenentscheidung der Regierung Anfang des Jahres, sucht die BBC nach neuen Erl&ouml;sen im Netz, im Internet-Fernsehen und im Pay-TV-Bereich. Dem Rundfunkriesen fehlen wegen der angeblich knauserigen Geb&uuml;hrenentscheidung bis 2012 umgerechnet 2,8 Milliarden Euro &ndash; man hatte einfach mehr Geb&uuml;hren eingeplant.<br /> <br /> <b>Startvorteil: 750.000 Stunden Filmmaterial</b><br /> <br /> Britische Verleger und Anbieter von Web-Inhalten &auml;rgern Expansionspl&auml;ne von BBC und BBC Worldwide immer wieder. Ihre Argumentation: Die hier vermarkteten Inhalte sind zum Teil auch aus Zwangsgeb&uuml;hren finanziert worden. Ein Wettbewerbsvorteil gegen&uuml;ber allen privaten Unternehmern. Konkret: BBC Worldwide kann 750.000 Stunden Ton- und Filmaufnahmen der BBC nutzen und vermarkten.<br /> <br /> Jedes Jahr kommen 30.000 Stunden dazu: Soaps, Fernsehfilme, Dokumentationen, Nachrichten, Serien. Und Marken: Viele der gro&szlig;en Magazine des BBC-Zeitschriftenverlags sind aus BBC-Fernsehsendungen entstanden, profitieren kostenlos von deren Reichweite und Image. Die Marken sollen nun nicht nur Magazine, sondern auch Web-Gemeinschaften befeuern: Im August hat BBC Worldwide einen entsprechenden Vertrag mit dem Community-Bauer Liveworld unterschrieben.<br /> <br /> Wettbewerber wie Zeitungsverlage und private Community-Betreiber werfen BBC und BBC Worldwide unfairen, marktverzerrenden Wettbewerb vor. Die Kritik gibt John Smith, Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer von BBC Worldwide, weiter: Den Auftrag habe seine Firma von der britischen Regierung, die m&uuml;sse man kritisieren. Smith erkl&auml;rte im M&auml;rz der &quot;Financial Times&quot;: &quot;Je nach Stimmungslage machen wir gute Gesch&auml;fte, was die Wettbewerber nicht m&ouml;gen, oder wir machen schlechte Gesch&auml;fte, was die Konkurrenten lieben und die Politiker hassen.&quot;<br /> <br /> <b>Geb&uuml;hreneinnahmen als Wettbewerbsvorteil</b><br /> <br /> Und so expandiert BBC Worldwide im festen Glauben an den Auftrag von ganz oben emsig im Web. Zu den popul&auml;rsten britischen Webseiten geh&ouml;rt neben Google und eBay das Online-Angebot der BBC. Die Nutzerzahlen steigen kr&auml;ftig, locker 16 Millionen individuelle Nutzer im Monat lockt das Angebot derzeit &ndash; eines der erfolgreichsten und teuersten weltweit. &Auml;hnlich beliebte Nachrichtenseiten von einem Verlagshaus existieren in Gro&szlig;britannien nicht.<br /> <br /> Aus dieser Online-Dominanz kann BBC Worldwide pr&auml;chtig Gewinn schlagen: Auf der internationalen Seite &quot;bbc.com&quot; k&ouml;nnte es irgendwann Online-Werbung geben, wie man sie heute schon auf den Webangeboten der BBC-Zeitschriften findet. Die geb&uuml;hrenfinanzierten Inhalte der BBC-Journalisten sind ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil.<br /> <br /> <b>Brutalo-Vermarktung schadet dem BBC-Image</b><br /> <br /> Auf YouTube hat BBC Worldwide schon begonnen, BBC-Material zu verwerten. Seit M&auml;rz stellt die Firma Inhalte auf Googles Web-Video-Plattform ein. Ob jetzt schon Geld flie&szlig;t und falls ja, in welche Richtung &ndash; unbekannt. Die BBC l&auml;sst sich aber alle Optionen offen: Werbefinanzierung bei YouTube, paralleler Verkauf der bei der Videoplattform beworbenen Inhalte &uuml;ber den BBC-iPlayer und nat&uuml;rlich noch den DVD-Verkauf.<br /> <br /> Mittelfristig ist die Vermarktung des seri&ouml;sen BBC-Images ein gutes Gesch&auml;ft. Doch langfristig k&ouml;nnte dieses brutale Auspressen dem Ansehen der BBC schaden. Roger Gale, fr&uuml;her BBC-Reporter und heute konservativer Abgeordneter im britischen Unterhaus, sagte dem US-Magazin &quot;Newsweek&quot;, die BBC sei eine besondere Marke, man m&uuml;sse sie vor &uuml;bereifrigen Vermarktern sch&uuml;tzen: &quot;Das ist wie mit der k&ouml;niglichen Familie. Die Queen k&ouml;nnte viele Schokoriegel verkaufen, aber sie w&uuml;rde das nicht tun.&quot; </p> <p align="right"> &copy; SPIEGEL ONLINE 2007<br /> Alle Rechte vorbehalten<br /> Vervielf&auml;ltigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH </p> Web-Strategie: "Financial Times" rüstet gegen Kostenlos-Konkurrenz (Spiegel Online, 1.10.2007) 2007-10-04T22:19:58Z 2007-10-04T22:19:58Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/490-web-strategie-financial-times-ruestet-gegen-kostenlos-konkurrenz Administrator [email protected] <h4>Verwirrung um Web-Strategie </h4> <h1>&quot;Financial Times&quot; r&uuml;stet gegen Kostenlos-Konkurrenz</h1> <h4>Chaos-Kommunikation: Die &quot;Financial Times&quot; k&uuml;ndigt Gratis-Artikel auf &quot;FT.com&quot; an. Doch was kostenlos sein wird und was bisher kostenlos ist, kann der Verlag selbst nicht erkl&auml;ren. Mit dem Schritt wollen sich die Briten gegen entsprechende Pl&auml;ne des Konkurrenten &quot;Wall Street Journal&quot; r&uuml;sten. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,508769,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 1.10.2007 </h5> <p> Diese Nachricht hat die britische &quot;Financial Times&quot; exklusiv - und pr&auml;sentiert sie kostenlos auf ihrer Website <a href="http://www.ft.com/cms/s/0/4733dd3e-6f76-11dc-b66c-0000779fd2ac.html" target="_blank">&quot;FT.com&quot;</a>: Von Mitte Oktober an soll es auf der Webseite mehr kostenlose Artikel geben. Leser m&uuml;ssen sich kostenlos registrieren, k&ouml;nnen dann eingeloggt auch eigentlich kostenpflichtige Artikel ansehen - 30 Mal pro Monat. Bislang gab es die nur im Online-Abo. 120 Euro kostet das zum Beispiel f&uuml;r deutsche Nutzer j&auml;hrlich. Wie das neue Angebot genau funktionieren wird, konnte die FT-Pressestelle auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE bislang aber nicht beantworten. Welche Artikel von Mitte Oktober an kostenpflichtig sind, wie hoch der Anteil am Gesamtangebot ist - unklar. Die Pressemitteilung und die Aussagen des FT-Herausgebers Ien Cheng sind in zwei Richtungen interpretierbar: Das komplette FT-Angebot ist ab Mitte Oktober kostenpflichtig, 30 Artikel k&ouml;nnen kostenlos abgerufen werden. Oder: Die 30 Freiabrufe betreffen nur heute ohnehin kostenpflichtige Beitr&auml;ge. </p> <p> Nur: Was kostet auf &quot;FT.com&quot; heute &uuml;berhaupt Geld? Immer wieder st&ouml;&szlig;t man beim Browsen auf eine Bezahlschranke, eine Systematik ist aber von au&szlig;en nicht zu erkennen. Aber auch bei der FT herrscht Verwirrung dar&uuml;ber, welche Artikel gegenw&auml;rtig Geld kosten. Sprecherin Jo Crosby: &quot;Wirtschaftsnachrichten sind kostenpflichtig.&quot;<br /> <br /> <b> Chaos-Kommunikation zum Kostenlos-Start</b><br /> <br /> So stimmt das aber nicht: Ohne Login kann man auf den FT-Seiten auch einige &auml;ltere Wirtschaftsartikel frei lesen. Die meisten aktuellen Beitr&auml;ge sind ohnehin kostenlos. Von den zehn meistgelesenen Artikel des Tages sind heute nur drei Abonnenten vorbehalten. Darauf hingewiesen, k&uuml;ndigt die Pressestelle weitere Recherchen an.<br /> <br /> Fest steht: 101.000 Online-Abonnenten zahlen laut &quot;FT.com&quot; weltweit f&uuml;r Sonderdienste. Dazu geh&ouml;ren neben dem Zugang zu allen Artikel auf &quot;FT.com&quot; auch Datenbanken mit B&ouml;rsendaten, Unternehmens-Profile mit Detail-Informationen, das F&uuml;nf-Jahres-Archiv und Werkzeuge zur Nachrichtensuche. Umgerechnet 10 bis 13 Millionen Euro soll &quot;FT.com&quot; laut &quot;Guardian&quot; j&auml;hrlich an Abogeb&uuml;hren einnehmen.<br /> <br /> Ein Angebot f&uuml;r eine spezielle, kleine Zielgruppe also. Das sehen die Manager von &quot;FT.com&quot; offenbar genauso. Herausgeber Ien Cheng erkl&auml;rt im eigenen Blatt, der Wechsel k&ouml;nnte einer Mehrheit der Leser entgegenkommen, die &uuml;ber Links von au&szlig;erhalb auf die Seite kommen, aber nicht viel mehr als 30 kostenpflichtige Artikel im Monat suchen. Cheng: &quot;Die Zahl 30 ist nicht zuf&auml;llig, wir haben genau untersucht, wie Leser auf die Seite kommen.&quot;<br /> <br /> <b>Zaghafter Versuch, neue Leser zu finden</b><br /> <br /> Die Hoffnung, mit einem offenen Angebot mehr Reichweite zu erzielen und neue Leser anzulocken, hat Mitte September schon die &quot;New York Times&quot; dazu bewogen, ihr Webangebot von Bezahlschranken zu befreien (mehr...). &quot;Nytimes.com&quot;-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Vivian Schiller argumentierte im eigenen Blatt wie Cheng: &quot;Wir haben nicht das rasante Wachstum der von Google, Yahoo und einigen anderen kommenden Besuchern erwartet.&quot;<br /> <br /> Der Vergleich mit der &quot;New York Times&quot; zeigt allerdings, wie halbherzig der Befreiungsversuch der &quot;Financial Times&quot; tats&auml;chlich ist. Die &quot;New York Times&quot; hat fast ihr gesamtes Archiv kostenlos online verf&uuml;gbar gemacht. Die Rechnung: mehr Google-Treffer, mehr Leser, mehr Anzeigen-Umsatz. Ein zweistelliges Wachstum der Anzeigenums&auml;tze erhofft sich das Unternehmen von den Millionen neuer Artikel, die jetzt von Suchmaschinen wie Google erfasst werden.<br /> <br /> Eine &auml;hnliche Rechnung hat schon der neue Besitzer des &quot;Wall Street Journal&quot;, Rupert Murdoch, aufgemacht, als er mehrmals &ouml;ffentlich von einem allein werbefinanzierten Online-Angebot des Blatts schw&auml;rmte (mehr...) (siehe Kasten unten). </p> <table style="background-color: #d3d3d3" border="0"> <tbody> <tr> <td> <p> <b>VORTEILE DER GRATISSEITE: DIE RECHNUNG AM BEISPIEL &quot;WSJ.COM&quot;</b> </p> <p> <b>Sonderfall &quot;WSJ.com&quot;<br /> </b>Die Internetseite des US-Wirtschaftsblatts &quot;Wall Street Journal&quot; ist das letzte komplett kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Im August best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analystengespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei &quot;WSJ.com&quot; pr&uuml;fen. Das w&auml;re w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - &quot;WSJ.com&quot; hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahres-Abo-Preis von 79 Dollar </p> <p> <b>Abo-Erl&ouml;se bislang<br /> </b>Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht, dass sich die Einnahmen von &quot;WSJ.com&quot; in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Abo-Erl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder. </p> <p> <b>Wertvolle Anzeigenpl&auml;tze<br /> </b>Eine aufgerufene Seite bringt beim komplett kostenpflichtigen &quot;WSJ.com&quot; viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien - und beliebten - Konkurrenz von &quot;Nytimes.com&quot;. Sprich: Die zahlenden Kunden bei &quot;WSJ.com&quot; sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von &quot;WSJ.com&quot; pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen. </p> <p> <b>Das n&ouml;tige Wachstum<br /> </b>Analyst Douglas Anmuth sagt beim &quot;Wall Street Journal&quot; f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung einen Umsatzeinbruch voraus: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot; Mittelfristig m&uuml;sse &quot;WSJ.com&quot; kr&auml;ftig neue Leser dazugewinnen, um erfolgreich zu bleiben. Denn durch die Umstellung d&uuml;rften die Anzeigenpl&auml;tze an Wert verlieren. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: Die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird. &nbsp; </p> </td> </tr> </tbody> </table> <p> Die &quot;Financial Times&quot; hingegen h&auml;lt ihr Archiv weiterhin verschlossen. Offenbar glaubt man, die Inhalte w&uuml;rden an Wert verlieren, wenn sie mehr Verbreitung finden. Herausgeber Chen beschreibt den Kompromiss in der Druckausgabe der &quot;Financial Times&quot; so: &quot;Wir haben immer geglaubt, dass der Journalismus, den wir machen, unserer Kernleserschaft etwas wert ist.&quot; Mit dem neuen Online-Modell k&ouml;nne man an diesem Prinzip festhalten und gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit im Netz einheimsen.<br /> <br /> <b>Online-Werbung w&auml;chst viel schneller als Abozahlen</b><br /> <br /> Die Kernleserschaft von 101.000 Online-Abonnenten ist allerdings klein im Vergleich zu den offiziellen Nutzungsdaten von &quot;FT.com&quot;: 6,5 Millionen Besucher im Monat. Zum Hintergrund: Wer mehrere Seiten hintereinander abruft, gilt als ein Benutzer, wenn er nach einiger Zeit wiederkommt, wird er erneut als Nutzer gez&auml;hlt.<br /> <br /> Nun wachsen auf &quot;FT.com&quot; die Abonnentenzahlen nicht mehr dramatisch, die Anzeigenums&auml;tze allerdings schon. Um 40 Prozent seien die Einnahmen in den vergangenen Monaten gestiegen, sagte Herausgeber Cheng dem &quot;International Herald Tribune&quot;.<br /> <br /> <b>30 Artikel als Strategie gegen Kostenlos-&quot;WSJ.com&quot;</b><br /> <br /> Nun ist &quot;WSJ.com&quot; der Hauptkonkurrent von &quot;FT.com&quot;. 40 Prozent der FT-Online-Leser kommen aus den Vereinigten Staaten, 30 Prozent aus Gro&szlig;britannien und 30 Prozent aus dem Rest der Welt. Wenn nun das &quot;Wall Street Journal&quot; sein bislang kostenpflichtiges Angebot komplett frei gibt, d&uuml;rfte das die &quot;Financial Times&quot; viel Online-Reichweite, wom&ouml;glich einige US-Web-Abonnenten und letztlich auch Werbeeinnahmen kosten.<br /> 30 kostenlose Artikel als Abwehrstrategie gegen diese m&ouml;gliche Konkurrenz wirken d&uuml;rftig. Aber die &quot;Financial Times&quot; glaubt weiter an Bezahl-Inhalte im Netz: &quot;FT.com&quot; will man ausbauen, um neue Videoformate, Blogs und umfassendere Marktinformationen erg&auml;nzen. &quot;Financial Times&quot;-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer John Ridding glaubt, dass viele &quot;'FT.com'-Leser von diesen Ver&auml;nderungen und der Qualit&auml;t unserer Angebote angelockt und zu regelm&auml;&szlig;igen Lesern und Abonnenten werden&quot;.<br /> <br /> Kostenlose Artikel als Abo-Werbung f&uuml;r aufwendige, exklusive Online-Inhalte und Archivmaterial &ndash; so &auml;hnlich hatte die &quot;New York Times&quot; 2005 ihr Web-Abo &quot;Timesselect&quot; angepriesen. 227.000 zahlende Abonnenten warb &quot;Nytimes.com&quot; so an. Zu wenig &ndash; vor zwei Wochen ist &quot;Timesselect&quot; verschwunden. </p> <h4>Verwirrung um Web-Strategie </h4> <h1>&quot;Financial Times&quot; r&uuml;stet gegen Kostenlos-Konkurrenz</h1> <h4>Chaos-Kommunikation: Die &quot;Financial Times&quot; k&uuml;ndigt Gratis-Artikel auf &quot;FT.com&quot; an. Doch was kostenlos sein wird und was bisher kostenlos ist, kann der Verlag selbst nicht erkl&auml;ren. Mit dem Schritt wollen sich die Briten gegen entsprechende Pl&auml;ne des Konkurrenten &quot;Wall Street Journal&quot; r&uuml;sten. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,508769,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 1.10.2007 </h5> <p> Diese Nachricht hat die britische &quot;Financial Times&quot; exklusiv - und pr&auml;sentiert sie kostenlos auf ihrer Website <a href="http://www.ft.com/cms/s/0/4733dd3e-6f76-11dc-b66c-0000779fd2ac.html" target="_blank">&quot;FT.com&quot;</a>: Von Mitte Oktober an soll es auf der Webseite mehr kostenlose Artikel geben. Leser m&uuml;ssen sich kostenlos registrieren, k&ouml;nnen dann eingeloggt auch eigentlich kostenpflichtige Artikel ansehen - 30 Mal pro Monat. Bislang gab es die nur im Online-Abo. 120 Euro kostet das zum Beispiel f&uuml;r deutsche Nutzer j&auml;hrlich. Wie das neue Angebot genau funktionieren wird, konnte die FT-Pressestelle auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE bislang aber nicht beantworten. Welche Artikel von Mitte Oktober an kostenpflichtig sind, wie hoch der Anteil am Gesamtangebot ist - unklar. Die Pressemitteilung und die Aussagen des FT-Herausgebers Ien Cheng sind in zwei Richtungen interpretierbar: Das komplette FT-Angebot ist ab Mitte Oktober kostenpflichtig, 30 Artikel k&ouml;nnen kostenlos abgerufen werden. Oder: Die 30 Freiabrufe betreffen nur heute ohnehin kostenpflichtige Beitr&auml;ge. </p> <p> Nur: Was kostet auf &quot;FT.com&quot; heute &uuml;berhaupt Geld? Immer wieder st&ouml;&szlig;t man beim Browsen auf eine Bezahlschranke, eine Systematik ist aber von au&szlig;en nicht zu erkennen. Aber auch bei der FT herrscht Verwirrung dar&uuml;ber, welche Artikel gegenw&auml;rtig Geld kosten. Sprecherin Jo Crosby: &quot;Wirtschaftsnachrichten sind kostenpflichtig.&quot;<br /> <br /> <b> Chaos-Kommunikation zum Kostenlos-Start</b><br /> <br /> So stimmt das aber nicht: Ohne Login kann man auf den FT-Seiten auch einige &auml;ltere Wirtschaftsartikel frei lesen. Die meisten aktuellen Beitr&auml;ge sind ohnehin kostenlos. Von den zehn meistgelesenen Artikel des Tages sind heute nur drei Abonnenten vorbehalten. Darauf hingewiesen, k&uuml;ndigt die Pressestelle weitere Recherchen an.<br /> <br /> Fest steht: 101.000 Online-Abonnenten zahlen laut &quot;FT.com&quot; weltweit f&uuml;r Sonderdienste. Dazu geh&ouml;ren neben dem Zugang zu allen Artikel auf &quot;FT.com&quot; auch Datenbanken mit B&ouml;rsendaten, Unternehmens-Profile mit Detail-Informationen, das F&uuml;nf-Jahres-Archiv und Werkzeuge zur Nachrichtensuche. Umgerechnet 10 bis 13 Millionen Euro soll &quot;FT.com&quot; laut &quot;Guardian&quot; j&auml;hrlich an Abogeb&uuml;hren einnehmen.<br /> <br /> Ein Angebot f&uuml;r eine spezielle, kleine Zielgruppe also. Das sehen die Manager von &quot;FT.com&quot; offenbar genauso. Herausgeber Ien Cheng erkl&auml;rt im eigenen Blatt, der Wechsel k&ouml;nnte einer Mehrheit der Leser entgegenkommen, die &uuml;ber Links von au&szlig;erhalb auf die Seite kommen, aber nicht viel mehr als 30 kostenpflichtige Artikel im Monat suchen. Cheng: &quot;Die Zahl 30 ist nicht zuf&auml;llig, wir haben genau untersucht, wie Leser auf die Seite kommen.&quot;<br /> <br /> <b>Zaghafter Versuch, neue Leser zu finden</b><br /> <br /> Die Hoffnung, mit einem offenen Angebot mehr Reichweite zu erzielen und neue Leser anzulocken, hat Mitte September schon die &quot;New York Times&quot; dazu bewogen, ihr Webangebot von Bezahlschranken zu befreien (mehr...). &quot;Nytimes.com&quot;-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Vivian Schiller argumentierte im eigenen Blatt wie Cheng: &quot;Wir haben nicht das rasante Wachstum der von Google, Yahoo und einigen anderen kommenden Besuchern erwartet.&quot;<br /> <br /> Der Vergleich mit der &quot;New York Times&quot; zeigt allerdings, wie halbherzig der Befreiungsversuch der &quot;Financial Times&quot; tats&auml;chlich ist. Die &quot;New York Times&quot; hat fast ihr gesamtes Archiv kostenlos online verf&uuml;gbar gemacht. Die Rechnung: mehr Google-Treffer, mehr Leser, mehr Anzeigen-Umsatz. Ein zweistelliges Wachstum der Anzeigenums&auml;tze erhofft sich das Unternehmen von den Millionen neuer Artikel, die jetzt von Suchmaschinen wie Google erfasst werden.<br /> <br /> Eine &auml;hnliche Rechnung hat schon der neue Besitzer des &quot;Wall Street Journal&quot;, Rupert Murdoch, aufgemacht, als er mehrmals &ouml;ffentlich von einem allein werbefinanzierten Online-Angebot des Blatts schw&auml;rmte (mehr...) (siehe Kasten unten). </p> <table style="background-color: #d3d3d3" border="0"> <tbody> <tr> <td> <p> <b>VORTEILE DER GRATISSEITE: DIE RECHNUNG AM BEISPIEL &quot;WSJ.COM&quot;</b> </p> <p> <b>Sonderfall &quot;WSJ.com&quot;<br /> </b>Die Internetseite des US-Wirtschaftsblatts &quot;Wall Street Journal&quot; ist das letzte komplett kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Im August best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analystengespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei &quot;WSJ.com&quot; pr&uuml;fen. Das w&auml;re w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - &quot;WSJ.com&quot; hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahres-Abo-Preis von 79 Dollar </p> <p> <b>Abo-Erl&ouml;se bislang<br /> </b>Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht, dass sich die Einnahmen von &quot;WSJ.com&quot; in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Abo-Erl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder. </p> <p> <b>Wertvolle Anzeigenpl&auml;tze<br /> </b>Eine aufgerufene Seite bringt beim komplett kostenpflichtigen &quot;WSJ.com&quot; viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien - und beliebten - Konkurrenz von &quot;Nytimes.com&quot;. Sprich: Die zahlenden Kunden bei &quot;WSJ.com&quot; sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von &quot;WSJ.com&quot; pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen. </p> <p> <b>Das n&ouml;tige Wachstum<br /> </b>Analyst Douglas Anmuth sagt beim &quot;Wall Street Journal&quot; f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung einen Umsatzeinbruch voraus: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot; Mittelfristig m&uuml;sse &quot;WSJ.com&quot; kr&auml;ftig neue Leser dazugewinnen, um erfolgreich zu bleiben. Denn durch die Umstellung d&uuml;rften die Anzeigenpl&auml;tze an Wert verlieren. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: Die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird. &nbsp; </p> </td> </tr> </tbody> </table> <p> Die &quot;Financial Times&quot; hingegen h&auml;lt ihr Archiv weiterhin verschlossen. Offenbar glaubt man, die Inhalte w&uuml;rden an Wert verlieren, wenn sie mehr Verbreitung finden. Herausgeber Chen beschreibt den Kompromiss in der Druckausgabe der &quot;Financial Times&quot; so: &quot;Wir haben immer geglaubt, dass der Journalismus, den wir machen, unserer Kernleserschaft etwas wert ist.&quot; Mit dem neuen Online-Modell k&ouml;nne man an diesem Prinzip festhalten und gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit im Netz einheimsen.<br /> <br /> <b>Online-Werbung w&auml;chst viel schneller als Abozahlen</b><br /> <br /> Die Kernleserschaft von 101.000 Online-Abonnenten ist allerdings klein im Vergleich zu den offiziellen Nutzungsdaten von &quot;FT.com&quot;: 6,5 Millionen Besucher im Monat. Zum Hintergrund: Wer mehrere Seiten hintereinander abruft, gilt als ein Benutzer, wenn er nach einiger Zeit wiederkommt, wird er erneut als Nutzer gez&auml;hlt.<br /> <br /> Nun wachsen auf &quot;FT.com&quot; die Abonnentenzahlen nicht mehr dramatisch, die Anzeigenums&auml;tze allerdings schon. Um 40 Prozent seien die Einnahmen in den vergangenen Monaten gestiegen, sagte Herausgeber Cheng dem &quot;International Herald Tribune&quot;.<br /> <br /> <b>30 Artikel als Strategie gegen Kostenlos-&quot;WSJ.com&quot;</b><br /> <br /> Nun ist &quot;WSJ.com&quot; der Hauptkonkurrent von &quot;FT.com&quot;. 40 Prozent der FT-Online-Leser kommen aus den Vereinigten Staaten, 30 Prozent aus Gro&szlig;britannien und 30 Prozent aus dem Rest der Welt. Wenn nun das &quot;Wall Street Journal&quot; sein bislang kostenpflichtiges Angebot komplett frei gibt, d&uuml;rfte das die &quot;Financial Times&quot; viel Online-Reichweite, wom&ouml;glich einige US-Web-Abonnenten und letztlich auch Werbeeinnahmen kosten.<br /> 30 kostenlose Artikel als Abwehrstrategie gegen diese m&ouml;gliche Konkurrenz wirken d&uuml;rftig. Aber die &quot;Financial Times&quot; glaubt weiter an Bezahl-Inhalte im Netz: &quot;FT.com&quot; will man ausbauen, um neue Videoformate, Blogs und umfassendere Marktinformationen erg&auml;nzen. &quot;Financial Times&quot;-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer John Ridding glaubt, dass viele &quot;'FT.com'-Leser von diesen Ver&auml;nderungen und der Qualit&auml;t unserer Angebote angelockt und zu regelm&auml;&szlig;igen Lesern und Abonnenten werden&quot;.<br /> <br /> Kostenlose Artikel als Abo-Werbung f&uuml;r aufwendige, exklusive Online-Inhalte und Archivmaterial &ndash; so &auml;hnlich hatte die &quot;New York Times&quot; 2005 ihr Web-Abo &quot;Timesselect&quot; angepriesen. 227.000 zahlende Abonnenten warb &quot;Nytimes.com&quot; so an. Zu wenig &ndash; vor zwei Wochen ist &quot;Timesselect&quot; verschwunden. </p> Strategiewechsel: New York Times macht Web-Archiv kostenlos (Spiegel Online, 18.9.2007) 2007-09-22T10:03:39Z 2007-09-22T10:03:39Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/483-strategiewechsel-new-york-times-macht-web-archiv-kostenlos-spiegel-online-1892007 Administrator [email protected] <h4>Strategiewechsel </h4> <h1>New York Times macht Web-Archiv kostenlos</h1> <h4>S&auml;mtliche Artikel aus 92 Archiv-Jahrg&auml;ngen und alle Kolumnen der Edelfedern bietet die &quot;New York Times&quot; von morgen an kostenlos im Netz. Vom Gratisangebot erhofft sich das Management mehr Google-Treffer, neue Leser - und ein zweistelliges Wachstum der Werbeums&auml;tze. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,506359,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 18.9.2007 </h5> <p> Es war ein langsamer Tod: Timesselect, das Online-Bezahl-Angebot der &quot;New York Times&quot; siechte zuletzt dahin. Den grellen Orangeton, der die Exklusiv-Artikel markierte, sahen Leser kaum noch auf Nytimes.com. Die entsprechenden Online-Abos verschenkte man seit Monaten an jeden Interessenten mit einer E-Mail-Adresse von einer US-Universit&auml;t. Morgen verschwindet Timesselect endg&uuml;ltig - genau zwei Jahre nach dem Start des Angebots. Das Ende des Online-Abos habe man seit Monaten geplant und verschiedene Gesch&auml;ftsmodelle durchgespielt, erkl&auml;rte die Nytimes.com-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Vivian Schiller dem Fachmagazin Paidcontent. Von morgen an bietet Nytimes.com diese Inhalte kostenlos an: </p> <ul> <li>Beitr&auml;ge von 23 prominenten Kolumnisten</li> <li>alle Inhalte des &quot;New York Times&quot;-Archivs von 1986 bis heute</li> <li>Archiv-Material der &quot;New York Times&quot; von 1851 bis 1922</li> <li>Such- und Archiv-Werkzeuge wie den &quot;News Tracker&quot; und das pers&ouml;nliche Times-Archiv</li> </ul> <p> Kostenpflichtig bleiben nur die originalgetreue Digital-Ausgabe der gedruckten Zeitung in einem besonderen Software-Format (14,95 Dollar monatlich), die Online-Version des Kreuzwortr&auml;tsels und Archiv-Inhalte aus der der Zeit zwischen 1922 und 1986.<br /> <br /> <b>Nur zehn Millionen Dollar Abo-Einnahmen j&auml;hrlich</b><br /> <br /> Den Schritt zum Gratisangebot begr&uuml;ndet das Management mit dem Potential eines komplett freien Angebots auf h&ouml;here Werbeums&auml;tze. Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Schiller erkl&auml;rt im eigenen Blatt: &quot;Unsere Prognosen f&uuml;r das Umsatzwachstums auf Basis des Abo-Modells waren geringer im Vergleich zum Wachstum durch Online-Werbung.&quot; Sie betont, Timesselect sei ein Erfolg gewesen.<br /> <br /> In einer internen Mail an die Mitarbeiter hei&szlig;t es, sie k&ouml;nnten &quot;sehr stolz auf ihre Leistung sein&quot;. Offiziell beziffert das Management die Timesselect-Einnahmen auf zehn Millionen Dollar j&auml;hrlich. &quot;Es hat funktioniert, das ist wirklich wichtig&quot;, betont Schiller in Interviews. Nun ver&ouml;ffentlichte Abo-Zahlen f&uuml;r Timesselect sollen das belegen: </p> <ul> <li>471.200 Print-Abonnenten erhielten den Timesselect-Zugang kostenlos als Beigabe</li> <li>89.200 Universit&auml;ts-Angeh&ouml;rige erhielten das Abo kostenlos</li> <li>227.000 Web-Abonnenten zahlten tats&auml;chlich f&uuml;r Timesselcet (49,95 Dollar j&auml;hrlich/7,95 monatlich)</li> </ul> <p> &nbsp;Medien-Experten sind von diesen Zahlen beeindruckt, bezweifeln aber den wirtschaftlichen Erfolg. Wie viel Geld man f&uuml;r die Vermarktung der Abo-Angebote und die zus&auml;tzlichen f&uuml;r Timesselect produzierten Beitr&auml;ge ausgegeben hat, bleibe unerw&auml;hnt, kritisiert Jeff Jarvis, Medien-Reporter und Leiter des Journalistenschule der City University of New York, in seinem Fach-Blog. Er zollt Timesselect allerdings Respekt f&uuml;r den gewonnen Abonnenten-Stamm: &quot;Sie haben wahrscheinlich den gr&ouml;&szlig;tm&ouml;glichen Kreis an zahlenden Kunden gewonnen &ndash; dennoch war das von Anfang an eine schlechte Idee.&quot;<br /> <br /> &Auml;hnlich hatte schon Anfang 2006 Alan Rusbridger, Chefredakteur der britischen Tageszeitung &quot;Guardian&quot;, gegen das Timesselct-Modell argumentiert. Bei einer Rede vor der &quot;Royal Society for the Encouragement of Arts&quot; sagte er damals, die Abo-Einnahmen w&uuml;rden nicht einmal die Gasrechnung der &quot;NYT&quot;-Zentrale decken k&ouml;nnen.<br /> <br /> <b>Mehr Aufmerksamkeit, mehr Anzeigenerl&ouml;se</b><br /> <br /> Das soll nun der Gratis-Auftritt &auml;ndern. Die Argumentation des Nytimes.com-Managements: Archiv-Material ohne Bezahlschranke wird verlinkt, bringt gute Google-Treffer, lockt so neue Leser. &Auml;hnlich hatte sich im August der Neu-Eigent&uuml;mer des &quot;Wall Street Journals&quot; Rupert Murdoch ge&auml;u&szlig;ert. Er soll ein Ende des Bezahl-Modells bei WSJ.com planen. </p> <table style="background-color: #d3d3d3" border="0"> <tbody> <tr> <td><b>VORTEILE DER GRATISSEITE: DIE RECHNUNG AM BEISPIEL &quot;WSJ.COM&quot;</b><br /> <br /> <b>Sonderfall &quot;WSJ.com&quot;</b><br /> Die Internetseite des US-Wirtschaftsblatts &quot;Wall Street Journal&quot; ist das letzte komplett kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Im August best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analystengespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei &quot;WSJ.com&quot; pr&uuml;fen. Das w&auml;re w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - &quot;WSJ.com&quot; hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahres-Abo-Preis von 79 Dollar<br /> <br /> <b>Abo-Erl&ouml;se bislang</b><br /> Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht, dass sich die Einnahmen von &quot;WSJ.com&quot; in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Abo-Erl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder.<br /> <br /> <b>Wertvolle Anzeigenpl&auml;tze</b><br /> Eine aufgerufene Seite bringt beim komplett kostenpflichtigen &quot;WSJ.com&quot; viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien - und beliebten - Konkurrenz von &quot;Nytimes.com&quot;. Sprich: Die zahlenden Kunden bei &quot;WSJ.com&quot; sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von &quot;WSJ.com&quot; pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen.<br /> <br /> <b>Das n&ouml;tige Wachstum</b><br /> Analyst Douglas Anmuth sagt beim &quot;Wall Street Journal&quot; f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung einen Umsatzeinbruch voraus: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot; Mittelfristig m&uuml;sse &quot;WSJ.com&quot; kr&auml;ftig neue Leser dazugewinnen, um erfolgreich zu bleiben. Denn durch die Umstellung d&uuml;rften die Anzeigenpl&auml;tze an Wert verlieren. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: Die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird.&nbsp;&nbsp; <br /> </td> </tr> </tbody> </table> <p> In den vergangen zwei Jahren habe sich das Web ver&auml;ndert, argumentiert Nytimes.com-Gesch&auml;ftsf&uuml;rherin Schiller im eigenen Blatt: &quot;Wir haben nicht das rasante Wachstum der von Google, Yahoo und einigen anderen kommenden Besuchern erwartet.&quot; Inzwischen w&uuml;rde die Mehrheit der Leser &uuml;ber Links kommen, nur eine Minderheit nutze Nytimes.com als Prim&auml;rquelle.<br /> <br /> <b>Kostenlos-Archiv soll Anzeigenwachstum bringen</b><br /> <br /> Vor diesem Hintergrund gewinnt der Entschluss, fast das gesamte Archiv kostenlos online verf&uuml;gbar zu mache, an Bedeutung. Hiervon verspricht sich die Times einen Popularit&auml;tsschub. Die Rechnung: mehr Google-Treffer, mehr Leser, mehr Anzeigen-Ums&auml;tze. Gegen&uuml;ber dem Branchendienst Paidcontent wird Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Schiller deutlicher: &quot;Denken Sie &uuml;ber diese Formel nach: Millionen neuer Dokumente, alle f&uuml;r Suchmaschinen optimiert, zweistelliges Wachstum der Anzeigenums&auml;tze.&quot;<br /> <br /> Expertise f&uuml;r Suchmaschinen-Optimierung hat sich der Times-Konzern vor zwei Jahren eingekauft: Damals &uuml;bernahm Nytimes.com f&uuml;r 410 Millionen Dollar das Webangebot About.com, eine Mischung aus Netzlexikon und Ratgeberportal. About.com war immer schon kostenlos, beliebt und f&uuml;r gute Trefferpl&auml;tze bei Google-Suchen optimiert &ndash; so Medien-Reporter Jeff Jarvis, der bis zum vorigen Dezember als Berater f&uuml;r das Angebot gearbeitet hat. Er nennt About.com heute eine &quot;gro&szlig;artige Demonstration der wirtschaftlichen Kraft von Suchmaschinenoptimierung&quot;.<br /> <br /> In der Tat kommen 95 Prozent der Einnahmen von About.com heute aus Anzeigen. So soll das Verh&auml;ltnis in Zukunft auch beim Webauftritt der &quot;New York Times&quot; aussehen.<br /> </p> <h4>Strategiewechsel </h4> <h1>New York Times macht Web-Archiv kostenlos</h1> <h4>S&auml;mtliche Artikel aus 92 Archiv-Jahrg&auml;ngen und alle Kolumnen der Edelfedern bietet die &quot;New York Times&quot; von morgen an kostenlos im Netz. Vom Gratisangebot erhofft sich das Management mehr Google-Treffer, neue Leser - und ein zweistelliges Wachstum der Werbeums&auml;tze. </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,506359,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 18.9.2007 </h5> <p> Es war ein langsamer Tod: Timesselect, das Online-Bezahl-Angebot der &quot;New York Times&quot; siechte zuletzt dahin. Den grellen Orangeton, der die Exklusiv-Artikel markierte, sahen Leser kaum noch auf Nytimes.com. Die entsprechenden Online-Abos verschenkte man seit Monaten an jeden Interessenten mit einer E-Mail-Adresse von einer US-Universit&auml;t. Morgen verschwindet Timesselect endg&uuml;ltig - genau zwei Jahre nach dem Start des Angebots. Das Ende des Online-Abos habe man seit Monaten geplant und verschiedene Gesch&auml;ftsmodelle durchgespielt, erkl&auml;rte die Nytimes.com-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Vivian Schiller dem Fachmagazin Paidcontent. Von morgen an bietet Nytimes.com diese Inhalte kostenlos an: </p> <ul> <li>Beitr&auml;ge von 23 prominenten Kolumnisten</li> <li>alle Inhalte des &quot;New York Times&quot;-Archivs von 1986 bis heute</li> <li>Archiv-Material der &quot;New York Times&quot; von 1851 bis 1922</li> <li>Such- und Archiv-Werkzeuge wie den &quot;News Tracker&quot; und das pers&ouml;nliche Times-Archiv</li> </ul> <p> Kostenpflichtig bleiben nur die originalgetreue Digital-Ausgabe der gedruckten Zeitung in einem besonderen Software-Format (14,95 Dollar monatlich), die Online-Version des Kreuzwortr&auml;tsels und Archiv-Inhalte aus der der Zeit zwischen 1922 und 1986.<br /> <br /> <b>Nur zehn Millionen Dollar Abo-Einnahmen j&auml;hrlich</b><br /> <br /> Den Schritt zum Gratisangebot begr&uuml;ndet das Management mit dem Potential eines komplett freien Angebots auf h&ouml;here Werbeums&auml;tze. Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Schiller erkl&auml;rt im eigenen Blatt: &quot;Unsere Prognosen f&uuml;r das Umsatzwachstums auf Basis des Abo-Modells waren geringer im Vergleich zum Wachstum durch Online-Werbung.&quot; Sie betont, Timesselect sei ein Erfolg gewesen.<br /> <br /> In einer internen Mail an die Mitarbeiter hei&szlig;t es, sie k&ouml;nnten &quot;sehr stolz auf ihre Leistung sein&quot;. Offiziell beziffert das Management die Timesselect-Einnahmen auf zehn Millionen Dollar j&auml;hrlich. &quot;Es hat funktioniert, das ist wirklich wichtig&quot;, betont Schiller in Interviews. Nun ver&ouml;ffentlichte Abo-Zahlen f&uuml;r Timesselect sollen das belegen: </p> <ul> <li>471.200 Print-Abonnenten erhielten den Timesselect-Zugang kostenlos als Beigabe</li> <li>89.200 Universit&auml;ts-Angeh&ouml;rige erhielten das Abo kostenlos</li> <li>227.000 Web-Abonnenten zahlten tats&auml;chlich f&uuml;r Timesselcet (49,95 Dollar j&auml;hrlich/7,95 monatlich)</li> </ul> <p> &nbsp;Medien-Experten sind von diesen Zahlen beeindruckt, bezweifeln aber den wirtschaftlichen Erfolg. Wie viel Geld man f&uuml;r die Vermarktung der Abo-Angebote und die zus&auml;tzlichen f&uuml;r Timesselect produzierten Beitr&auml;ge ausgegeben hat, bleibe unerw&auml;hnt, kritisiert Jeff Jarvis, Medien-Reporter und Leiter des Journalistenschule der City University of New York, in seinem Fach-Blog. Er zollt Timesselect allerdings Respekt f&uuml;r den gewonnen Abonnenten-Stamm: &quot;Sie haben wahrscheinlich den gr&ouml;&szlig;tm&ouml;glichen Kreis an zahlenden Kunden gewonnen &ndash; dennoch war das von Anfang an eine schlechte Idee.&quot;<br /> <br /> &Auml;hnlich hatte schon Anfang 2006 Alan Rusbridger, Chefredakteur der britischen Tageszeitung &quot;Guardian&quot;, gegen das Timesselct-Modell argumentiert. Bei einer Rede vor der &quot;Royal Society for the Encouragement of Arts&quot; sagte er damals, die Abo-Einnahmen w&uuml;rden nicht einmal die Gasrechnung der &quot;NYT&quot;-Zentrale decken k&ouml;nnen.<br /> <br /> <b>Mehr Aufmerksamkeit, mehr Anzeigenerl&ouml;se</b><br /> <br /> Das soll nun der Gratis-Auftritt &auml;ndern. Die Argumentation des Nytimes.com-Managements: Archiv-Material ohne Bezahlschranke wird verlinkt, bringt gute Google-Treffer, lockt so neue Leser. &Auml;hnlich hatte sich im August der Neu-Eigent&uuml;mer des &quot;Wall Street Journals&quot; Rupert Murdoch ge&auml;u&szlig;ert. Er soll ein Ende des Bezahl-Modells bei WSJ.com planen. </p> <table style="background-color: #d3d3d3" border="0"> <tbody> <tr> <td><b>VORTEILE DER GRATISSEITE: DIE RECHNUNG AM BEISPIEL &quot;WSJ.COM&quot;</b><br /> <br /> <b>Sonderfall &quot;WSJ.com&quot;</b><br /> Die Internetseite des US-Wirtschaftsblatts &quot;Wall Street Journal&quot; ist das letzte komplett kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Im August best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analystengespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei &quot;WSJ.com&quot; pr&uuml;fen. Das w&auml;re w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - &quot;WSJ.com&quot; hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahres-Abo-Preis von 79 Dollar<br /> <br /> <b>Abo-Erl&ouml;se bislang</b><br /> Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht, dass sich die Einnahmen von &quot;WSJ.com&quot; in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Abo-Erl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder.<br /> <br /> <b>Wertvolle Anzeigenpl&auml;tze</b><br /> Eine aufgerufene Seite bringt beim komplett kostenpflichtigen &quot;WSJ.com&quot; viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien - und beliebten - Konkurrenz von &quot;Nytimes.com&quot;. Sprich: Die zahlenden Kunden bei &quot;WSJ.com&quot; sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von &quot;WSJ.com&quot; pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen.<br /> <br /> <b>Das n&ouml;tige Wachstum</b><br /> Analyst Douglas Anmuth sagt beim &quot;Wall Street Journal&quot; f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung einen Umsatzeinbruch voraus: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot; Mittelfristig m&uuml;sse &quot;WSJ.com&quot; kr&auml;ftig neue Leser dazugewinnen, um erfolgreich zu bleiben. Denn durch die Umstellung d&uuml;rften die Anzeigenpl&auml;tze an Wert verlieren. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: Die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird.&nbsp;&nbsp; <br /> </td> </tr> </tbody> </table> <p> In den vergangen zwei Jahren habe sich das Web ver&auml;ndert, argumentiert Nytimes.com-Gesch&auml;ftsf&uuml;rherin Schiller im eigenen Blatt: &quot;Wir haben nicht das rasante Wachstum der von Google, Yahoo und einigen anderen kommenden Besuchern erwartet.&quot; Inzwischen w&uuml;rde die Mehrheit der Leser &uuml;ber Links kommen, nur eine Minderheit nutze Nytimes.com als Prim&auml;rquelle.<br /> <br /> <b>Kostenlos-Archiv soll Anzeigenwachstum bringen</b><br /> <br /> Vor diesem Hintergrund gewinnt der Entschluss, fast das gesamte Archiv kostenlos online verf&uuml;gbar zu mache, an Bedeutung. Hiervon verspricht sich die Times einen Popularit&auml;tsschub. Die Rechnung: mehr Google-Treffer, mehr Leser, mehr Anzeigen-Ums&auml;tze. Gegen&uuml;ber dem Branchendienst Paidcontent wird Gesch&auml;ftsf&uuml;hrerin Schiller deutlicher: &quot;Denken Sie &uuml;ber diese Formel nach: Millionen neuer Dokumente, alle f&uuml;r Suchmaschinen optimiert, zweistelliges Wachstum der Anzeigenums&auml;tze.&quot;<br /> <br /> Expertise f&uuml;r Suchmaschinen-Optimierung hat sich der Times-Konzern vor zwei Jahren eingekauft: Damals &uuml;bernahm Nytimes.com f&uuml;r 410 Millionen Dollar das Webangebot About.com, eine Mischung aus Netzlexikon und Ratgeberportal. About.com war immer schon kostenlos, beliebt und f&uuml;r gute Trefferpl&auml;tze bei Google-Suchen optimiert &ndash; so Medien-Reporter Jeff Jarvis, der bis zum vorigen Dezember als Berater f&uuml;r das Angebot gearbeitet hat. Er nennt About.com heute eine &quot;gro&szlig;artige Demonstration der wirtschaftlichen Kraft von Suchmaschinenoptimierung&quot;.<br /> <br /> In der Tat kommen 95 Prozent der Einnahmen von About.com heute aus Anzeigen. So soll das Verh&auml;ltnis in Zukunft auch beim Webauftritt der &quot;New York Times&quot; aussehen.<br /> </p> Wall Street Journal: Murdoch plant kostenlose Netz-Ausgabe (Spiegel Online, 9.8.2007) 2007-08-17T17:57:58Z 2007-08-17T17:57:58Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/466-wall-street-journal-murdoch-plant-kostenlose-netz-ausgabe Administrator [email protected] <h4>Wall Street Journal<br /> </h4> <h1>Murdoch plant kostenlose Netz-Ausgabe<br /> </h1> <h4>Medienzar Rupert Murdoch deutet zum ersten Mal nach der &Uuml;bernahme der renommierten Wirtschaftszeitung einen Strategiewechsel an: Man pr&uuml;fe, WSJ.com komplett kostenfrei zu machen. Damit steht die letzte - hochprofitable - Bezahl-Seite einer Zeitung vor dem Aus.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,499060,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 9.8.2007 </h5> <p> Rupert Murdoch will auf 65 Millionen Dollar verzichten. So viel Geld soll die Online-Ausgabe seiner neu erworbenen Wirtschaftszeitung &quot;Wall Street Journal&quot; in diesem Jahr laut Analysten-Berichten &uuml;ber Abo-Geb&uuml;hren kassieren. WSJ.com ist das letzte kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Jetzt best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analysten-Gespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei WJS.com pr&uuml;fen. Schon vor dem Kauf hatte er offen und laut &uuml;ber diesen Schritt nachgedacht. </p> <p> Das Ende des Bezahl-Modells bei WSJ.com w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - das Angebot hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahresabo-Preis von 79 Dollar.<br /> Die Rechnung der Medien-Manager ist einfach: Im ersten Schrift fallen die Abo-Einnahmen weg. Aber das kostenfreie Angebot lockt neue Nutzer an und sobald das Publikum kr&auml;ftig genug gewachsen ist, d&uuml;rften die Werbeerl&ouml;se die Abo-Verluste nicht nur wettmachen, sondern auch weit &uuml;bertreffen.<br /> <br /> Davon dass diese Rechnung aufgeht, gehen viele Branchen-Insider aus. Jeff Jarvis, Medien-Reporter und Leiter des Journalistenschule der City University of New York, schreibt in einem Fach-Blog: &quot;Kostenlos bedeutet gro&szlig;, und f&uuml;r das Wall Street Journal sollte es kein kleineres Ziel geben als das, die gr&ouml;&szlig;te und beste Marke f&uuml;r Wirtschaftsjournalismus zu sein.&quot;<br /> <br /> <b>Das Ziel: mehr Leser, h&ouml;here Werbeeinnahmen</b><br /> <br /> Sogar eine Redakteurin des &quot;Wall Street Journal&quot;, die Technologie-Kolumnistin Kara Swisher erkl&auml;rt &ouml;ffentlich, dass sie eine &Ouml;ffnung von WSJ.com f&uuml;r eine gute Idee h&auml;lt. H&ouml;here Werbeeinnahmen durch kostenlose Inhalte, das w&uuml;rde in ihren Ohren vern&uuml;nftig klingen, denn: &quot;Nach einer gewissen Zeit ist es bei der Marktmacht von News Corp. wahrscheinlich, dass WSJ.com seine Besucherzahlen auf das Dreifache oder mehr steigert.&quot;<br /> <br /> Tats&auml;chlich geh&ouml;ren zu Murdochs Medienkonzern News Corp. neben Fernsehsendern wie Fox News auch einige Publikumsmagnete im Netz - Myspace.com zum Beispiel. Kostenlose Inhalte steigern die Werbeeinnahmen - ganz so einfach ist die Rechnung aber nicht.<br /> <br /> Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht ( PDF-Dokument), dass sich die Einnahmen von WSJ.com in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Aboerl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder. Anmuths Prognose f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot;<br /> <br /> <b>WJS.com-Leser sind online die wertvollsten</b><br /> <br /> Hinzu kommt ein wesentlicher Punkt: Eine aufgerufene Seite bringt bei WSJ.com viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien &ndash; und beliebten &ndash; Konkurrenz von Nytimes.com. Sprich: Die zahlenden Kunden bei WSJ.com sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Analyst Anmuth f&uuml;hrt aus: &quot;Das beweist den Wert von WSJ.com und wird ein wesentlicher Punkt sein, den News Corp. beim m&ouml;glichen Wechsel zu einem Werbe-Modell bedenken muss.&quot; Die &Ouml;ffnung d&uuml;rfte die attraktive Zielgruppe verw&auml;ssern.<br /> <br /> Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von WSJ.com pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen. WSJ.com wird also kr&auml;ftig neue Leser gewinnen m&uuml;ssen, um erfolgreich zu bleiben. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird.<br /> <br /> Warum sollte ein Abonnent WSJ.com aus seinen Bookmarks entfernen, wenn das Angebot so gut bleibt wie es heute ist, aber nichts mehr kostet? Kolumnistin Swisher ist sich sicher: &quot;Diese Leserschaft w&uuml;rde bleiben.&quot; Aber bei einem kostenfreien Angebot w&uuml;rden viele Leser hinzukommen, die heute &quot;weniger exzellente, aber ausreichende Informationen von einer Menge andere Wirtschaftsseiten bekommen&quot;.<br /> <br /> <b>Mehr Web-Relevanz f&uuml;r das &quot;Wall Street Journal&quot;</b><br /> <br /> Derzeit hat WSJ.com im Monat etwa 1,5 Millionen Leser, so die Zahlen des Statistik-Dienstes Compete.com. 6,8 Millionen waren es im Juni beim weitgehend kostenfrei zug&auml;nglichen Webangebot der &quot;New York Times&quot; &ndash; mehr als das Dreifache.<br /> <br /> Sobald die Bezahl-Mauern eingerissen sind, d&uuml;rfte die Relevanz des &quot;Wall Street Journal&quot; im Netz steigen. Die Artikel werden heute selten in Blogs verlinkt. Warum auch &ndash; die meisten Leser k&ouml;nnen sie ja doch nicht aufrufen. Analyst Anmuth gibt sich in seinem Bericht sicher, dass die zunehmende Verlinken dem kostenfreien WSJ.com neue Leser bringen und zudem &quot;die Relevanz in Suchmaschinen-Ergebnissen steigern&quot; wird.<br /> </p> <div align="left"> Ob Rupert Murdoch derselben Meinung ist? Entscheidungen sind aber nicht bekannt. Murdoch bisherigen &Auml;u&szlig;erungen geben aber eine klare Richtung vor: kostenfrei, werbefinanziert und reichweitenstark. Dazu passt, dass seit Monaten immer wieder Ger&uuml;chte kursieren, die &quot;New York Times&quot; w&uuml;rde bald den letzten Rest ihre Online-Abo-Angebots kostenfrei machen. Noch sind die Artikel der prominentesten Times-Kolumnisten im Web kostenpflichtig, Teil eines Online-Abos namens &quot;Timesselect&quot;. Dessen Ende meldete zuletzt sehr hartn&auml;ckig &quot;New York Post&quot;. &quot;Timesselect&quot; sei am Ende, schrieb das Blatt unter Berufung auf anonyme Quellen erst im Juli, dann wieder an diesem Montag. Die Ironie der Geschichte: Der Eigent&uuml;mer der &quot;New York Post&quot; ist Rupert Murdoch. </div> <div align="right"> &copy; SPIEGEL ONLINE 2007<br /> Alle Rechte vorbehalten<br /> Vervielf&auml;ltigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH <br /> </div> <h4>Wall Street Journal<br /> </h4> <h1>Murdoch plant kostenlose Netz-Ausgabe<br /> </h1> <h4>Medienzar Rupert Murdoch deutet zum ersten Mal nach der &Uuml;bernahme der renommierten Wirtschaftszeitung einen Strategiewechsel an: Man pr&uuml;fe, WSJ.com komplett kostenfrei zu machen. Damit steht die letzte - hochprofitable - Bezahl-Seite einer Zeitung vor dem Aus.<br /> </h4> <h5><a href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,499060,00.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, 9.8.2007 </h5> <p> Rupert Murdoch will auf 65 Millionen Dollar verzichten. So viel Geld soll die Online-Ausgabe seiner neu erworbenen Wirtschaftszeitung &quot;Wall Street Journal&quot; in diesem Jahr laut Analysten-Berichten &uuml;ber Abo-Geb&uuml;hren kassieren. WSJ.com ist das letzte kostenpflichtige Web-Angebot einer US-Zeitung. Jetzt best&auml;tigte Neu-Eigent&uuml;mer Murdoch in einem Analysten-Gespr&auml;ch, dass seine Manager bereits ein Ende des Abo-Modells bei WJS.com pr&uuml;fen. Schon vor dem Kauf hatte er offen und laut &uuml;ber diesen Schritt nachgedacht. </p> <p> Das Ende des Bezahl-Modells bei WSJ.com w&auml;re ein gewaltiger Schritt f&uuml;r die Branche - das Angebot hat immerhin fast eine Million zahlender Leser gewonnen, bei einem Jahresabo-Preis von 79 Dollar.<br /> Die Rechnung der Medien-Manager ist einfach: Im ersten Schrift fallen die Abo-Einnahmen weg. Aber das kostenfreie Angebot lockt neue Nutzer an und sobald das Publikum kr&auml;ftig genug gewachsen ist, d&uuml;rften die Werbeerl&ouml;se die Abo-Verluste nicht nur wettmachen, sondern auch weit &uuml;bertreffen.<br /> <br /> Davon dass diese Rechnung aufgeht, gehen viele Branchen-Insider aus. Jeff Jarvis, Medien-Reporter und Leiter des Journalistenschule der City University of New York, schreibt in einem Fach-Blog: &quot;Kostenlos bedeutet gro&szlig;, und f&uuml;r das Wall Street Journal sollte es kein kleineres Ziel geben als das, die gr&ouml;&szlig;te und beste Marke f&uuml;r Wirtschaftsjournalismus zu sein.&quot;<br /> <br /> <b>Das Ziel: mehr Leser, h&ouml;here Werbeeinnahmen</b><br /> <br /> Sogar eine Redakteurin des &quot;Wall Street Journal&quot;, die Technologie-Kolumnistin Kara Swisher erkl&auml;rt &ouml;ffentlich, dass sie eine &Ouml;ffnung von WSJ.com f&uuml;r eine gute Idee h&auml;lt. H&ouml;here Werbeeinnahmen durch kostenlose Inhalte, das w&uuml;rde in ihren Ohren vern&uuml;nftig klingen, denn: &quot;Nach einer gewissen Zeit ist es bei der Marktmacht von News Corp. wahrscheinlich, dass WSJ.com seine Besucherzahlen auf das Dreifache oder mehr steigert.&quot;<br /> <br /> Tats&auml;chlich geh&ouml;ren zu Murdochs Medienkonzern News Corp. neben Fernsehsendern wie Fox News auch einige Publikumsmagnete im Netz - Myspace.com zum Beispiel. Kostenlose Inhalte steigern die Werbeeinnahmen - ganz so einfach ist die Rechnung aber nicht.<br /> <br /> Douglas Anmuth, Analyst f&uuml;r Internet und Medien bei der US-Investmentbank Lehman Brothers, sch&auml;tzt in einem Bericht ( PDF-Dokument), dass sich die Einnahmen von WSJ.com in diesem Jahr so verteilen: 65 Millionen Dollar Aboerl&ouml;se, 75 Million Dollar Werbegelder. Anmuths Prognose f&uuml;r die erste Zeit nach einer etwaigen Umstellung: &quot;Die Einnahmen werden deutlich sinken.&quot;<br /> <br /> <b>WJS.com-Leser sind online die wertvollsten</b><br /> <br /> Hinzu kommt ein wesentlicher Punkt: Eine aufgerufene Seite bringt bei WSJ.com viermal so viel Werbegelder wie bei der weitgehend kostenfreien &ndash; und beliebten &ndash; Konkurrenz von Nytimes.com. Sprich: Die zahlenden Kunden bei WSJ.com sind Werbetreibenden mehr wert als die vielen, nicht so attraktiven Online-Leser der &quot;New York Times.&quot; Analyst Anmuth f&uuml;hrt aus: &quot;Das beweist den Wert von WSJ.com und wird ein wesentlicher Punkt sein, den News Corp. beim m&ouml;glichen Wechsel zu einem Werbe-Modell bedenken muss.&quot; Die &Ouml;ffnung d&uuml;rfte die attraktive Zielgruppe verw&auml;ssern.<br /> <br /> Deshalb darf man die heutigen Werbeeinnahmen von WSJ.com pro Seitenaufruf nicht einfach linear f&uuml;r eine wachsende Leserschaft hochrechnen - denn die neuen Leser werden Werbekunden wahrscheinlich nicht so viel wert sein wie die heutigen. WSJ.com wird also kr&auml;ftig neue Leser gewinnen m&uuml;ssen, um erfolgreich zu bleiben. Aber auf lange Sicht ist Anmuth optimistisch: die Nutzerzahl werde wachsen, die Werbeeinnahmen d&uuml;rften steigen. Vor allem, weil die Seite ihre heutigen Leser nicht durch den Wechsel des Gesch&auml;ftsmodells verlieren wird.<br /> <br /> Warum sollte ein Abonnent WSJ.com aus seinen Bookmarks entfernen, wenn das Angebot so gut bleibt wie es heute ist, aber nichts mehr kostet? Kolumnistin Swisher ist sich sicher: &quot;Diese Leserschaft w&uuml;rde bleiben.&quot; Aber bei einem kostenfreien Angebot w&uuml;rden viele Leser hinzukommen, die heute &quot;weniger exzellente, aber ausreichende Informationen von einer Menge andere Wirtschaftsseiten bekommen&quot;.<br /> <br /> <b>Mehr Web-Relevanz f&uuml;r das &quot;Wall Street Journal&quot;</b><br /> <br /> Derzeit hat WSJ.com im Monat etwa 1,5 Millionen Leser, so die Zahlen des Statistik-Dienstes Compete.com. 6,8 Millionen waren es im Juni beim weitgehend kostenfrei zug&auml;nglichen Webangebot der &quot;New York Times&quot; &ndash; mehr als das Dreifache.<br /> <br /> Sobald die Bezahl-Mauern eingerissen sind, d&uuml;rfte die Relevanz des &quot;Wall Street Journal&quot; im Netz steigen. Die Artikel werden heute selten in Blogs verlinkt. Warum auch &ndash; die meisten Leser k&ouml;nnen sie ja doch nicht aufrufen. Analyst Anmuth gibt sich in seinem Bericht sicher, dass die zunehmende Verlinken dem kostenfreien WSJ.com neue Leser bringen und zudem &quot;die Relevanz in Suchmaschinen-Ergebnissen steigern&quot; wird.<br /> </p> <div align="left"> Ob Rupert Murdoch derselben Meinung ist? Entscheidungen sind aber nicht bekannt. Murdoch bisherigen &Auml;u&szlig;erungen geben aber eine klare Richtung vor: kostenfrei, werbefinanziert und reichweitenstark. Dazu passt, dass seit Monaten immer wieder Ger&uuml;chte kursieren, die &quot;New York Times&quot; w&uuml;rde bald den letzten Rest ihre Online-Abo-Angebots kostenfrei machen. Noch sind die Artikel der prominentesten Times-Kolumnisten im Web kostenpflichtig, Teil eines Online-Abos namens &quot;Timesselect&quot;. Dessen Ende meldete zuletzt sehr hartn&auml;ckig &quot;New York Post&quot;. &quot;Timesselect&quot; sei am Ende, schrieb das Blatt unter Berufung auf anonyme Quellen erst im Juli, dann wieder an diesem Montag. Die Ironie der Geschichte: Der Eigent&uuml;mer der &quot;New York Post&quot; ist Rupert Murdoch. </div> <div align="right"> &copy; SPIEGEL ONLINE 2007<br /> Alle Rechte vorbehalten<br /> Vervielf&auml;ltigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH <br /> </div> Feuer und Eis (Frankfurter Rundschau, 23.10.2002) 2007-01-13T14:49:48Z 2007-01-13T14:49:48Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/323-feuer-und-eis-wired-feiert-die-digitale-revolution-die-pc-welt-hadert-mit-deren-fehlern Administrator [email protected] <h1>Feuer und Eis</h1> <h4>Ungleiche Geburtstagskinder: &quot;Wired&quot; feiert die digitale Revolution, die &quot;PC Welt&quot; hadert mit deren Fehlern&nbsp;</h4> <h5>Frankfurter Rundschau, 23.10.2002</h5> <p> F&uuml;r eine Zeitschrift &uuml;ber die Zukunft blickt Wired derzeit erstaunlich gern zur&uuml;ck. Das US-Magazin erz&auml;hlte in den vergangen zehn Jahren Geschichten von unterirdischen St&auml;dten, fliegenden Autos, Wasserstoff als Energiequelle - und nat&uuml;rlich vom Internet, der digitalen Revolution, die unsere Welt zu einer besseren machen wird. Doch die aktuelle Ausgabe feiert auf 24 Seiten die eigene Geschichte und die des vergangenen Jahrzehnts, als dessen Ikone Wired sicher gelten kann. </p> <p> Doch die Historisierung der Zukunft steht durchaus in der Tradition, mit der Wired zum gro&szlig;en Magazin nicht nur der New Economy, sondern - neben Wallpaper - auch der 90er Jahre insgesamt wurde. Es ging Wired dabei weder um Zukunft im Sinne von Extrapolationen der Gegenwart noch um das Denken eines radikal anderen Zustands jenseits der Gegenwart. Wired und seine Visionen kennzeichnete ein atemloser Gestus, durch und in dem die Magazin-Macher alle Ideen als gigantische, futuristisch scheinende Visionen inszenierten. Auch wenn die letztlich nur in den Neonfarben des typografischen Wired-Chaos existierten - das war egal, so lange sie die Leser unterhielten. Dies war der Ma&szlig;stab, nach dem die Zukunft funktionieren musste. </p> <br /> Deshalb schrieb Michael Crichton in der September-Ausgabe 1993, in zehn Jahren g&auml;be es keine Massenmedien mehr. Das war k&uuml;hn wirkender und gut zu lesender Quatsch - immerhin verkaufte Wired damals 90 000 Exemplare nach nur vier Ausgaben. Die Idee f&uuml;r diesen Erfolg kam den Gr&uuml;ndern Louis Rossetto und Jane Metcalfe in Europa, das Geld zur Umsetzung bekamen sie an der US-Westk&uuml;ste. In Amsterdam hatten Rossetto und Metcalfe in den 80er Jahren im Magazin Language Technology &uuml;ber Minitel, Desktop-Publishing und Hypertext geschrieben und schreiben lassen. Als es 1989 bankrott war, gingen sie nach San Francisco, um ein Magazin f&uuml;r die digitale Generation zu schaffen. Das Geld hatten sie 1992 dank privater Investoren wie dem Direktor des MIT Media Labs Nicholas Negroponte zusammen. Rossetto beschrieb die L&uuml;cke f&uuml;r Wired in der ersten Ausgabe: &quot;Die Computerpresse ist zu besch&auml;ftigt, die neuesten Varianten der Verkaufsformeln und des Teillagers der PCInfoComputerGesch&auml;ftswelt zu diskutieren, um die Bedeutung oder den Kontext eines sozialen Wandels zu diskutieren, der so tief geht, dass die einzige Parallele wohl die Entdeckung des Feuers ist.&quot;&nbsp;<br /> Doch f&uuml;r sozialen Wandel interessierte Wired sich kaum. Was Marcuse die &quot;utopische Imagination&quot; nannte, fehlte dem Magazin der Zukunft. Denn Wired lebte den Jahrzehnte alten, stilsicheren Optimismus der US-Westk&uuml;ste - und es lebte von ihm: Freiheit des Individuums verstanden auch als radikaler Wirtschaftsliberalismus und Fetisch technischer Innovation sind die zwei Pfeiler dieser Denktradition. In der Zukunft liefen also besser gekleidete Hippies, best&uuml;ckt mit den neusten Gadgets herum. Sprich: Menschen, die in weiten, beigen Baumwollhosen vom Boot in der Wildnis aus mit Satellitentelefon und Powerbook einen Weltkonzern leiten. <p> Dass solche Powerbooks bisweilen ihren Besitzern den Scho&szlig; verbrennen stand nicht in Wired. Von solchen banalen Problemen der Produkt gewordenen Zukunft und deren L&ouml;sungen leben Computermagazine wie die PC World, deren deutsche Ausgabe in diesem Monat den 20. Geburtstag feiert. Der Verlagskonzern IDG dahinter stammt aus Boston, von der US-Ostk&uuml;ste - nicht nur geografisch entgegengesetzt zur Heimat von Wired.<br /> <br /> W&auml;hrend bei Wired in San Francisco der Computer als Tor zu einer neuen Gesellschaft galt, waren die Kollegen von PC World damit besch&auml;ftigt, den Arbeitsspeicher der Maschinen optimal auszunutzen. Die Tipps zum Optimieren sicherten mehr als ein Jahrzehnt lang hohe Heftauflagen. Denn die Tipps der PC World waren meist sogar dem Hersteller des dominierenden Betriebssystems DOS, Microsoft, voraus.<br /> <br /> Die von Wired ausgeblendeten technischen Probleme beschrieben und l&ouml;sten Hefte wie PC World, doch die gesellschaftlichen Folgen neuer Technologie waren hier ebenso wenig wie im Magazin aus San Francisco ein Thema. Zumindest in den Augen der Kritiker von<br /> <br /> Wired. Sie warfen dem Magazin schon fr&uuml;h eine undifferenzierte, ja unmenschliche Begeisterung f&uuml;r die Schnittmenge von unternehmerischem Biss, Hightech und Hippietum vor. Sicher wirkte es zynisch, als John Perry Barlow sich Ende 1997 f&uuml;r Wired mit einem Powerbook nach Afrika aufmachte, umherreiste, im Netz surfte und dann die Zukunft des Kontinents greifbar sah.<br /> <br /> Doch Wired war niemals taub gegen&uuml;ber der Kritik an der neuen Gesellschaft. Die Kritik musste nur sexy genug sein. Bevor der Autor Douglas Coupland 1995 seinen Roman Microserfs ver&ouml;ffentlichte, erschien das erste Fragment im Januar 1994 als Erz&auml;hlung in Wired. Coupland schrieb &uuml;ber die Sklaven der Informationstechnologie, deren Privatleben nicht existiert, sondern als Untermenge der Arbeit in der Firma stattfindet.<br /> <br /> Diese H&ouml;hepunkte und seinen Zenit hatte Wired vor dem Boom der New Economy erreicht. Als die Fiktionen der Wired-Macher auf einmal Gesch&auml;ftsgrundlage von<br /> <br /> Unternehmen wurden und Analysten begeisterten, nahm das Magazin schon die sp&auml;ter folgende Krise vorweg. Zwei B&ouml;rseng&auml;nge scheiterten 1996. Nach f&uuml;nf Verlustjahren kaufte 1998 Cond&eacute; Nast das Magazin f&uuml;r 80 Millionen Dollar. </p> Wired hatte auch nach dem Ende der New Economy noch gro&szlig;e Momente. Bill Joys Essay Warum die Zukunft uns nicht braucht erschien hier, bevor er um die Welt ging. Doch heute, unter dem Mitte 2001 nominierten Chefredakteur Chris Anderson - fr&uuml;her Reporter des Economist - ist Wired seri&ouml;ser geworden. Bei den Visionen z&auml;hlen &ouml;konomische Fakten, nicht allein die reizvolle Inszenierung.<br /> Wired wird der Ostk&uuml;sten-Computerpresse &auml;hnlicher. Deren n&uuml;chternes Konzept hat nach wie vor Erfolg bei Lesern und Anzeigenkunden. In Deutschland verdoppelte die PC Welt in den vergangenen neun Jahren die Auflage auf &uuml;ber eine halbe Million. Das US-Magazin Technology Review hat seine US-Auflage gar auf mehr als 315 000 Exemplare verdreifacht, nachdem es 1998 renoviert worden war. Damals wurde der Fokus des renommierten, am &quot;Massachusetts Institute for Technology&quot; herausgegebenen Titels von den fachlichen und gesellschaftlichen Aspekten neuer Technik auf die Verwertbarkeit erweitert, wie die Mitherausgeberin Martha A. Connors damals beschrieb: &quot;Nun wird das Magazin auch die wirtschaftlichen und unternehmerischen Aspekte von Innovation abdecken.&quot; Die erste deutsche Lizenz-Ausgabe erscheint Ende August, nachdem &auml;hnliche Projekte bereits in Japan und Italien laufen. Die Mutter der PC Welt IDG vertreibt ebenfalls den Gro&szlig;teil ihrer Titel als lokale Versionen von US-Vorbildern.<br /> <br /> Wired hinkt dieser Entwicklung nun hinterher. Das Magazin folgt immer seltener dem eigenen Rezept der optimalen Inszenierung. Zum Jubil&auml;um zeigte das Magazin das Leben im Jahr 2013 - vor allem in Form der dann zu kaufenden Gadgets. Beispielsweise einer Armbanduhr, mit der man telefonieren kann und die einem heutigen iPod verdammt &auml;hnlich sieht. Es gibt wesentlich schlimmeres als fetischisierte High-Tech-Produkte: langweilige. <h1>Feuer und Eis</h1> <h4>Ungleiche Geburtstagskinder: &quot;Wired&quot; feiert die digitale Revolution, die &quot;PC Welt&quot; hadert mit deren Fehlern&nbsp;</h4> <h5>Frankfurter Rundschau, 23.10.2002</h5> <p> F&uuml;r eine Zeitschrift &uuml;ber die Zukunft blickt Wired derzeit erstaunlich gern zur&uuml;ck. Das US-Magazin erz&auml;hlte in den vergangen zehn Jahren Geschichten von unterirdischen St&auml;dten, fliegenden Autos, Wasserstoff als Energiequelle - und nat&uuml;rlich vom Internet, der digitalen Revolution, die unsere Welt zu einer besseren machen wird. Doch die aktuelle Ausgabe feiert auf 24 Seiten die eigene Geschichte und die des vergangenen Jahrzehnts, als dessen Ikone Wired sicher gelten kann. </p> <p> Doch die Historisierung der Zukunft steht durchaus in der Tradition, mit der Wired zum gro&szlig;en Magazin nicht nur der New Economy, sondern - neben Wallpaper - auch der 90er Jahre insgesamt wurde. Es ging Wired dabei weder um Zukunft im Sinne von Extrapolationen der Gegenwart noch um das Denken eines radikal anderen Zustands jenseits der Gegenwart. Wired und seine Visionen kennzeichnete ein atemloser Gestus, durch und in dem die Magazin-Macher alle Ideen als gigantische, futuristisch scheinende Visionen inszenierten. Auch wenn die letztlich nur in den Neonfarben des typografischen Wired-Chaos existierten - das war egal, so lange sie die Leser unterhielten. Dies war der Ma&szlig;stab, nach dem die Zukunft funktionieren musste. </p> <br /> Deshalb schrieb Michael Crichton in der September-Ausgabe 1993, in zehn Jahren g&auml;be es keine Massenmedien mehr. Das war k&uuml;hn wirkender und gut zu lesender Quatsch - immerhin verkaufte Wired damals 90 000 Exemplare nach nur vier Ausgaben. Die Idee f&uuml;r diesen Erfolg kam den Gr&uuml;ndern Louis Rossetto und Jane Metcalfe in Europa, das Geld zur Umsetzung bekamen sie an der US-Westk&uuml;ste. In Amsterdam hatten Rossetto und Metcalfe in den 80er Jahren im Magazin Language Technology &uuml;ber Minitel, Desktop-Publishing und Hypertext geschrieben und schreiben lassen. Als es 1989 bankrott war, gingen sie nach San Francisco, um ein Magazin f&uuml;r die digitale Generation zu schaffen. Das Geld hatten sie 1992 dank privater Investoren wie dem Direktor des MIT Media Labs Nicholas Negroponte zusammen. Rossetto beschrieb die L&uuml;cke f&uuml;r Wired in der ersten Ausgabe: &quot;Die Computerpresse ist zu besch&auml;ftigt, die neuesten Varianten der Verkaufsformeln und des Teillagers der PCInfoComputerGesch&auml;ftswelt zu diskutieren, um die Bedeutung oder den Kontext eines sozialen Wandels zu diskutieren, der so tief geht, dass die einzige Parallele wohl die Entdeckung des Feuers ist.&quot;&nbsp;<br /> Doch f&uuml;r sozialen Wandel interessierte Wired sich kaum. Was Marcuse die &quot;utopische Imagination&quot; nannte, fehlte dem Magazin der Zukunft. Denn Wired lebte den Jahrzehnte alten, stilsicheren Optimismus der US-Westk&uuml;ste - und es lebte von ihm: Freiheit des Individuums verstanden auch als radikaler Wirtschaftsliberalismus und Fetisch technischer Innovation sind die zwei Pfeiler dieser Denktradition. In der Zukunft liefen also besser gekleidete Hippies, best&uuml;ckt mit den neusten Gadgets herum. Sprich: Menschen, die in weiten, beigen Baumwollhosen vom Boot in der Wildnis aus mit Satellitentelefon und Powerbook einen Weltkonzern leiten. <p> Dass solche Powerbooks bisweilen ihren Besitzern den Scho&szlig; verbrennen stand nicht in Wired. Von solchen banalen Problemen der Produkt gewordenen Zukunft und deren L&ouml;sungen leben Computermagazine wie die PC World, deren deutsche Ausgabe in diesem Monat den 20. Geburtstag feiert. Der Verlagskonzern IDG dahinter stammt aus Boston, von der US-Ostk&uuml;ste - nicht nur geografisch entgegengesetzt zur Heimat von Wired.<br /> <br /> W&auml;hrend bei Wired in San Francisco der Computer als Tor zu einer neuen Gesellschaft galt, waren die Kollegen von PC World damit besch&auml;ftigt, den Arbeitsspeicher der Maschinen optimal auszunutzen. Die Tipps zum Optimieren sicherten mehr als ein Jahrzehnt lang hohe Heftauflagen. Denn die Tipps der PC World waren meist sogar dem Hersteller des dominierenden Betriebssystems DOS, Microsoft, voraus.<br /> <br /> Die von Wired ausgeblendeten technischen Probleme beschrieben und l&ouml;sten Hefte wie PC World, doch die gesellschaftlichen Folgen neuer Technologie waren hier ebenso wenig wie im Magazin aus San Francisco ein Thema. Zumindest in den Augen der Kritiker von<br /> <br /> Wired. Sie warfen dem Magazin schon fr&uuml;h eine undifferenzierte, ja unmenschliche Begeisterung f&uuml;r die Schnittmenge von unternehmerischem Biss, Hightech und Hippietum vor. Sicher wirkte es zynisch, als John Perry Barlow sich Ende 1997 f&uuml;r Wired mit einem Powerbook nach Afrika aufmachte, umherreiste, im Netz surfte und dann die Zukunft des Kontinents greifbar sah.<br /> <br /> Doch Wired war niemals taub gegen&uuml;ber der Kritik an der neuen Gesellschaft. Die Kritik musste nur sexy genug sein. Bevor der Autor Douglas Coupland 1995 seinen Roman Microserfs ver&ouml;ffentlichte, erschien das erste Fragment im Januar 1994 als Erz&auml;hlung in Wired. Coupland schrieb &uuml;ber die Sklaven der Informationstechnologie, deren Privatleben nicht existiert, sondern als Untermenge der Arbeit in der Firma stattfindet.<br /> <br /> Diese H&ouml;hepunkte und seinen Zenit hatte Wired vor dem Boom der New Economy erreicht. Als die Fiktionen der Wired-Macher auf einmal Gesch&auml;ftsgrundlage von<br /> <br /> Unternehmen wurden und Analysten begeisterten, nahm das Magazin schon die sp&auml;ter folgende Krise vorweg. Zwei B&ouml;rseng&auml;nge scheiterten 1996. Nach f&uuml;nf Verlustjahren kaufte 1998 Cond&eacute; Nast das Magazin f&uuml;r 80 Millionen Dollar. </p> Wired hatte auch nach dem Ende der New Economy noch gro&szlig;e Momente. Bill Joys Essay Warum die Zukunft uns nicht braucht erschien hier, bevor er um die Welt ging. Doch heute, unter dem Mitte 2001 nominierten Chefredakteur Chris Anderson - fr&uuml;her Reporter des Economist - ist Wired seri&ouml;ser geworden. Bei den Visionen z&auml;hlen &ouml;konomische Fakten, nicht allein die reizvolle Inszenierung.<br /> Wired wird der Ostk&uuml;sten-Computerpresse &auml;hnlicher. Deren n&uuml;chternes Konzept hat nach wie vor Erfolg bei Lesern und Anzeigenkunden. In Deutschland verdoppelte die PC Welt in den vergangenen neun Jahren die Auflage auf &uuml;ber eine halbe Million. Das US-Magazin Technology Review hat seine US-Auflage gar auf mehr als 315 000 Exemplare verdreifacht, nachdem es 1998 renoviert worden war. Damals wurde der Fokus des renommierten, am &quot;Massachusetts Institute for Technology&quot; herausgegebenen Titels von den fachlichen und gesellschaftlichen Aspekten neuer Technik auf die Verwertbarkeit erweitert, wie die Mitherausgeberin Martha A. Connors damals beschrieb: &quot;Nun wird das Magazin auch die wirtschaftlichen und unternehmerischen Aspekte von Innovation abdecken.&quot; Die erste deutsche Lizenz-Ausgabe erscheint Ende August, nachdem &auml;hnliche Projekte bereits in Japan und Italien laufen. Die Mutter der PC Welt IDG vertreibt ebenfalls den Gro&szlig;teil ihrer Titel als lokale Versionen von US-Vorbildern.<br /> <br /> Wired hinkt dieser Entwicklung nun hinterher. Das Magazin folgt immer seltener dem eigenen Rezept der optimalen Inszenierung. Zum Jubil&auml;um zeigte das Magazin das Leben im Jahr 2013 - vor allem in Form der dann zu kaufenden Gadgets. Beispielsweise einer Armbanduhr, mit der man telefonieren kann und die einem heutigen iPod verdammt &auml;hnlich sieht. Es gibt wesentlich schlimmeres als fetischisierte High-Tech-Produkte: langweilige. Die Computer sind schuld! (taz, 18.10.2002) 2007-01-13T14:48:55Z 2007-01-13T14:48:55Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/322-die-computer-sind-schuld Administrator [email protected] <h1><a>Die Computer sind schuld!</a></h1><h4><a>Wenn sich Verleger die Zeitungskrise erkl&auml;ren, m&uuml;ssen die Grundschulen dran glauben. Der Ausweg aber hei&szlig;t: Mehr Pressekonzentration - und weg mit der Trennung von Verlag und Redaktion</a></h4><p style="word-spacing: 0pt; margin-top: 0pt; margin-bottom: 0pt">&nbsp;</p><h5>taz, 18.10.2002</h5><p style="word-spacing: 0pt; margin-top: 0pt; margin-bottom: 0pt">Dem Nachwuchs er&ouml;ffneten die M&uuml;nchner Medientage eine Perspektive. 40 Bildungsinstitutionen pr&auml;sentierten sich auf dem so genannten Mediencampus. Schauten die potenziellen Medienmanager, Cutter und Journalisten dann mal von den bunten Brosch&uuml;ren auf, sahen sie durch die L&uuml;cke zwischen den Stellw&auml;nden - nichts. Die H&auml;lfte der Ausstellungshalle war leer, bis auf einen Gabelstapler im Hintergrund. </p><p>So muss es auch sein, immerhin ist ja gerade Branchenkrise. Den Weg aus dieser erkl&auml;rte Holtzbrinck-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer Michael Grabner im Auditorium nebenan so: &quot;Wenn die Kosten niedriger als der Umsatz sind, machen wir Gewinn.&quot; Das Fachpublikum lachte am&uuml;siert und interpretierte Grabners Gag erleichtert als L&ouml;sung. So konnte man &uuml;ber die langfristig wichtige Frage hinwegsehen: An was sparen, um nicht Qualit&auml;t und Leser zu verlieren? F&uuml;r den Zeitungsmarkt fielen den Verlegern und Gesch&auml;ftsf&uuml;hrern da neben dem Sparen vor allem zwei gar nicht so neue L&ouml;sungen ein. Zum einen k&ouml;nnten Journalisten bei ihrer Arbeit ja ein wenig mehr an Verlagsinteressen denken.</p> <p>Karlheinz R&ouml;themeier, Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer der Verlagsgruppe Rhein-Main (Zeitungen in Mainz, Wiesbaden und Worms): &quot;Die Trennung von Redaktion und Verlag haben wir vor Jahren abgeschafft. Das geht noch nicht so weit, dass der Anzeigenberater die Artikel im Lokalen schreibt.&quot;</p> <p>Das &quot;noch&quot; war wohl ein Versprecher. Allerdings nannte R&ouml;themeier die Grenze zwischen Redaktion und Verlag tats&auml;chlich eine &quot;Illusion, die in den K&ouml;pfen der Redakteure herumgeistert&quot;. Richtig erschreckt war R&ouml;themeier &uuml;ber deren &quot;Unverst&auml;ndnis gegen&uuml;ber wirtschaftlichen Gesetzen&quot;. Konkreter beschrieb er nicht, wie weit dieses Verst&auml;ndnis in der Praxis gehen soll. Allein Springer-Chef Mathias D&ouml;pfner fiel da noch die journalistische Unabh&auml;ngigkeit ein: &quot;Auch wir wollen keine Gr&auml;ben. Aber jeder Bereich sollte seine definierten Aufgaben haben, damit Journalisten nicht zur &Uuml;bererf&uuml;llung vermeintlicher Aufgaben gegen&uuml;ber Anzeigenkunden tendieren.&quot; An die Leser zu denken, d&uuml;rfte ja wirtschaftlich genug sein.</p> <p>Die zweite Idee zur Krisenbew&auml;ltigung wird von Verlagen l&auml;ngst praktiziert: Kooperation und Konzentration. In den Niederlanden zentralisieren beispielsweise Regionalzeitungen ihre Anzeigenakquise, um die gro&szlig;en Markenanzeigen zu gewinnen, die sonst &uuml;berregionalen Titeln vorbehalten sind. Bei Stellenanzeigen, Druck und dergleichen wollen auch S&uuml;ddeutsche Zeitung und Frankfurter Rundschau zusammenarbeiten. Weit wagte sich Hermann Balle, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) vor, als er Medienkonzentration zum Weg aus der Krise stilisierte. Von der Politik forderte er f&uuml;r die Verlage &quot;st&auml;rkere Beteiligungsm&ouml;glichkeiten in elektronischen Medien&quot;. Denn die sind eben bislang beschr&auml;nkt - damit ein lokales Zeitungsmonopol nicht mittels Radio und Regional-TV zum Meinungsmonopol ausgebaut werden kann.</p> <p>Was solche Beteiligungen allerdings f&uuml;r das wirtschaftliche Wohlergehen der Verlage bedeuten, bleibt fraglich. Immerhin f&auml;hrt beispielsweise die FAZ ihre Radio-Aktivit&auml;ten wegen hoher Verluste gerade zur&uuml;ck. Von den Medientagen berichtete das FAZ-Businessradio M&uuml;nchen zwar noch aus einem wei&szlig;en Verschlag. &quot;Es gibt Repr&auml;sentativeres&quot;, entschuldigte sich ein Redakteur, den man beim Betreten dieses an eine Frittenbude gemahnenden Gelasses erwischt hatte. Repr&auml;sentativeres braucht es eben nicht mehr - Anfang November macht das FAZ-Radio in M&uuml;nchen dicht, auch die anderen Standorte wackeln.</p> <p>Die Kosten m&uuml;ssen einfach sinken. Was dabei mit den Inhalten der Zeitungen geschieht, besprachen die Verleger kaum. Dabei w&auml;re es wichtig, immerhin sinkt die Gesamtauflage. Woran das liegt, beschrieb Focus-Chefredakteur Helmut Markwort mit verl&auml;sslicher S&uuml;ffisanz: &quot;Wir m&uuml;ssen eine Generation von funktionalen Analphabeten f&uuml;rs Lesen begeistern.&quot; Markworts Strategie ist so bekannt wie erfolgreich: k&uuml;rzere Texte - und Nutzwert. &quot;Man kann ja Serien &uuml;ber die billigsten Tankstellen auch auf die lokale Ebene runterbrechen&quot;, reichte Markwort das Focus-Geheimrezept an seine Tageszeitungskollegen weiter.</p> <p>Doch so etwas interessiert BDZV-Chef Balle - im Hauptberuf Verleger des Straubinger Tagblatts - weniger. Er hat grundlegendere Probleme ausgemacht: &quot;Es kann nicht sein, dass Kinder in der Grundschule den Umgang mit dem Computer lernen, aber ihre Schreib- und Leseschw&auml;chen vor sich herschieben.&quot;</p> <p>Sind jetzt also die Computer an der Krise schuld? Sch&ouml;n w&auml;rs. Aber vielleicht k&ouml;nnen Jugendliche ja doch lesen - wollen es nur nicht bei S&auml;tzen wie: &quot;Schlag 12 Uhr gaben die Grafenhauner Jagdhornbl&auml;ser das musikalische Auftaktzeichen zur Jubil&auml;umsfuchsjagd mit Jagdsignalen.&quot; (Straubinger Tagblatt vom Donnerstag.)</p> <p>Nach den Verlagschefs diskutierten dann Online-Experten &uuml;ber die Chancen von Zeitungsverlagen, mit Lokalinformationen und Dienstleistungen f&uuml;r die neue Mobilfunkgeneration Geld zu verdienen. Interessiert hat das wenige. Auf den gut 1.000 Pl&auml;tzen im gr&ouml;&szlig;ten Saal des Kongresszentrums sa&szlig;en etwa 90 Zuh&ouml;rer. Die Zukunft ist einfach nicht mehr, was sie mal war. Der Moderator Michael Geffken ging vor den Sitzreihen auf und ab, bat das Publikum dann: &bdquo;Kommen sie doch alle vor, damit wir uns hier vorn nicht so einsam f&uuml;hlen. Dann k&ouml;nnen wir den Raum hinten abdunkeln, damit es nicht so ungem&uuml;tlich ist.&ldquo; </p> <h1><a>Die Computer sind schuld!</a></h1><h4><a>Wenn sich Verleger die Zeitungskrise erkl&auml;ren, m&uuml;ssen die Grundschulen dran glauben. Der Ausweg aber hei&szlig;t: Mehr Pressekonzentration - und weg mit der Trennung von Verlag und Redaktion</a></h4><p style="word-spacing: 0pt; margin-top: 0pt; margin-bottom: 0pt">&nbsp;</p><h5>taz, 18.10.2002</h5><p style="word-spacing: 0pt; margin-top: 0pt; margin-bottom: 0pt">Dem Nachwuchs er&ouml;ffneten die M&uuml;nchner Medientage eine Perspektive. 40 Bildungsinstitutionen pr&auml;sentierten sich auf dem so genannten Mediencampus. Schauten die potenziellen Medienmanager, Cutter und Journalisten dann mal von den bunten Brosch&uuml;ren auf, sahen sie durch die L&uuml;cke zwischen den Stellw&auml;nden - nichts. Die H&auml;lfte der Ausstellungshalle war leer, bis auf einen Gabelstapler im Hintergrund. </p><p>So muss es auch sein, immerhin ist ja gerade Branchenkrise. Den Weg aus dieser erkl&auml;rte Holtzbrinck-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer Michael Grabner im Auditorium nebenan so: &quot;Wenn die Kosten niedriger als der Umsatz sind, machen wir Gewinn.&quot; Das Fachpublikum lachte am&uuml;siert und interpretierte Grabners Gag erleichtert als L&ouml;sung. So konnte man &uuml;ber die langfristig wichtige Frage hinwegsehen: An was sparen, um nicht Qualit&auml;t und Leser zu verlieren? F&uuml;r den Zeitungsmarkt fielen den Verlegern und Gesch&auml;ftsf&uuml;hrern da neben dem Sparen vor allem zwei gar nicht so neue L&ouml;sungen ein. Zum einen k&ouml;nnten Journalisten bei ihrer Arbeit ja ein wenig mehr an Verlagsinteressen denken.</p> <p>Karlheinz R&ouml;themeier, Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer der Verlagsgruppe Rhein-Main (Zeitungen in Mainz, Wiesbaden und Worms): &quot;Die Trennung von Redaktion und Verlag haben wir vor Jahren abgeschafft. Das geht noch nicht so weit, dass der Anzeigenberater die Artikel im Lokalen schreibt.&quot;</p> <p>Das &quot;noch&quot; war wohl ein Versprecher. Allerdings nannte R&ouml;themeier die Grenze zwischen Redaktion und Verlag tats&auml;chlich eine &quot;Illusion, die in den K&ouml;pfen der Redakteure herumgeistert&quot;. Richtig erschreckt war R&ouml;themeier &uuml;ber deren &quot;Unverst&auml;ndnis gegen&uuml;ber wirtschaftlichen Gesetzen&quot;. Konkreter beschrieb er nicht, wie weit dieses Verst&auml;ndnis in der Praxis gehen soll. Allein Springer-Chef Mathias D&ouml;pfner fiel da noch die journalistische Unabh&auml;ngigkeit ein: &quot;Auch wir wollen keine Gr&auml;ben. Aber jeder Bereich sollte seine definierten Aufgaben haben, damit Journalisten nicht zur &Uuml;bererf&uuml;llung vermeintlicher Aufgaben gegen&uuml;ber Anzeigenkunden tendieren.&quot; An die Leser zu denken, d&uuml;rfte ja wirtschaftlich genug sein.</p> <p>Die zweite Idee zur Krisenbew&auml;ltigung wird von Verlagen l&auml;ngst praktiziert: Kooperation und Konzentration. In den Niederlanden zentralisieren beispielsweise Regionalzeitungen ihre Anzeigenakquise, um die gro&szlig;en Markenanzeigen zu gewinnen, die sonst &uuml;berregionalen Titeln vorbehalten sind. Bei Stellenanzeigen, Druck und dergleichen wollen auch S&uuml;ddeutsche Zeitung und Frankfurter Rundschau zusammenarbeiten. Weit wagte sich Hermann Balle, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) vor, als er Medienkonzentration zum Weg aus der Krise stilisierte. Von der Politik forderte er f&uuml;r die Verlage &quot;st&auml;rkere Beteiligungsm&ouml;glichkeiten in elektronischen Medien&quot;. Denn die sind eben bislang beschr&auml;nkt - damit ein lokales Zeitungsmonopol nicht mittels Radio und Regional-TV zum Meinungsmonopol ausgebaut werden kann.</p> <p>Was solche Beteiligungen allerdings f&uuml;r das wirtschaftliche Wohlergehen der Verlage bedeuten, bleibt fraglich. Immerhin f&auml;hrt beispielsweise die FAZ ihre Radio-Aktivit&auml;ten wegen hoher Verluste gerade zur&uuml;ck. Von den Medientagen berichtete das FAZ-Businessradio M&uuml;nchen zwar noch aus einem wei&szlig;en Verschlag. &quot;Es gibt Repr&auml;sentativeres&quot;, entschuldigte sich ein Redakteur, den man beim Betreten dieses an eine Frittenbude gemahnenden Gelasses erwischt hatte. Repr&auml;sentativeres braucht es eben nicht mehr - Anfang November macht das FAZ-Radio in M&uuml;nchen dicht, auch die anderen Standorte wackeln.</p> <p>Die Kosten m&uuml;ssen einfach sinken. Was dabei mit den Inhalten der Zeitungen geschieht, besprachen die Verleger kaum. Dabei w&auml;re es wichtig, immerhin sinkt die Gesamtauflage. Woran das liegt, beschrieb Focus-Chefredakteur Helmut Markwort mit verl&auml;sslicher S&uuml;ffisanz: &quot;Wir m&uuml;ssen eine Generation von funktionalen Analphabeten f&uuml;rs Lesen begeistern.&quot; Markworts Strategie ist so bekannt wie erfolgreich: k&uuml;rzere Texte - und Nutzwert. &quot;Man kann ja Serien &uuml;ber die billigsten Tankstellen auch auf die lokale Ebene runterbrechen&quot;, reichte Markwort das Focus-Geheimrezept an seine Tageszeitungskollegen weiter.</p> <p>Doch so etwas interessiert BDZV-Chef Balle - im Hauptberuf Verleger des Straubinger Tagblatts - weniger. Er hat grundlegendere Probleme ausgemacht: &quot;Es kann nicht sein, dass Kinder in der Grundschule den Umgang mit dem Computer lernen, aber ihre Schreib- und Leseschw&auml;chen vor sich herschieben.&quot;</p> <p>Sind jetzt also die Computer an der Krise schuld? Sch&ouml;n w&auml;rs. Aber vielleicht k&ouml;nnen Jugendliche ja doch lesen - wollen es nur nicht bei S&auml;tzen wie: &quot;Schlag 12 Uhr gaben die Grafenhauner Jagdhornbl&auml;ser das musikalische Auftaktzeichen zur Jubil&auml;umsfuchsjagd mit Jagdsignalen.&quot; (Straubinger Tagblatt vom Donnerstag.)</p> <p>Nach den Verlagschefs diskutierten dann Online-Experten &uuml;ber die Chancen von Zeitungsverlagen, mit Lokalinformationen und Dienstleistungen f&uuml;r die neue Mobilfunkgeneration Geld zu verdienen. Interessiert hat das wenige. Auf den gut 1.000 Pl&auml;tzen im gr&ouml;&szlig;ten Saal des Kongresszentrums sa&szlig;en etwa 90 Zuh&ouml;rer. Die Zukunft ist einfach nicht mehr, was sie mal war. Der Moderator Michael Geffken ging vor den Sitzreihen auf und ab, bat das Publikum dann: &bdquo;Kommen sie doch alle vor, damit wir uns hier vorn nicht so einsam f&uuml;hlen. Dann k&ouml;nnen wir den Raum hinten abdunkeln, damit es nicht so ungem&uuml;tlich ist.&ldquo; </p> Die Mediennacht der Medienmacht (taz, 11.07.2002) 2007-01-13T14:48:02Z 2007-01-13T14:48:02Z http://www.klischka.de/joomla/artikel/medien/321-die-mediennacht-der-medienmacht-die-csu-laedt-zum-froehlichen-medienstammtisch Administrator [email protected] <h1>Die Mediennacht der Medienmacht</h1> <h4>Die CSU l&auml;dt zum fr&ouml;hlichen Medienstammtisch. Und kann weder verbergen, wo sie herkommt, noch, wo sie hin will</h4> <h5>taz, 11.07.2002</h5> Was ist nur aus der CSU geworden? Da liegt bei der dritten CSU-Mediennacht am Eingang des M&uuml;nchner Nachtcaf&eacute;s tats&auml;chlich das schwullesbische Stadtmagazin Our Munich aus - mit der Titelzeile &quot;CSD statt CSU!&quot;. Da steht der ehemalige Chefredakteur des Bayernkurier und FJS-Intimus Winfried Scharnagl allein am Eingang und wird von mehr Menschen geschnitten als gegr&uuml;&szlig;t. Da gibt es g&auml;nzlich unbayerisches wie Krabbensalat oder R&auml;ucherlachsrose zu essen und der Obatzta wird auf Schwarzbrotecken statt auf Brezen gereicht. &Uuml;berhaupt: Wo waren die Brezen?<br /><br /> Jetzt sind Sie reingefallen! Und zwar auf eine alte Bier-und- Brezen-Inszenierung der CSU, welche die Partei heute allenfalls in Kommunalwahlk&auml;mpfen pflegt. Nur ist diese alte wesentlich sympathischer als die neue, welche man jetzt bei ebenjener CSU-Mediennacht erleben konnte. Die bundestagswahlkompatible CSU schmei&szlig;t Our Munich nicht aus ihren Veranstaltungsorten, sondern probt eine ebenso heuchlerische wie durchschaubare Inszenierung der Nicht- Inszenierung.<br /><br /> Die sieht so aus: &quot;Es gibt ja solche Politiker - einer soll jetzt im Kanzleramt sitzen -, die ihr Verhalten allein an den Medien ausrichten&quot;, fragt Markus S&ouml;der, Vorsitzender der Jungen Union in Bayern und Initiator der Mediennacht, in die Gespr&auml;chsrunde zum Thema Politik und Medien. Das war tats&auml;chlich eine Frage, denn die Feststellung liefert Stoibers Wahlkampfberater Michael Spreng dann als Antwort noch mal hinterher: &quot;Es ist egal, ob jemand ein netter Kerl ist, wenn im Land existenzielle Angst herrscht.&quot;<br /><br /> So weit haben inzwischen - nach fast einem halben Jahr - ja wohl alle die Stoiber-Inszenierung begriffen: Der ehrliche, arbeitsame &Uuml;berpreu&szlig;e mit &uuml;berprotestantischer Arbeitsethik gegen den allein schauspielerisch begabten Luftikus. So seicht, so gut. Nur folgt nat&uuml;rlich auch Stoiber bestimmten Anforderungen der Medien. Michael Spreng traute dem Publikum der CSU- Mediennacht wohl nicht allzu viel zu, denn er kommentierte Stoibers Auftritt im Berliner Nachtclub &quot;90 Grad&quot; tats&auml;chlich so: &quot;Warum sollte Herr Stoiber nicht die Stadt kennen lernen, in der er arbeiten wird?&quot;<br /><br /> Aber einer machte sich auf eine r&uuml;hrende Art Sorgen: Erwin Huber, Niederbayer und Leiter der Staatskanzlei, tadelte auf dem Podium: &quot;Nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, Edmund Stoiber w&uuml;rde seine Zeit in Berlin in Bars zubringen.&quot; Nein, keine Sorge, niemand glaubt, dass Edmund Stoiber in Berlin etwas anderes lieber t&auml;te, als Akten zu lesen. Nur sollten diese Inszenierungen - man denke an die Idee hinter der Dramaturgie bei der Vorstellung des Kompetenzteams - nicht heuchlerisch als etwas anderes ausgegeben werden. &quot;Ein Politiker w&auml;re dumm, wenn er nicht auf die Gesetze der Medien einginge&quot;, sagte Erwin Huber dann auch irgendwann.<br /><br /> Ihm nimmt man sogar den bedauernden Ton bei der Feststellung ab, dass diese Gesetze auch ihre Nachteile haben: &quot;Bayern kann ich vielleicht in 25 Sekunden erkl&auml;ren, Deutschland nicht.&quot; Vielleicht ist das Vertrauen da, weil Huber bei der Frage nach der Lieblingstalkshow angestrengt und etwas unsicher mit dem Zeigefinger &uuml;ber die Lippen f&auml;hrt, hin und her blickt und dann, als alle auf dem Podium geantwortet haben, als Letzter sichtlich stolz &uuml;ber den Geistesblitz sagt: &quot;Am liebsten nat&uuml;rlich die ,M&uuml;nchner Runde&#39; .&quot;<br /><br /> Womit wir wieder in Bayern w&auml;ren. Dorthin streben viele S&auml;tze Hubers, zum Beispiel wenn er eigentlich &uuml;ber den Wert von Meinungsumfragen spricht und dann auf einmal sagt: &quot;Wenn wir in den Bierzelten sind, sp&uuml;ren wir, was die Menschen wirklich bewegt.&quot; Huber erlebt das wohl tats&auml;chlich: zuletzt am Freitag beim Volksfestauszug in Reisbach. Niemand behauptet, dass sei keine Inszenierung. Nur sind die in ihrer Schlichtheit sympathischer als ein vom Medienberater, der nicht Medienberater genannt werden will, zum Nicht-Inszenierten inszenierter Kanzlerkandidat.<br /><br /> Nach drei Stunden Mediennacht war vom schwullesbischen Stadtmagazin Our Munich aus der Eingangshalle noch immer kein Exemplar verschwunden - Winfried Scharnagl allerdings schon. Leider. <h1>Die Mediennacht der Medienmacht</h1> <h4>Die CSU l&auml;dt zum fr&ouml;hlichen Medienstammtisch. Und kann weder verbergen, wo sie herkommt, noch, wo sie hin will</h4> <h5>taz, 11.07.2002</h5> Was ist nur aus der CSU geworden? Da liegt bei der dritten CSU-Mediennacht am Eingang des M&uuml;nchner Nachtcaf&eacute;s tats&auml;chlich das schwullesbische Stadtmagazin Our Munich aus - mit der Titelzeile &quot;CSD statt CSU!&quot;. Da steht der ehemalige Chefredakteur des Bayernkurier und FJS-Intimus Winfried Scharnagl allein am Eingang und wird von mehr Menschen geschnitten als gegr&uuml;&szlig;t. Da gibt es g&auml;nzlich unbayerisches wie Krabbensalat oder R&auml;ucherlachsrose zu essen und der Obatzta wird auf Schwarzbrotecken statt auf Brezen gereicht. &Uuml;berhaupt: Wo waren die Brezen?<br /><br /> Jetzt sind Sie reingefallen! Und zwar auf eine alte Bier-und- Brezen-Inszenierung der CSU, welche die Partei heute allenfalls in Kommunalwahlk&auml;mpfen pflegt. Nur ist diese alte wesentlich sympathischer als die neue, welche man jetzt bei ebenjener CSU-Mediennacht erleben konnte. Die bundestagswahlkompatible CSU schmei&szlig;t Our Munich nicht aus ihren Veranstaltungsorten, sondern probt eine ebenso heuchlerische wie durchschaubare Inszenierung der Nicht- Inszenierung.<br /><br /> Die sieht so aus: &quot;Es gibt ja solche Politiker - einer soll jetzt im Kanzleramt sitzen -, die ihr Verhalten allein an den Medien ausrichten&quot;, fragt Markus S&ouml;der, Vorsitzender der Jungen Union in Bayern und Initiator der Mediennacht, in die Gespr&auml;chsrunde zum Thema Politik und Medien. Das war tats&auml;chlich eine Frage, denn die Feststellung liefert Stoibers Wahlkampfberater Michael Spreng dann als Antwort noch mal hinterher: &quot;Es ist egal, ob jemand ein netter Kerl ist, wenn im Land existenzielle Angst herrscht.&quot;<br /><br /> So weit haben inzwischen - nach fast einem halben Jahr - ja wohl alle die Stoiber-Inszenierung begriffen: Der ehrliche, arbeitsame &Uuml;berpreu&szlig;e mit &uuml;berprotestantischer Arbeitsethik gegen den allein schauspielerisch begabten Luftikus. So seicht, so gut. Nur folgt nat&uuml;rlich auch Stoiber bestimmten Anforderungen der Medien. Michael Spreng traute dem Publikum der CSU- Mediennacht wohl nicht allzu viel zu, denn er kommentierte Stoibers Auftritt im Berliner Nachtclub &quot;90 Grad&quot; tats&auml;chlich so: &quot;Warum sollte Herr Stoiber nicht die Stadt kennen lernen, in der er arbeiten wird?&quot;<br /><br /> Aber einer machte sich auf eine r&uuml;hrende Art Sorgen: Erwin Huber, Niederbayer und Leiter der Staatskanzlei, tadelte auf dem Podium: &quot;Nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, Edmund Stoiber w&uuml;rde seine Zeit in Berlin in Bars zubringen.&quot; Nein, keine Sorge, niemand glaubt, dass Edmund Stoiber in Berlin etwas anderes lieber t&auml;te, als Akten zu lesen. Nur sollten diese Inszenierungen - man denke an die Idee hinter der Dramaturgie bei der Vorstellung des Kompetenzteams - nicht heuchlerisch als etwas anderes ausgegeben werden. &quot;Ein Politiker w&auml;re dumm, wenn er nicht auf die Gesetze der Medien einginge&quot;, sagte Erwin Huber dann auch irgendwann.<br /><br /> Ihm nimmt man sogar den bedauernden Ton bei der Feststellung ab, dass diese Gesetze auch ihre Nachteile haben: &quot;Bayern kann ich vielleicht in 25 Sekunden erkl&auml;ren, Deutschland nicht.&quot; Vielleicht ist das Vertrauen da, weil Huber bei der Frage nach der Lieblingstalkshow angestrengt und etwas unsicher mit dem Zeigefinger &uuml;ber die Lippen f&auml;hrt, hin und her blickt und dann, als alle auf dem Podium geantwortet haben, als Letzter sichtlich stolz &uuml;ber den Geistesblitz sagt: &quot;Am liebsten nat&uuml;rlich die ,M&uuml;nchner Runde&#39; .&quot;<br /><br /> Womit wir wieder in Bayern w&auml;ren. Dorthin streben viele S&auml;tze Hubers, zum Beispiel wenn er eigentlich &uuml;ber den Wert von Meinungsumfragen spricht und dann auf einmal sagt: &quot;Wenn wir in den Bierzelten sind, sp&uuml;ren wir, was die Menschen wirklich bewegt.&quot; Huber erlebt das wohl tats&auml;chlich: zuletzt am Freitag beim Volksfestauszug in Reisbach. Niemand behauptet, dass sei keine Inszenierung. Nur sind die in ihrer Schlichtheit sympathischer als ein vom Medienberater, der nicht Medienberater genannt werden will, zum Nicht-Inszenierten inszenierter Kanzlerkandidat.<br /><br /> Nach drei Stunden Mediennacht war vom schwullesbischen Stadtmagazin Our Munich aus der Eingangshalle noch immer kein Exemplar verschwunden - Winfried Scharnagl allerdings schon. Leider.