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Spielplatz Computer, Vorwort

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Sinn und Sinnlichkeit

Warum Computerspiele ein wenig Geschichte verdient haben

1951 tippte Jack Kerouac in 20 Tagen seinen Roman "On the road" auf eine 36 Meter lange Papierrolle. 50 Jahre später wurde das Manuskript für 2,2 Millionen Dollar ersteigert. 1958 konstruierte der Physiker William Higinbotham aus einem analogen Computer und einem Oszilloskop das erste Computerspiel der Welt. Doch selbst wenn es jemand im Jahr 2008 ersteigern wollte - es ist für immer verloren. Genauso wie es dann viele der heute aktuellen Spiele sein werden. Computer-Technologie ist ein schlecht haltbares Material.

Erleben kann Higinbothams "Tennis for Two" niemand mehr. Es ist wie mit dem Nitro-Film, jenem Stoff aus dem Jahrzehnte lang Kino gemacht wurde: Die seltsam strahlenden Bilder dieses Materials existieren heute nicht mehr, die wenigen erhaltenen Rollen lagern unter strengsten Feuerschutzbestimmungen ungesehen in Archiven.

Ob aber in einem musealen Kontext Computerspiele wirklich spürbar werden könnten, ob gar die Anwendung des Kunstbegriffs, wie sie etwa der Literaturprofessor Henry Jenkins fordert, wirklich zu einem Erkenntnisgewinn über Spiele führen würde - darüber kann man streiten. So richtig gut allerdings nur mit ein wenig Kenntnis der Entwicklung von Computer- und Videospielen in den vergangen Jahrzehnten.

Warum schmuggelten die ersten Heimvideospiele hinter einer Kunstholzfront eine ehemals elitäre Technologie in die Häuser der Menschen? Warum erschrak Steve Wozniak, als er eines Tages in einer Computerzeitschrift entdeckte, dass Evets Kainzow einen höheren Tetris-Highscore erzielt hatte? Warum geht es laut Richard Garriott in seiner Rollenspiel-Reihe "Ultima" darum, Brot zu backen wann man will?

Wenn sich schon ein großer der Teil der vergangenen Spiel-Jahrzehnte der Erfahrung entzieht - die Erzählungen von ihnen bleiben. Und vielleicht bereichert der Versuch einige davon aufzuschreiben die Erfahrung der Sinnlichkeit und des Sinns heutiger Spiele. Über Kunst kann man dann ja immer noch reden.